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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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geboren aus wahnsinniger Angst.
    »Abt, wir haben keine Chance zu entkommen.«
    Er lief zu ihr und ergriff ihre Hände. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Seine Augen zuckten umher. »Sie werden uns nicht bemerken. Wir tun so, als gingen wir unserer Arbeit nach. Sie werden uns keine Fragen stellen.«
    Sie wußte nicht, was sie auf eine derartige Selbsttäuschung antworten sollte. Allerdings kam sie auch gar nicht mehr dazu, es zu versuchen. Drei Männer mit blutbefleckten Uniformen aus Leder und Fell traten durch die Tür. Sie waren so groß und das Zimmer so klein, daß sie nur drei Schritte brauchten, um die Entfernung bis zum Abt zu überbrücken.
    Zwei hatten fettiges, lockiges, verfilztes Haar. Der dritte war kahlgeschoren, trug aber wie die beiden anderen einen dichten Bart. Alle hatten einen Goldring im linken Nasenflügel.
    Der mit dem glänzenden Schädel packte den Abt bei seinem weißen Haarkranz und riß seinen Kopf nach hinten. Der Abt winselte.
    »Beruf? Hast du einen Beruf?«
    Der Abt, dessen Kopf so weit nach hinten gebogen war, daß er nur an die Decke starren konnte, breitete flehend die Hände aus.
    »Ich bin der Abt. Ein Mann des Gebetes.« Er fuhr sich erneut mit der Zunge über die Lippen und fügte fast schreiend hinzu: »Und die Bücher! Ich kümmere mich um die Bücher!«
    »Bücher. Wo sind sie?«
    »Die Archive befinden sich im Lesesaal.« Da sein Kopf nach hinten verdreht war, zeigte er blindlings ins Leere. »Clarissa weiß Bescheid. Clarissa kann sie Euch zeigen. Sie arbeitet mit ihnen. Sie kann sie Euch zeigen. Sie kümmert sich um sie.«
    »Also kein Beruf?«
    »Ich bin ein Mann des Gebetes! Ich werde für Euch zu unserem Schöpfer und den Guten Seelen beten. Ihr werdet sehen. Ich bin ein Mann des Gebetes. Ihr braucht nicht einmal etwas dafür zu spenden. Ich werde für Euch beten. Ohne Spende.«
    Der Kerl mit dem rasierten Schädel spannte seine schweißglänzenden Muskeln an, riß den Kopf des Abts noch weiter nach hinten und schlitzte ihm mit einem langen Messer die Kehle auf. Clarissa fühlte, wie ihr warmes Blut ins Gesicht spritzte, als der Abt durch die klaffende Wunde ausatmete.
    »Einen Betbruder können wir nicht gebrauchen«, sagte der Angreifer und stieß den Abt zur Seite.
    Clarissa riß entsetzt die Augen auf, als sie sah, wie sich das Blut auf dem braunen Gewand des Abts ausbreitete. Sie kannte ihn fast ihr ganzes Leben lang. Er hatte sie vor Jahren aufgenommen und, indem er ihr Arbeit als Schreiberin gegeben hatte, ihren Hungertod verhindert. Er hatte Mitleid mit ihr gehabt, weil sie keinen Mann fand, außerdem verfügte sie über keinerlei Fertigkeit außer Lesen. Lesen konnten nicht viele, Clarissa aber konnte es, und damit verdiente sie ihr Brot.
    Daß sie die dicklichen Hände des Abts und seine sabbernden Lippen ertragen mußte, war eine Bürde, die sie auf sich nehmen mußte, wenn sie ihre Arbeit behalten und weiter ihren Lebensunterhalt verdienen wollte. Es war nicht gleich von Anfang an so gewesen, doch als sie allmählich mit ihrer Arbeit vertraut wurde und sie ihrer Fähigkeiten sicher war, begriff sie ganz allmählich, daß sie Dinge hinzunehmen hatte, die ihr nicht gefielen.
    Vor langer Zeit hatte sie ihn einmal gebeten, damit aufzuhören. Das hatte nichts bewirkt, und sie hatte ihm gedroht. Er erklärte ihr, man werde sie aus dem Haus weisen, wenn sie derart skandalöse Vorwürfe gegen einen angesehenen Abt erhob. Wie sollte eine auf sich gestellte Frau alleine draußen auf dem Land überleben? hatte er gefragt. Welch ein Schicksal hätte sie dann wohl zu ertragen?
    Wahrscheinlich war dies nicht das Schlimmste, was ihr widerfahren konnte. Andere Menschen litten Hunger, und Stolz füllte ihnen nicht den Bauch. Manche Frauen litten unter ihren Ehemännern mehr. Wenigstens schlug der Abt sie nicht.
    Sie hatte ihm nie etwas Böses gewollt. Er sollte sie nur in Ruhe lassen. Sie wollte ihm nichts Böses. Er hatte sie aufgenommen, ihr Arbeit und Essen gegeben. Andere hatten nichts als Verachtung für sie übrig.
    Der brutale Kerl kam zu ihr und riß sie aus dem Schockzustand, der sie befallen hatte, weil sie die Ermordung des Abtes mitansehen mußte. Er schob das Messer in seinen Gürtel.
    Daraufhin packte er ihr Kinn mit seinen schwieligen, blutverschmierten Fingern und drehte ihren Kopf von einer Seite zur anderen. Er kniff sie probeweise in die Hüfte. Sie fühlte, wie ihr Gesicht vor Erniedrigung brannte, weil sie so taxiert wurde.
    Er wandte sich an

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