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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Arbeiters hatte sich aus Jerusalem herausgeschlichen,
und Elihap hatte es ihm nachgetan. Was Zadok anbetraf, so hatte er die
prachtvollen Roben des Hohenpriesters abgelegt und ein schlichtes, braunes
Gewand angezogen, das um die Mitte mit einem breiten Gürtel gehalten wurde.
    «Nur nicht
verzweifeln», riet Jerobeam. «Salomo zählt auf Hiram was die Unterstützung
durch eine zuverlässige Bruderschaft angeht, die hebräische und fremdländische
Arbeiter vereint. Doch die ist nicht so zuverlässig, wie die beiden annehmen.»
    «Hast du
einige bestechen können?» fragte der Hohepriester.
    «Fast. Ein
paar Gesellen sind sehr unzufrieden mit Hirams Einstellung ihnen gegenüber.
Drei davon, ein syrischer Maurer, ein phönizischer Schreiner und ein
hebräischer Schmied, wollten gern befördert werden, aber das hat er ihnen
abgeschlagen. Laßt uns die drei anstiften, daß sie das Erkennungswort der
Meister erlauschen und ihre Geheimnisse aufdecken. Im Gegenzug für unsere
Unterstützung teilen sie uns das mit, dadurch wird der Baumeister abgewertet
und der König in Schwierigkeiten gebracht.»
    «Auf mich
könnt ihr dabei zählen», versicherte Zadok. «Schafft mir Hiram vom Hals, und
ich verjage Salomo von seinem Thron.»
    Elihap wußte
nicht mehr, ob er sich an dieser neuen Verschwörung beteiligen sollte. Doch er
hatte zuviel Angst vor seinen beiden Helfershelfern, als daß er aufbegehrt
hätte.
     
     
    Was blieb vom Menschen nach
seinem Verschwinden von dieser Erde? Eine leuchtende Spur, ein Schatten, ein
Gefühl… Trafen sie sich in den finsteren Gegenden, wo Stille herrschte, so
weitentfernt von dieser Welt, daß sogar Jahwes Zorn, der dröhnte wie tausend
Gewitter, sie nicht mehr erreichen konnte?
    Hiram erlebte
den Sonnenaufgang auf dem Pflaster des Vorhofs mit besorgtem Gemüt, denn ihn
quälten düstere Gedanken. Der Tod umflog ihn wie ein Nachtvogel, der dem
anbrechenden Tag widersteht.
    Als die
Trompeten erschollen, öffneten sich die Tore des Heiligtums, und die ersten
Priester stiegen hinauf zu Jahwe. Dann brachte Zadok das morgendliche
Brandopfer dar. Das Blut floß, das Fleisch des Mutterschafes zuckte. Die
Rauchwolken aus dem Tempel zogen gen Norden und kündigten verregnete Tage an.
    Hiram konnte
keine Freude mehr empfinden. Die Rolle des Spions behagte ihm ganz und gar
nicht. Einen Tempel zu erschaffen, um der überlieferten Weisheit neue Gestalt
zu geben, das war des Hauses des Lebens würdig. Einen König zu verraten, für
den er Bewunderung und Freundschaft empfand, das stieß ihn ab. Er ertrug es
nicht, daß er sich in seinen eigenen Augen erniedrigte. Wenn er träumte,
suchten ihn drohende Gestalten heim, kamen Nacht für Nacht wieder… Sollte er
nicht auf die Warnungen aus dem Jenseits hören?
    «So in
Gedanken versunken, Meister Hiram?»
    «Majestät, du…»
    «Zufällig bin
ich allein, genauso allein wie du, und vor Tagesanbruch hierhergekommen, um
dein Werk zu betrachten. Gott hat mir einen genialen Baumeister geschickt,
vielleicht sogar einen Freund. Denn bist du nicht Abgesandter jener Weisheit,
die ich überall im Morgenland suche?»
    «Nein,
Majestät, ich bin ein schlichter Handwerker.»
    «Ein
ägyptischer Oberbaumeister», berichtigte Salomo. «Ein Mann, der anders ist als
andere.»
    «Ein Mann,
für den die Stunde der Rückkehr in sein Land geschlagen hat, Majestät. Meine
Arbeit ist jetzt wirklich beendet. Das eherne Meer ist aufgestellt. Kein
einziger Stein des Tempels wird in Jahrhunderten erzittern. Befreie mich von
meinem Auftrag, Majestät. Ich brauche deine Zustimmung.»
    «Du bist
stolz und scheu, Meister Hiram. Aber du verstehst dich darauf, mit Menschen
umzugehen und sie anzuleiten.»
    «Nur mit der
Absicht, zu bauen. Regieren ist deine Sache, nicht meine.»
    «Wann willst
du aufbrechen?»
    «Nach dem
Ende dieser letzten Unterhaltung. Allein und ohne Begleitschutz. In Ägypten
werde ich mich lange in der Wüste aufhalten. Vielleicht reinigt sie mich ja.»
    «Du verdienst
eine große Belohnung. Dazu würde nicht einmal ein wahrhaftiger Schatz reichen.»
    «Ich möchte
nichts haben, Majestät.»
    «Und die
Mitglieder deiner Bruderschaft? Was wird nach deinem Aufbruch aus denen? Du
hast riesige Baustellen organisiert, großartige Arbeiten in Angriff genommen,
Hunderte von Handwerkern und Tausende von Handlangern eingestellt und
ausgebildet, eine ganze Bruderschaft aufgebaut. Wem soll die gehorchen, wenn du
nicht mehr ihr Leiter bist?»
    «Ihrem König,
Majestät.»
    «Nein,

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