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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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betäubenden Gestank des Todes.
    Clive Anderson saß auf einem der Stühle, die er selbst getischlert hatte. Er war tot. In den Armen hielt er den erstarrten Leichnam seiner Frau.
    Richard stand wie gelähmt vor diesem Anblick. Er hörte, wie Kahlan hinter ihm ein Schluchzen entfuhr.
    Drefan ging hinauf in die Schlafzimmer. Dort sah er sich kurz um und kam kopfschüttelnd zurück.
    Richard starrte auf den toten Ehemann und seine Frau. Er versuchte, sich Clives Elend vorzustellen, wie er dort gesessen hatte, pestkrank, und seine Frau, all seine Träume und Hoffnungen, tot in den Armen hielt.
    Drefan schob Richard eine Hand unter den Arm und zog ihn fort.
    »Wir können hier nichts mehr tun, Richard. Am besten gehen wir und lassen einen Totenkarren kommen.«
    Kahlan preßte ihr Gesicht an seine Schulter und weinte. Er sah die bestürzten Gesichter von Berdine und Raina. Er bemerkte, wie ihre Hände sich fanden und ineinander verschlangen – eine verstohlene, traurige Geste. Nadine wandte den Blick von den übrigen ab. Plötzlich tat sie Richard leid. Drefan legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zu trösten. Eine quälende Stille hatte sich über den Raum gesenkt.
    Richard hielt Kahlan eng an sich gedrückt, während sie die Treppe hinunterstiegen. Die anderen folgten. Als sie die Werkstatt erreichten, schöpfte er endlich wieder Luft. In dem Gestank oben war ihm fast schlecht geworden.
    In diesem Augenblick kam Erling, der Großvater, zur Tür herein. Er erschrak, als er sechs Personen in seiner Werkstatt stehen sah.
    »Entschuldigt, Erling«, sagte Richard. »Wir hatten nicht die Absicht, in Euer Heim einzudringen. Wir sind gekommen, um nach Euch zu sehen. Um…«
    Erling nickte matt. »Mein Sohn ist tot. Hattie auch. Ich mußte … das Haus verlassen. Ich konnte sie nicht alleine tragen.«
    »Wir schicken sofort einen Karren her. In der nächsten Straße stehen ein paar Soldaten. Ich werde ihnen sofort sagen, sie sollen Euch helfen.«
    Erling nickte abermals. »Das wäre freundlich von Euch.«
    »Und … die anderen? Sind sie –«
    Erling hob die blutunterlaufenen Augen. »Meine Frau, meine Tochter, mein Sohn, seine Frau, Darby und die kleine Lily – alle tot.« Sein Mund arbeitete, während ihm die Tränen in die Augen traten. »Beth hat sich wieder erholt. Sie ist wieder gesund geworden. Ich konnte mich nicht um sie kümmern. So habe ich sie zunächst einmal zu Hatties Schwester gebracht. Bis jetzt sind in ihrem Haus alle gesund.«
    Richard legte behutsam eine Hand auf Erlings Arm. »Es tut mir so leid. Gütige Seelen, es tut mir so leid.«
    Erling nickte. »Danke.« Er räusperte sich. »So lange, wie ich lebe, da würde man denken, daß es mich erwischt und nicht die Jungen. Die Seelen waren in dieser Angelegenheit nicht gerecht, alles andere als gerecht.«
    »Ich weiß«, sagte Richard. »Jetzt sind sie an einem Ort, wo Frieden herrscht. Früher oder später werden wir alle dorthin gehen. Dann werdet Ihr wieder bei ihnen sein.«
    Nachdem sie sich davon überzeugt hatten, daß Erling nichts brauchte, blieben sie draußen auf der Gasse kurz stehen, um ihre Gedanken zu ordnen.
    »Raina«, sagte Richard, »bitte lauft hinüber in die nächste Straße, wo wir die Soldaten gesehen haben. Holt sie sofort her. Sagt ihnen, sie sollen die Leichen für Erling fortschaffen.«
    »In Ordnung«, sagte sie, dann eilte sie davon. Ihr dunkler Zopf wehte ihr beim Laufen hinterher.
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, sagte Richard leise. »Was kann man für jemanden tun, der soeben seine ganze Familie verloren hat? Alle, die er geliebt hat? Ich bin mir wie ein Narr vorgekommen. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte.«
    Drefan drückte Richards Schulter. »Du hast das Richtige gesagt, Richard. Ganz bestimmt.«
    »Deine Worte waren ein Trost für ihn, Richard«, stimmte auch Nadine zu. »Mehr konntest du nicht tun.«
    »Mehr konnte ich nicht tun«, wiederholte Richard, den starren Blick auf einen Punkt in der Ferne gerichtet.
    Kahlan drückte seine Hand. Berdines Hand berührte seine. Er ergriff sie. Die drei standen da, verbunden durch ihren gemeinsamen Kummer.
    Richard ging auf und ab und wartete, daß Raina zurückkam. Die Sonne war fast untergegangen. Es würde dunkel sein, bevor sie wieder im Palast waren. Das mindeste, was sie tun konnten, war zu warten, bis Erling jemanden hatte, der ihm half, seinen toten Sohn und seine Schwiegertochter aus dem Haus zu schaffen.
    Kahlan und Berdine standen nebeneinander, an

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