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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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kräftige und muskulöse Männer.
    Da ertönte links von ihm ein sonderbares Geräusch.
    Der Sarde sah sich um und erblickte eine riesige, hoch aufgerichtete Kobra, bereit zum Angriff. Diesen Kampf nahm er besser nicht auf. Er wich zurück, stieß gegen die Mauer und blieb wie angewurzelt stehen. Eine zweite Schlange, die der ersten glich, versperrte ihm den Weg.
    «Zurück, ihr widerlichen Biester!»
    Der Dolch des Hünen schüchterte die Schlangen nicht ein, sie behielten ihre drohende Haltung bei. Falls es ihm gelang, eine zu töten, würde ihn die zweite doch beißen.
    «Was geht hier vor?»
    Nackt, mit einer Fackel in der Hand, tauchte Setaou auf und entdeckte den Sarden.
    «Du wolltest wohl meine Heilmittel stehlen… Zum Glück bewahren mich meine zwei Wachhunde vor derlei Ungemach. Sie sind aufmerksam und anhänglich. Zu deinem Leidwesen ist ihr Kuß allerdings tödlich.»
    «Du wirst doch nicht einen Mord auf dich laden, Setaou.»
    «Sieh an, du kennst meinen Namen… Dennoch bist du ein Dieb, den ich auf frischer Tat ertappe, noch dazu mit einem Dolch in der Hand. Eine dem Gesetz nach zulässige Verteidigung, wird der Richter befinden.»
    «Ich bin Serramanna, der Vorsteher der Leibwache des Königs.»
    «Dein Aussehen ist mir nicht unbekannt. Weshalb versuchst du, mich zu bestehlen?»
    «Ich wollte dich sehen, nur sehen.»
    «Zu dieser nächtlichen Stunde? Nicht nur, daß du mich dabei störst, Lotos zu lieben, jetzt lügst du auch noch dreist.»
    «Ich sage die Wahrheit.»
    «Und woher kommt dieses plötzliche Verlangen?»
    «Ein Erfordernis der Sicherheit.»
    «Was soll das heißen?»
    «Meine Aufgabe besteht dann, den König zu beschützen.»
    «Bin ich etwa eine Gefahr für Ramses?»
    «Das habe ich nicht gesagt.»
    «Aber du denkst es, wenn du herkommst, um mich zu bespitzeln.»
    «Mir darf kein Fehler unterlaufen.»
    Die zwei Kobras hatten sich dem Sarden noch weiter genähert, und aus Setaous Augen sprühte Zorn.
    «Begehe keine Dummheit!»
    «Sollte ein ehemaliger Seeräuber Angst vor dem Tod haben?»
    «Vor diesem da schon.»
    «Verschwinde, Serramanna, und belästige mich nie wieder. Sonst halte ich meine Wächter nicht mehr zurück.»
    Auf einen Wink Setaous schlängelten sich die Kobras beiseite. Schweißgebadet stapfte der Sarde zwischen ihnen davon, geradewegs auf die Äcker zu.
    Seine Meinung stand fest: Dieser Setaou hatte die Seele eines Verbrechers.
    «Was machen die?» fragte der kleine Kha, als er Bauern zusah, die eine Herde Schafe über ein noch nasses Feld trieben.
    «Sie lassen die Körner festtreten, die sie gesät haben», antwortete Nedjem, der Oberste Verwalter der Felder und Haine. «Die Überschwemmung hat auf den Ufern des Nils und auf den Feldern eine große Menge Schlamm abgelagert. Deshalb werden wir Weizen in Hülle und Fülle bekommen.»
    «Sind die nützlich, diese Schafe?»
    «So nützlich wie die Kühe und alle anderen Tiere der Schöpfung.»
    Das Hochwasser war zurückgegangen. Die Sämänner hatten sich ans Werk gemacht und wateten mit Freuden durch den fruchtbaren Morast, den ihnen der große Fluß so reichlich beschert hatte. Sie arbeiteten schon am frühen Morgen, denn ihnen waren nur wenige Tage gegönnt, in denen das Erdreich weich war und sich leicht pflügen ließ. Sobald sie die nassen Schollen mit der Hacke zerkleinert hatten, streuten sie die Samen aus, und die Tiere halfen den Menschen, die Körner im Boden festzutreten.
    «Es ist schön hier, auf dem Land», sagte Kha, «aber Papyrusrollen und Hieroglyphen sind mir lieber.»
    «Möchtest du einen Bauernhof sehen?» fragte Nedjem.
    «Wenn du mir einen zeigen willst.»
    Er nahm den Knaben an der Hand. Kha legte beim Gehen den gleichen, für sein Alter ungewöhnlich großen Ernst an den Tag wie beim Lesen und Schreiben. Dem sanften Nedjem hatte das Kind, das weder Spielsachen noch Spielgefährten begehrte, leid getan, denn es kam ihm einsam vor. Deshalb hatte er seine Mutter, die schöne Iset, gebeten, Kha bisweilen seiner Obhut anzuvertrauen. Es schien ihm dringend geboten, Ramses’ Sohn aus seinem goldenen Käfig herauszuholen und ihn die Natur samt ihren Wundern entdecken zu lassen.
    Kha beobachtete alles genau, jedoch nicht wie ein Kind, das ein einmaliges und neues Schauspiel bestaunt, sondern wie ein erfahrener Schreiber, der die Dinge zur Kenntnis nimmt, um seiner Dienststelle Bericht zu erstatten.
    Zu dem Gehöft gehörten auch Getreidespeicher, Stallungen, ein Hühnerhof, eine Backstube und ein

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