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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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aus Ägypten… Schickt dich der Pharao?»
    «Aber gewiß
doch, Meister Horemheb. Er und ich sind die einzigen, die von diesem Auftrag
wissen. Hast du denn kein Zeichen vom ägyptischen König erwartet, nachdem deine
Aufgabe erfüllt ist?»
    Hiram nahm
den Kopf in die Hände wie ein erschöpfter Reisender am Ende einer langen Reise.
Von diesem Augenblick hatte er sieben lange Jahre geträumt. Er hatte ihn als
Erlösung angesehen, als ein Glück, das wie Honig schmeckte, als Sonne mit
wohltuenden Strahlen. Doch die Katastrophe mit dem ehernen Meer und die
Unterhaltung mit Salomo unweit des in hohen Binsen versteckten Sees war nicht
beiseite zu schieben. Der Baumeister wollte nach Ägypten zurück, doch jetzt
durfte er Israel nicht mehr verlassen. Salomo behilflich zu sein, ihm dabei zu
helfen, den Thron und den Frieden zu festigen, den Tempel fertigzustellen, der
sein Volk heiliger machen würde, das waren Pflichten, denen er sich nicht
entziehen würde.
    «Bist du
zufrieden mit deinem Werk, Meister Horemheb?»
    «Welcher
Baumeister wäre das schon, es sei denn, er pflanzt mitten in seinen Garten den
trockenen Baum der Eitelkeit? Dieser Tempel hätte noch größer und hehrer sein
können… Aber ich hatte nur einen Felsen zur Verfügung.»
    «Ist es dir
gelungen, die Weisheit unserer Vorfahren in seine Mauern einzubauen?»
    «Ägypten ist
das Herz von Salomos Heiligtum. Wer Karnak lesen kann, wird Jerusalem
entziffern. Und wer Jahwes Tempel liest, kennt die Geheimnisse und das Wissen
aus dem Haus des Lebens.»
    «Du bist dem
Pharao ein treuer Diener gewesen. In dieser Eigenschaft verdienst du Ehren und
Würden. Doch Ägyptens Glück scheint es anders zu wollen…»
    «Was willst du damit sagen?»
    «Der Pharao
hatte gehofft, daß du zu ihm zurückkehrst. Er wollte dich zum Obersten
Baumeister über alle königlichen Bauten ernennen. Aber leider machen uns die
Libyer noch immer zu schaffen. Siamun befürchtet einen versuchsweisen Einfall.
Wie wird sich Israel verhalten? Wird Salomo zu dem Bündnis stehen? Du allein
kannst uns aufgrund deiner Kenntnis des Landes und des Herrschers vor einem
möglichen Verrat warnen. Darum bittet dich der Pharao, dein Opfer noch zu
verlängern.»
    Hiram trank
das Essigwasser. Wer konnte es wagen, über einen Befehl des Pharao zu streiten?
Siamun ließ ihm keine Wahl. Wann würde er Ägypten wiedersehen? Wurden ihm
sieben weitere Verbannungsjahre auferlegt?
    Nur der
Wüstenwind kannte die Antwort.
    Das Ereignis
war so einzigartig, daß es für immer in die Geschichte der Menschheit eingehen
würde. Zur Feier der Tempelweihe wimmelten die Straßen von Jerusalem von
begeisterten Menschen. Die Dörfer wirkten verlassen. Kein Hebräer wollte bei
diesem ungewöhnlichsten aller Feste fehlen. Als Salomo die Geburt von Jahwes
Heiligtum ankündigte, wurde Israel ein zweites Mal erschaffen und erlangte den
Rang eines mächtigen Staates, der seinen Glauben und seine Hoffnung bis hinauf
zum Himmel schreien durfte.
    Es war schier
unmöglich, durch die Gäßchen zu gehen, so dicht drängten sich die
Schaulustigen. Überall erblickte man Priester in weißen Roben. Am Fuß des
Felsens thronten Israels Stammesfürsten, vor sich eine Schar Diener. Kein Zoll
Boden vom Hang, der Davids Stadt vom Tempel trennte, war ohne Menschen. Jeder
bewunderte die Umfassungsmauer und die drei Reihen behauener Steine. Wann
würden die Tore aufgehen, die Salomos Soldaten bewachten, und Zutritt zum
Platz, dem Ziel der Wanderung von Tausenden von Gläubigen, erlauben.
    Dieser Tag
würde als der glorreichste des Abenteuers Israel in die Geschichte eingehen,
ein Tag, an dem der Nomadengott endlich seine Friedenswohnstatt gefunden hatte.
Sein Heiligtum würde von nun an der Opferort sein und Erde und Himmel
verbinden. Andere Gottheiten und andere Kulte würden durch die machtvolle
Gegenwart des Einen Gottes unterdrückt und ausgelöscht werden.
     
     
    Salomo
bekleidete Hiram mit einem Purpurumhang.
    «Das hier ist das Zeichen der Würde, das du von dem
Tag, an dem dein Werk vollendet ist, mit Stolz tragen sollst.»
    «Wird es
jemals vollendet sein, Majestät?»
    «Die Zeit ist
auf der Schwelle des Tempels stehengeblieben, Meister Hiram. Sie überholt
seinen Schöpfer.»
    Die beiden
Männer standen allein im Vorhof. Gen Osten erhob sich eine erlesene Vorhalle
mit drei Reihen aus mehr als zweihundert Säulen. Dazwischen konnte man das
Kidron-Tal und die grünen, sonnenbeglänzten Hügel sehen.
    «Ich will die
ganze Vergangenheit

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