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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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einfach. Der Grund, weshalb die Schwestern gegründet wurden, war der, daß sie Knaben mit der Gabe helfen sollten. Man gab uns Rada’Hans, um sie zu beschützen, während wir ihnen beibringen, wie man die Gabe beherrscht.«
    »Das weiß ich alles, Verna, doch –«
    »Hör zu. Wir benutzen die Halsringe nur, weil wir keine Zauberer haben, die helfen können. In der Vergangenheit weigerten sich habgierige Zauberer, denen zu helfen, die mit der Gabe geboren wurden. Ein erfahrener Zauberer kann sich mit deinen Gedanken vereinen und den Schutz an dich weitergeben – dir zeigen, wie man die Gabe richtig benutzt. Für einen Zauberer ist das ein Kinderspiel, aber nicht für eine Magierin. Wir brauchen nichts weiter zu tun, als einen Zauberer aufzusuchen.«
    Verna zog das Reisebuch umständlich aus ihrem Gürtel und hielt es ihm vor die Augen. »Wir haben einen Zauberer – Zedd. Wir brauchen nichts weiter zu tun, als mit Ann zu sprechen und sie und Zedd dazu zu bringen, sich mit uns zu treffen. Der Zauberer kann dir helfen, und dann geht es dir wieder gut.«
    Warren starrte sie an. »Es wird nicht funktionieren, Verna.«
    »Sag das nicht. Woher willst du das wissen, Warren.«
    »Ich weiß es eben. Ich hatte noch eine weitere Prophezeiung.« Verna ließ sich auf die Fersen sinken. »Wirklich? Wie lautete sie?« Warren preßte sich die Fingerspitzen an die Schläfen. Sie sah, daß er Schmerzen hatte. Die von der Gabe hervorgerufenen Kopfschmerzen waren überaus quälend. Wenn man nichts dagegen unternahm, führten sie am Ende zum Tod.
    »Jetzt hör du mir mal zur Abwechslung zu, Verna. Ich hatte eine Prophezeiung. Die Worte sind nicht wichtig. Aber ihre Bedeutung.« Er löste seine Hände von seinem Kopf und sah ihr in die Augen. In diesem Moment kam er ihr sehr alt vor. »Du mußt tun, was du geplant hast, und dich auf die Suche nach den Schwestern machen. In der Prophezeiung war nicht die Rede davon, ob du damit Erfolg haben wirst, doch muß ich dich begleiten. Wenn ich etwas anderes tue, werde ich sterben. Es handelt sich um eine Prophezeiung mit verknüpften Gabelungen – eine ›Entwederoder‹-Prophezeiung.«
    Sie räusperte sich. »Aber … es wird doch sicher…«
    »Nein. Wenn ich bleibe oder versuche Zedd aufzusuchen, sterbe ich. Die Prophezeiung bestätigt nicht, ob ich überlebe, wenn ich mit dir gehe, immerhin besagt sie, daß meine einzige Chance darin besteht, dich zu begleiten. Wenn du mich zwingst hierzubleiben, werde ich sterben. Wenn du versuchst, mich zu Zedd zu bringen, werde ich sterben. Wenn du möchtest, daß ich eine Überlebenschance habe, dann mußt du mich mitnehmen. Entscheide dich, Prälatin.«
    Verna mußte schlucken. Als Schwester des Lichts, als Magierin, sah sie am trüben Blick in seinen Augen, wie sehr ihm die Kopfschmerzen der Gabe zusetzten. Sie wußte auch, daß Warren sie über eine Prophezeiung nicht anlügen würde. Er würde vielleicht irgendeinen Trick versuchen, um sie zu begleiten, eine falsche Prophezeiung würde er nicht benutzen.
    Er war ein Prophet. Prophezeiungen bedeuteten sein Leben. Und vielleicht seinen Tod.
    Sie ergriff seine Hände. »Besorg ein paar Vorräte und zwei Pferde. Ich werde gehen und Adie noch etwas sagen, dann muß ich mit meinen Beraterinnen sprechen und ihnen erklären, was sie zu tun haben, solange wir fort sind.«
    Verna küßte seine Hand. »Ich lasse nicht zu, daß du stirbst, Warren. Dafür liebe ich dich zu sehr. Wir werden dies gemeinsam durchstehen. Ich bin nicht müde. Laß uns nicht bis morgen früh warten. Wir können in einer Stunde aufbrechen.«
    Warren zog sie an sich und schloß sie voller Dankbarkeit in seine Arme.

24. Kapitel
    Aus dem Schatten heraus sah er zu, wie der Mann mittleren Alters die Tür schloß und einen Augenblick in der Diele stehenblieb, um sein Hemd über den Kugelbauch zu ziehen und in die Hose zu stopfen. Der Mann lachte gutgelaunt in sich hinein, dann entfernte er sich schweren Schritts durch die Diele, stieg die Treppe hinunter und verschwand aus dem Blickfeld.
    Es war spät. Erst in einigen Stunden würde die Sonne aufgehen. Wegen der rotgestrichenen Wände spendeten die Kerzen, die man vor versilberten Reflektoren zu beiden Seiten der schmalen Diele angebracht hatte, reichlich wenig brauchbares Licht. So mochte er es – wenn der tröstliche Deckmantel der Schatten in tiefster Nacht dem schändlichen Verlangen seine Stimmung verlieh.
    Ausschweifungen gab man sich am besten nachts hin. Und im Dunkeln. Er blieb

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