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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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brauche einen zuverlässigen Mann, der die Aufsicht über die Bauarbeiten führt und jede Verzögerung vermeidet. Ich habe es eilig, Moses. Auaris soll so schnell wie möglich in Pi-Ramses verwandelt werden.»
    «Hast du dir auch schon einen bestimmten Zeitraum vorgestellt?»
    «Ja, weniger als ein Jahr.»
    «Unmöglich!»
    «Dank deiner nicht.»
    «Glaubst du etwa, ich sei imstande, Steine mit der Geschwindigkeit eines Falken zu befördern und allein durch die Kraft meines Willens zusammenzufügen?»
    «Steine nicht, aber Ziegel.»
    «Du denkst also…»
    «An die vielen Hebräer, die sich als Ziegelmacher verdingen. Im Augenblick sind sie noch in verschiedenen Dörfern und Städten verstreut. Wenn du sie zusammenrufst, steht dir eine hervorragende Mannschaft fähiger Arbeiter zur Verfügung, die ein gewaltiges Werk zu vollbringen vermögen.»
    «Müssen Tempel nicht aus Stein gebaut werden?»
    «Ich lasse die bereits vorhandenen vergrößern. Das wird sich allerdings über mehrere Jahre hinziehen. Doch aus den Ziegeln errichten wir die Paläste, die Verwaltungsgebäude, die Villen für die Adligen, große und kleine Häuser. In weniger als einem Jahr wird Pi-Ramses, unsere neue Hauptstadt, bewohnbar sein.»
    Moses hegte nach wie vor Zweifel.
    «Ich bleibe dabei, daß das unmöglich ist. Allein die Baupläne…»
    «Die Baupläne bestehen bereits in meinem Kopf! Ich werde sie eigenhändig auf Papyrus zeichnen, und du wirst persönlich ihre Ausführung überwachen.»
    «Die Hebräer sind recht widerspenstige Leute. Jede Sippe hat ihren eigenen Anführer.»
    «Ich verlange ja nicht von dir, daß du König der Hebräer wirst, sondern Vorsteher der Baustätten.»
    «Es wird nicht leicht werden, mich durchzusetzen.»
    «Da bin ich zuversichtlich.»
    «Sobald sich dein Vorhaben herumgesprochen hat, werden andere Hebräer versuchen, meine Stelle einzunehmen.»
    «Glaubst du, daß ihnen das gelingen könnte?»
    Jetzt lächelte Moses.
    «Aber in der Zeit, die du vorgibst, wird uns der Erfolg nicht beschieden sein, das ist aussichtslos.»
    «Wir bauen Pi-Ramses! Die Stadt wird unter der Sonne des Deltas erglänzen und mit ihrer Schönheit über ganz Ägypten strahlen. An die Arbeit, Moses!»
     

SIEBENUNDDREISSIG
     
     
    DER ZIEGELMACHER ABNER ertrug die Ungerechtigkeiten nicht mehr, die Sary sich anmaßte. Weil er der Gemahl der Schwester des Pharaos war, behandelte der Ägypter die Arbeiter mit Härte und Verachtung. Er entlohnte die Überstunden niedriger, als es der Vorschrift entsprach, mogelte bei der Zuteilung der Nahrungsmittel und verweigerte ihnen unter dem Vorwand, sie hätten ihre Arbeit mangelhaft ausgeführt, ihre freien Tage.
    Solange Moses noch in Theben weilte, hatte Sary immer wieder klein beigeben müssen, doch seit dessen Abreise nahmen die Übergriffe zu. Erst tags zuvor hatte er einen Knaben von fünfzehn Jahren mit einem Stock verprügelt.
    Das hatte den Krug zum Überlaufen gebracht.
    Als Sary am Eingang zur Ziegelmacherei erschien, saßen die Hebräer im Kreis auf dem Boden. Nur Abner stand vor den noch leeren Tragekörben.
    «Auf die Beine und an die Arbeit!» befahl Sary, der in jüngster Zeit noch hagerer geworden war.
    «Wir verlangen eine Entschuldigung», erklärte Abner ruhig.
    «Was für ein Wort hast du da eben benutzt?»
    «Der Junge, den du gestern zu Unrecht geschlagen hast, ist so verletzt, daß er nicht aufzustehen vermag. Du schuldest ihm und uns Abbitte.»
    «Hast du den Verstand verloren, Abner?»
    «Ehe wir nicht Genugtuung erhalten haben, nehmen wir die Arbeit nicht wieder auf.»
    Sary antwortete mit grimmigem Hohngelächter.
    «Du machst mir wahrhaft Spaß, mein lieber Abner!»
    «Da du unser nur spottest, werden wir Klage erheben.»
    «Das ist ja lächerlich und dumm. Auf meine Anweisung hin haben die Ordnungskräfte ermittelt und festgestellt, daß dieser junge Handlanger das Opfer eines Unfalls geworden ist, den er selbst verschuldet hat.»
    «Aber… das ist eine Lüge!»
    «Ein Schreiber hat in meinem Beisem seine Aussage aufgenommen. Sollte er seine Worte widerrufen, wird man ihn der Lüge bezichtigen.»
    «Wie wagst du es, die Wahrheit so zu verdrehen?»
    «Wenn ihr jetzt nicht unverzüglich eure Arbeit aufnehmt, dann könnt ihr euch auf schwere Strafen gefaßt machen. Ihr müßt die Ziegel für das neue Haus des Stadtvorstehers von Theben liefern, und der duldet keine Verspätungen.»
    «Die Gesetze…»
    «Sprich mir nicht von Gesetzen, Hebräer! Du bist unfähig, sie zu

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