Der Tempel der vier Winde - 8
wackelte mit den Fingern und schnitt ihnen Grimassen. Zedd stand auf dem Kopf und sang ein paar ihm bekannte anzügliche Balladen. Ann fing hysterisch an zu kichern, als er die entscheidenden Wörter falsch aussprach.
Zedd bekam einen Lachanfall, dann schlug er hin und landete im Matsch, und Ann warf sich auf ihn. Sie hockte auf seinem Bauch, drückte ihn zu Boden und kitzelte ihn unter den Armen, während er zwischen seinen Lachanfällen nach Atem ringend ihre Rippen kitzelte. So viel Spaß hatten die beiden ihr Leben lang noch nicht gehabt. Die Schweine drängten sich in einer Ecke zusammen.
Plötzlich, die beiden waren gerade völlig hemmungslos damit beschäftigt, die kitzligsten Stellen beim jeweils anderen zu entdecken, wurden Wassereimer über ihnen ausgeleert. Sie sahen hoch. Noch mehr Wasser ging auf sie nieder.
So schnell, wie der Matsch von ihnen heruntergewaschen wurde, warfen sie sich wieder hinein. Aschebeschmierte Wächter packten sie bei den Armen und hielten sie mit vorgehaltenen Speeren in Schach, während sie erneut abgespritzt wurden. Zedd linste hinüber zu Ann. Ann linste zurück. Sie wirkte lächerlich, als ihr Gesicht unter Schlieren von Dreck zum Vorschein kam. Er kicherte und schnitt ihr ein Gesicht. Sie kicherte und zog ihm ebenfalls eine Grimasse. Die Männer brüllten sie an.
Die Wangen aufgebläht, versuchte Zedd, das Lachen einzustellen. Die Wächter stießen ihnen die Speere in den Rücken und drängten sie voran. Das erinnerte ihn daran, gekitzelt zu werden, und sie brachen erneut in Gelächter aus.
Es war, als hätte das Lachen, einmal ausgebrochen, ein Eigenleben. Welchen Unterschied machte es, daß sie geopfert werden sollten? Warum sollten sie zu guter Letzt nicht noch einmal richtig Spaß haben. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Die Menge aus verschleierten Gestalten teilte sich, während die beiden Gefangenen aus dem Schweinepferch herausgeführt wurden.
Zedd hob kichernd die Arme und winkte. »Wink den Leuten zu, Annie.«
Statt dessen schnitt sie Grimassen. Zedd gefiel der Einfall, und er äffte sie nach. Die Menschen wichen erschrocken zurück, so als böte sich ihnen ein grauenvoller Anblick. Einige Frauen stimmten weinend ein Klagegeheul an. Zedd und Ann zeigten lachend auf sie, als die Frauen Schutz vor diesen Irren suchten und aus der Menschenmenge flüchteten.
Wenig später lagen Zelte und Zuschauer hinter ihnen, während ihre Häscher sie mit ihren Speeren weiterstießen. Kurz darauf befanden sich die beiden verdreckten, stinkenden, glücklichen Opfergaben draußen in den Hügeln. Fünfunddreißig oder vierzig Seelenjäger der Nangtong, allesamt mit einsatzbereiten Speeren oder Bögen in den Händen, zogen hinter ihnen her. Zedd fiel auf, daß einige von ihnen Bündel und Vorräte mitgenommen hatten.
Der Oberste Zauberer Zeddicus Zu’l Zorander und Prälatin Annalina Aldurren hüpften lachend vor den Speeren her und prahlten gegenseitig damit, wie viele Zwiebeln sie verdrücken konnten, ohne daß ihnen die Tränen kamen.
Zedd hatte nicht die geringste Ahnung, wohin sie unterwegs waren, aber es war ein schöner Vormittag, um dorthin zu gehen. Was immer ihr Ziel sein mochte.
»Irgendwie komisch, Lord Rahl«, befand Unterkommandant Crawford.
Richard ließ den Blick über das Geröllfeld wandern. »Was ist daran komisch?«
Der Unterkommandant legte den Kopf in den Nacken und sah an der Felswand hoch. »Na ja, ich meinte, es ist eigenartig. Ich bin inmitten von zerklüfteten Bergen aufgewachsen und habe mein Leben lang Orte wie diesen gesehen, aber diese Stelle hier ist eigenartig.« Er drehte sich um und zeigte. »Seht Ihr den Berg dort drüben? Man kann erkennen, wo der Erdrutsch ausgelöst wurde.«
Richard legte eine Hand an die Stirn, um seine Augen gegen die tiefstehende Nachmittagssonne abzuschirmen. Der Berg, auf den der Unterkommandant zeigte, war zerklüftet und bis auf den obersten Bereich mit Bäumen bestanden. An der steilen Wand unterhalb von ihnen hatte ein Teil nachgegeben und dort, wo das Gestein weggebrochen war, eine Narbe aus nacktem Fels hinterlassen. Am Fuß der kahlen Narbe befand sich ein Geröllfeld.
»Was ist damit?«
»Nun, seht Euch all das Geröll dort unten an. Das ist der Teil, der aus der Flanke des Berges herausgebrochen ist.« Er deutete auf den Hang, oberhalb dessen sie standen. »Aber es ist nicht dasselbe.«
Ein weiterer Soldat kam hinzu und salutierte mit einem Faustschlag aufs Herz. Er sah vorsichtig zu Ulic und Egan
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