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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Alle Augen waren auf Salomo gerichtet, der das
Feuer für das Brandopfer entzündete, während die Zuschauer des ‹ersten Mals›
den Atem anhielten. Die Flamme, die nie wieder erlöschen würde, schien bis zum
Himmel zu steigen.
    Ein Priester
mit einem Mutterschaf in den Armen stellte sich neben den König. Er schnitt dem
Tier die Kehle durch, und sein Blut floß in die Rinnen, die zu den vier Ecken
des Altars führten. Die Asche fiel durch einen waagrechten Rost.
    Auf ein
Zeichen von Salomo hin erschollen Trompeten und gaben den Altar für eine große
Schar von Feiernden frei, die Tiere opfern wollten, die alsdann bei einem
riesigen Festmahl verzehrt werden sollten. Mehr als zwanzigtausend Ochsen und
hunderttausend Schafe sollten zur höheren Ehre Gottes geopfert werden.
    Salomo hatte es geschafft.
Der Tempel war erbaut. Ein genialer Oberbaumeister, Hiram, hatte dem
aberwitzigen Plan eines ins Absolute vernarrten Herrschers Gestalt gegeben.
    Salomo weinte
vor Freude, als er unbeweglich und allein im Allerheiligsten stand.
    Hiram, den
die Last der Verbannung und der Tod der Brüder niederdrückten, verkroch sich in
Begleitung seines Hundes in die Höhle.
    Königin
Nagsara, die allein in ihrem prächtigen Gemach im Palast saß, weinte um eine
verlorene Liebe.
    Kaleb, der
Hinkefuß, war berauscht von Fröhlichkeit und Wein und feierte an der Tafel der
Reichen, die das Lob Salomos, des Weisen, und Meister Hirams, des
Oberbaumeisters, sangen.

 
    Kapitel 45
     
     
     
    Von
seiner Weihe an wurde der Tempel zum
Mittelpunkt Jerusalems. Auf dem Vorhof ging man gern spazieren, plauderte und
machte sogar Geschäfte. Niemandem war erlaubt, mit einem Stock auf das
Steinpflaster zu schlagen, und alle durften es nur mit bloßen Füßen oder
vollkommen sauberen Sandalen betreten. Priester, die ständig umhergingen,
überzeugten sich davon, daß kein Geldstück mit an diesen Ort gebracht wurde.
    Zadok stellte
fest, daß die Unterkünfte, die Meister Hiram auf Befehl Salomos für die
Geistlichkeit gebaut hatte, zufriedenstellend ausgefallen waren. Eine große
Holzgalerie entlang des Tempels ging auf kleine, helle und gutbelüftete Zimmer.
Dort wohnten die Geistlichen, die dem Hohenpriester direkt unterstellt waren
und die Arbeit der fünfzehntausend Priester überwachten, die jeden Tag im
Tempel Dienst taten. Nach dem morgendlichen Reinigungsbad zogen sie eine Robe
aus weißem Leinen an und opferten drei Tiere, darunter auch einen Stier. Sein
Blut wurde mit heiligem Öl vermischt und diente dazu, einen neuen Geistlichen
zu weihen, der zu einer der achtzig Priesterklassen gehörte, die sich
abwechselnd um die heiligen Orte kümmerten. Die Bewerber waren zahlreich und
freuten sich auf den Lohn, der dem jeweiligen Amt zustand: Kleidung und
reichlich zu essen. Die Zuweisung der verschiedenen Dienste geschah durch das
Los. Am beliebtesten war das Verbrennen von Düften, denn diese Aufgabe verlieh
das Recht auf Ochsenfleisch und Wein von hervorragender Qualität.
    Salomo
billigte Zadok eine noch nie erreichte Stellung zu. Der Hohepriester war Kopf
einer mächtigen Verwaltung und genoß unübertroffene Ehren. Wurde er dabei nicht
nach dem König zum reichsten Menschen des Königreiches?
    Der
Hohepriester ging Salomo jedoch nicht in die aufgestellte Falle. Der König
hatte geglaubt, er könne seine Wachsamkeit einschläfern, wenn er ihn mit
Wohltaten überhäufte. Doch die ließen Zadok nicht die einzige Wirklichkeit
vergessen, die zählte: Der Herrscher vereinte sowohl die politische als auch
die geistliche Macht in seiner Hand. Trotz des Rufs, den Zadok genoß, war er
nur ein Helfer, den der Herrscher Israels jederzeit absetzen konnte.
    Da der Tempel nun einmal
gebaut und das Volk damit zufrieden war, sollte er ihn lieber gut pflegen.
Vorausgesetzt, man konnte das verfluchte Dreiergespann beseitigen, das Israel
in den Untergang zog: einen ehrgeizigen Oberbaumeister, eine gottlose Königin
und einen allmächtigen König.
     
     
    Die Hütte für die Werkzeuge, die am Feldrain im
Schatten eines alten Feigenbaums stand, war groß genug, um drei Bauern Schutz
zu bieten. An diesem strahlenden Morgen bot sie nun dem Hohenpriester Zadok,
Jerobeam und Elihap Obdach.
    «Die
Nachforschungen bezüglich des Unfalls in der Gießerei machen Fortschritte»,
berichtete Salomos Schreiber. «Es soll Verhaftungen geben. Die Schuldigen
werden aussagen. Falls der Name Jerobeam zu oft fällt…»
    Der frühere Fronvogt in der
armseligen Tunika eines

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