Der Tempel der vier Winde - 8
– er möchte, daß wir alle nach D’Hara zurückkehren. Die Midlands will er der Imperialen Ordnung überlassen und sich ganz auf die Verteidigung D’Haras konzentrieren. Ich habe mir den Mund zerredet, um ihn davon abzubringen.
Ich muß ins Bett und mich ein wenig ausruhen, damit ich morgen früh aus den Federn komme und ein weiteres Mal versuchen kann, ihnen Drefans unsinnigen Plan auszureden. Der General ist sich nicht ganz sicher, ob Drefan nicht vielleicht doch recht hat. Ich schon.«
»Schlafen könnt Ihr später. Jetzt kommt Ihr mit mir hinauf zur Burg.«
Kahlan blickte in ihre Mord-Sith-Augen. Denn genau das waren sie: Mord-Sith-Augen. Nicht Berdine sprach hier, sondern Herrin Berdine – so kalt und fordernd, wie eine Mord-Sith nur sein konnte.
»Erst wenn Ihr mir erklärt, warum«, entgegnete Kahlan ruhig.
Berdine packte Kahlans Arm. »Ihr werdet mich hinauf in die Burg begleiten. Entweder im Sattel sitzend oder quer darüber liegend – die Entscheidung liegt ganz bei Euch –, aber ihr werdet mitkommen, und zwar gleich.«
Kahlan hatte noch nie einen so entschlossenen Ausdruck in Berdines Augen gesehen. Er war beängstigend. Anders konnte man ihn nicht nennen: beängstigend.
»Also gut, reiten wir los, wenn Euch das so wichtig ist. Ich will nur den Grund wissen.«
Statt einer Antwort packte Berdine Kahlans Arm noch fester und schob sie gewaltsam zur Tür. Berdine öffnete die Tür einen Spaltbreit, linste hinaus, dann steckte sie den Kopf hindurch und sah sich um.
»Die Luft ist rein«, flüsterte sie. »Los.«
»Berdine, Ihr macht mir angst. Was ist passiert?«
Ohne eine Antwort stieß Berdine sie durch die Tür. Sie nahmen den Dienstbotenaufgang und vermieden die besser bewachten Gänge. Berdine mußte mit den Wachen gesprochen haben, auf die sie stießen, denn als ihnen zwei entgegenkamen, drehten sie ab und sahen zur Seite, als hätten sie niemanden bemerkt.
Zwei Pferde warteten, beides Armeepferde, große rotbraune Wallache.
Berdine warf Kahlan einen Soldatenumhang zu. »Hier, zieht das über, und verhüllt damit Euer weißes Kleid, damit die Menschen Euch nicht erkennen, sonst erfährt Drefan davon.«
»Wieso darf Drefan nicht erfahren, wohin wir reiten?«
Berdine packte Kahlans Ferse und stopfte ihren Fuß in den Steigbügel, der zu groß war und zu locker saß, da er für den Stiefel eines Mannes gemacht war. Berdine gab Kahlan einen Klaps auf den Hintern.
»Macht endlich, daß Ihr aufs Pferd kommt.«
Kahlan gab ihren Widerstand auf. Berdine hatte offenkundig nicht die Absicht, ihr zu verraten, was die Eile zu bedeuten hatte. Während des Ritts hinauf zur Burg der Zauberer schwiegen sie wie auch während des Marsches durch die menschenleeren Flure, Gänge und Säle.
Beim Einbiegen in den letzten steinernen Gang zur Sliph begegneten sie Cara, die vor einer Tür Wache hielt. Cara verhielt sich, während ihr die beiden entgegeneilten, in ihrem unnachgiebigen Gebaren ebenso rätselhaft wie Berdine.
An der Tür angekommen, packte Berdine den Riegel mit der einen und Kahlans Arm mit der anderen Hand.
Der Ausdruck in ihren Augen war unmißverständlich und nüchtern. »Wagt bloß nicht, mich zu enttäuschen, Mutter Konfessor, oder Ihr werdet am eigenen Leib erfahren, weshalb Mord-Sith so gefürchtet sind. Cara und ich werden bei der Sliph warten.«
Ohne sich umzusehen, machte Cara sich auf den Weg zur Sliph, während Berdine die Tür öffnete und Kahlan grob in den Raum hineinstieß. Kahlan stolperte und fing sich wieder, während sie sich umblickte und bemerkte, daß Berdine die Tür zuzog.
Kahlan drehte sich um und sah sich Richard gegenüber.
Ihr Herz schien ebenso auszusetzen wie ihre Atmung.
Ein halbes Dutzend Kerzen in einem eisernen Halter spiegelten sich als kleine Lichtpunkte in seinen grauen Augen wider. Er wirkte überlebensgroß. Jede Einzelheit war genauso, wie sie sich daran erinnerte. Nur das Schwert fehlte.
Der Widerstreit der Gefühle ließ ihr den Atem in den Lungen stocken.
Endlich fand sie die Sprache wieder. »Die Pest ist vorbei.«
»Ich weiß.«
Der Raum erschien ihr so winzig. Das Mauerwerk so finster. Die Luft so drückend. Sie hatte Mühe, Luft zu holen und ihren plötzlich schneller schlagenden Puls zu beruhigen.
Obwohl es in den unteren Gefilden der Burg der Zauberer kühl war, hatten sich auf seiner Stirn Schweißperlen gebildet. Ein Tropfen rollte über seinen Wangenknochen und hinterließ eine feuchte Spur.
»Was machst du dann hier? Was
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