Der Tempel der vier Winde - 8
Lächeln schwebte Darken Rahl näher.
»Ich habe lediglich zwei kleine, unbedeutende Bedingungen. Erfülle sie, und du kannst zu deinem Bruder Drefan und seiner Frau zurückkehren.«
Richards Blick war voller Haß. »Nenne sie. Aber setzt du den Preis zu hoch an und entscheide ich mich, ihn nicht zu zahlen und statt dessen hierzubleiben, dann werde ich mich eine Ewigkeit lang der Folter deiner Seele verschreiben. Du weißt, daß ich die Möglichkeit dazu habe – die Winde haben mir gezeigt, wie man es macht.«
»Dann wirst du wohl entscheiden müssen, wie wichtig es für dich ist, mein Sohn. Ich glaube, du wirst den Preis bezahlen.«
Richard hatte nicht die Absicht, ihm zu verraten, wie wichtig es ihm war, denn damit hätte er den Preis nur in die Höhe getrieben.
»Nenne den Preis, dann werde ich entscheiden, ob ich ihn bezahle. Ich war schon bereit hierzubleiben und könnte mich noch immer so entscheiden.«
Darken Rahl kam näher, so nahe, daß das Gleißen seiner Seele Richard beinahe zwang zurückzuweichen. Er riß sich zusammen, um auch ohne einen magischen Schild seine Stellung zu behaupten.
»Oh, der Preis wird wahrlich hoch sein, aber ich glaube, du wirst dich einverstanden erklären. Ich kenne dich, Richard. Ich kenne dein törichtes Herz. Für diese Frau wirst du selbst dies geben.«
Darken Rahl kannte sein Herz in der Tat. Schließlich war es Darken Rahl gewesen, der es um ein Haar zerstört hätte.
»Nenne den Preis oder verschwinde.«
»Erstens: Das Wissen des Tempels der Winde gehörte nicht dir, bevor du hierherkamst. Du wirst zurückkehren, wie du eingetroffen bist – ohne das Wissen, das du hier erworben hast. In deine Welt zurückgekehrt, wirst du wieder so sein, wie du warst, als du sie verlassen hast.«
Das hatte Richard erwartet. »Einverstanden.«
»Oh, sehr gut, mein Sohn. Wie eifrig, wie ernst du doch bist. Ob du der zweiten Bedingung wohl ebenso bereitwillig zustimmen wirst?« Sein Lächeln schien dazu angetan, einem das Fleisch von den Knochen zu reißen. »Ich habe da meine Zweifel.«
Seine Stimme fuhr in ihrem tödlichen zischelnden Tonfall fort.
Als Darken Rahl die zweite Bedingung nannte, hätten Richards Knie fast nachgegeben.
»Darf er das?« brachte Richard kaum lauter als geflüstert hervor. »Darf er das verlangen?«
Denna starrte ihn aus schwermütigen Seelenaugen an.
»Ja.«
Richard kehrte den beiden Seelen den Rücken zu. Gesenkten Kopfes preßte er seine Hand auf die Augen. »Es ist mir sehr wichtig«, erwiderte er leise. »Ich bin mit dem Preis einverstanden.«
»Das wußte ich.« Darken Rahls boshaftes Lachen hallte durch den Tempel der Winde. »Ich wußte, für diese Frau würdest du sogar diesen Preis bezahlen.«
Richard ordnete seine Sinne. Langsam drehte er sich um und zeigte auf die Seele.
»Und mit diesem Preis hast du mir offenbart, welche Ödnis in deinem Geist herrscht. Das, lieber Vater, war ein Fehler, denn jetzt kann ich diese Leere gegen dich verwenden.«
Das Lachen erstarb. »Du kannst mich bestenfalls aus den Winden verbannen, doch damit wird der Preis nicht aufgehoben. Die Welt der Seelen wird ihn einfordern, jetzt, da er einmal genannt und akzeptiert ist.«
»Ja, das werden sie«, sagte Richard. »Aber für alles, was du getan hast, wirst du meine Rache zu spüren bekommen – auch für den zweiten Preis, den du gefordert hast, obwohl du dich mit dem ersten hättest begnügen können.«
Richard spürte einen unverfälschten, nicht einmal von einem Fünkchen Additiver Magie vergifteten Strom Subtraktiver Magie. Es war die Kraft der entfesselten Leere.
Ein völliges Fehlen allen Lichts umgab die Seele Darken Rahls.
Ein Klagelaut drang aus der tiefen Ewigkeit, während Darken Rahl in die durch nichts gemilderte Finsternis des Hüters der Unterwelt gerissen wurde, die nicht ein einziger Funken des Lichts des Schöpfers erreichte.
Der Schmerz, der mit der Verweigerung dieses Lichts einherging, das war die wahre Folter in des Hüters ewiger Dunkelheit.
Nachdem Darken Rahl verschwunden war, wandte Richard sich abermals dem Durchgang in die Welt des Lebendigen zu.
»Tut mir leid, Richard«, vernahm er Dennas zärtliche Stimme. »Kein anderer als er hätte das von dir verlangt.«
»Ich weiß«, meinte Richard leise, während er die Blitze herbeirief, die ihn zurückbringen sollten. »Bei den Gütigen Seelen, ich weiß.«
64. Kapitel
Drefan schob ihr seine Hand unter den Arm und zog sie mit der Schulter an sich heran. Auf den weißen
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