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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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hilflos. Die Tatsache, daß es ihm gelungen war, seinen Rada’Han abzunehmen, sprach Bände über seine Fähigkeiten.
    Sagt so etwas nicht, Ann. Seid vorsichtig. Ihr und Zedd müßt Euch gegenseitig beschützen. Wir alle brauchen Euch.
    Danke, mein Kind. Paß auf die Schwestern des Lichts auf, Prälatin. Wer weiß, vielleicht will ich eines Tages die Führung wieder übernehmen.
    Verna mußte lächeln, so tröstlich fand sie das Gespräch mit Ann, die selbst in auswegloser Lage noch den Humor behielt. Davon konnte Verna nur träumen. Ihr Lächeln erlosch, als ihr einfiel, daß Ann erzählt hatte, Richard sei das in der todbringenden Prophezeiung genannte Opfer.
    Sie dachte über Nathans Warnung nach, eine der Schwestern stehe im Begriff, eine Dummheit zu machen. Hätte Nathan sich doch nur ein wenig klarer ausgedrückt. Mit ›Dummheit‹ konnte beinahe alles mögliche gemeint sein. Verna war nicht geneigt, ohne weiteres zu glauben, was Nathan von sich gab, andererseits kannte Ann ihn weit besser als Verna.
    Sie dachte an die Schwestern, die Jagang gefangenhielt. Einige waren Schwestern des Lichts, und ein paar wenige waren liebe Freundinnen von Verna, und das schon seit ihrer Novizinnenzeit. Diese fünf – Christabel, Amelia, Janet, Phoebe und Verna – waren zusammen im Palast aufgewachsen.
    Von diesen hatte Verna Phoebe zu einer ihrer Verwalterinnen ernannt. Nur Phoebe befand sich zur Zeit bei ihr. Christabel, Vernas beste Freundin, hatte sich dem Hüter der Unterwelt zugewandt. Sie war eine Schwester der Finsternis geworden und von Jagang gefangengenommen worden. Die beiden letzten von Vernas Freundinnen, Amelia und Janet, waren ebenfalls von Jagang gefangengenommen worden. Janet war dem Licht treu geblieben, das wußte Verna, aber bei Amelia war sie nicht sicher. Wenn sie noch immer treu ergeben war…
    Verna preßte ihre zitternden Finger an die Lippen und dachte an ihre beiden Freundinnen, zwei Schwestern des Lichts, die Sklaven des Traumwandlers waren.
    Am Ende war es das, was sie zu ihrem Entschluß ermutigte.
    Verna spähte in Warrens Zelt hinein. Unaufgefordert spielte ein Lächeln über ihre Lippen, als sie seine Gestalt auf seinen Decken in der Dunkelheit erblickte, wo er wahrscheinlich den Gedanken eines jungen Propheten nachhing. Sie mußte darüber lächeln, wie sehr sie ihn liebte und daß sie wußte, wie sehr er sie liebte.
    Verna und Warren waren beide im Palast der Propheten aufgewachsen und kannten sich fast schon ihr Leben lang. Mit ihrer Gabe als Magierin war sie für die Ausbildung junger Zauberer bestimmt, während seine Gabe als Zauberer ihn eher für Prophezeiungen vorsah.
    Zwischen ihnen hatte es erst ernstlich gefunkt, als Verna mit Richard in den Palast zurückgekehrt war. Dank Richard, der das Leben im Palast vollkommen verändert hatte, waren Verna und Warren einander nähergekommen, und ihre Freundschaft entwickelte sich. Als Verna dann während ihres Kampfes gegen die Schwestern der Finsternis zur Prälatin ernannt wurde, waren sie und Warren auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Im Laufe dieser Auseinandersetzungen war ihr Verhältnis über bloße Freundschaft hinausgegangen. Nach all den Jahren hatten sie endlich ihre Liebe füreinander entdeckt.
    Ihr fiel ein, was sie ihm mitzuteilen hatte, und ihr Lächeln verblaßte. »Warren«, flüsterte sie, »bist du wach?«
    »Ja«, kam die leise Antwort.
    Bevor er Gelegenheit hatte, sich aufzurichten und sie in die Arme zu schließen, und sie womöglich ihren Mut verlor, trat sie in sein Zelt und platzte damit heraus.
    »Warren, mein Entschluß steht fest. Ich werde keine Widerworte von dir dulden. Verstehst du? Die Sache ist zu wichtig.« Er schwieg, also fuhr sie fort. »Amelia und Janet sind meine Freundinnen. Abgesehen davon, daß sie Schwestern des Lichts in der Hand des Feindes sind, liebe ich sie. Sie würden dasselbe für mich tun, das weiß ich. Ich werde mich bemühen, sie und so viele wie möglich zu retten.«
    »Ich weiß«, flüsterte er.
    Er wußte es. Was bedeutete das? Schweigen breitete sich in der Dunkelheit aus. Verna runzelte die Stirn. Es war nicht Warrens Art, in einer solchen Angelegenheit nicht zu widersprechen. Auf seine Argumente war sie vorbereitet gewesen, nicht aber auf sein stummes Einverständnis.
    Mit ihrem Han, der Kraft des Lebens und der Seele, über die die Gabe der Magie funktionierte, entzündete Verna eine Flamme in ihrer Hand und ließ sie auf eine Kerze überspringen. Er lag

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