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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Duft. Ein verschlossener Garten ist meine Schwester
Braut, ein versiegelter Quell, ein Lustgarten sproßt aus dir, ein Brunnen
lebendigen Wassers… Deine Liebe ist süßer als Wein, der Duft deiner Salben
köstlicher als alle Balsamdüfte…»
    Die Augen der Königin wurden
ein Himmel der Hoffnung. Salomo wußte, daß sie nicht mehr mit seiner
Leidenschaft spielte. Am Ende eines langen Kusses drückte er sie zärtlich zu
Boden und bettete sie auf das gemähte, sonnenwarme Gras. Mit zarter und
kundiger Hand entkleidete er sie. Ihre Augen ließen ihn nicht mehr los. Und
während sie die Liebe entflammte, setzte sich eine Haubenlerche in den Wipfel
des Granatapfelbaums und schützte sie vor einer in Vergessenheit geratenen
Welt.
     
     
    «Du brauchst mich nicht mehr», meinte der Hinkefuß.
    «Ich hatte
dir einen Auftrag anvertraut», rief Hiram ihm ins Gedächtnis.
    «Der ist
ausgeführt», meinte Kaleb. «Tempel und Palast sind fertig. Ich muß auf dem
Felsen niemanden mehr überwachen.
    Du rennst von
Baustelle zu Baustelle, und ich, ich sitze allein in dieser feuchten Höhle.»
    «Sie ist sehr
trocken und ungemein bequem.»
    «Es tut einem
Menschen nicht gut, wenn er allein in einem Haus schlafen muß, selbst wenn es
ein so elendes wie das hier ist. Er kann einer Dämonin zum Opfer fallen, und
diesem schlimmen Schicksal möchte ich entgehen.»
    «Wie denn?»
    Verlegen
beschäftigte sich der Hinkefuß mit dem Kochtopf, in dem Gemüse köchelte.
    «Glücklich
der Mann, der eine gute Ehefrau hat», sagte Kaleb mit Nachdruck. «Die Zahl
seiner Tage verdoppelt sich. Eine kräftige Ehefrau erfreut ihren Mann und
sichert ihm friedliche Nächte. Eine solche Frau ist der allergrößte Schatz! Und
den schenkt der HERR nur den wahren Gläubigen… selbst wenn der Ehemann einer
solchen Frau arm ist, so ist er dennoch glücklich zu preisen. Die Zuneigung
einer ehrlichen Frau macht den Ehemann satt und seine Knochen kräftig. Durch
sie bleibt er rüstig bis ins hohe Alter.»
    Hiram kostete von der
Gemüsebrühe.
    «Bedeutet
diese schöne Rede, daß du heiraten willst?»
    Der Hinkefuß
verzog das Gesicht.
    «Vielleicht…
will sagen, gewiß. Eine arbeitsame und sparsame Arbeiterin.»
    «Der du
nachgestellt hast, seit wir in Jerusalem sind?»
    Verdutzt
musterte Kaleb Hiram, so als wäre dieser ein aus den Tiefen der Erde
emporgestiegener Teufel.
    «Woher weißt du das?»
    «Eine
einfache Schlußfolgerung. Bist du dir sicher, daß dich das glücklich macht?»
    Der
Baumeister füllte eine Schale und gab sie seinem Hund, der die Brühe eifrig
aufschleckte.
    «Ganz sicher.
Ich bringe nichts mit in die Ehe, aber sie ist mit mir allein zufrieden.»
    «Wohin ziehst
du?»
    «In ein Dorf
in Samaria, wo ihre Eltern einen Hof haben.»
    «Hast du
keine Angst, daß du tüchtig arbeiten mußt?»
    «Immer noch
besser, als langsam einzugehen wie bei dir.»
    «Bin ich so
grausam?»
    «Die Atmosphäre
in dieser Stadt sagt mir nicht mehr zu. Als dein Diener riskiere ich zuviel.»
    «Übertreibst
du nicht?»
    «Du bist hoch
gestiegen, Meister Hiram, aber du kannst Gefahr nicht gut einschätzen. Deine
Macht wird Salomo am Ende lästig werden, und dann kennt er kein Erbarmen.»
    «Deine
Weissagungen sind nicht oft eingetroffen.»
    «Wenn du vernünftig bist,
gehst du zusammen mit mir.»
    «Willst du
mich wirklich verlassen, Kaleb?»
    Der Hinkefuß kehrte ihm den
Rücken zu und wischte sich eine Träne ab.
    «Sie zwingt
mich dazu, Meister Hiram. So begreife doch.»
    «Du bist mein
Freund gewesen.»
    Kaleb hatte
keinen Hunger mehr.
    «Ich gehe jetzt zu ihr. Wenn
ich noch länger bleibe, fehlt mir am Ende der Mut.»
    Sein Hinken
war noch ausgeprägter.
    Am liebsten
hätte Hiram ihn zurückgehalten. Doch mit welchem Recht konnte er einen anderen
Menschen aufhalten, der anderswo sein Glück suchte? Der Baumeister bedauerte,
daß er sich nicht genug mit ihm unterhalten, daß er ihn nicht in die
Geheimnisse des Bauzeichnens eingeführt hatte. Doch das waren lediglich eitle
Gedanken. Der Hinkefuß verließ ihn und zog auf dem Pfad einen Esel hinter sich
her, den er mit seiner spärlichen Habe beladen hatte.
    Eine feuchte
Hundenase liebkoste Hirams Hand. Sein Hund dankte ihm für ein ausgezeichnetes
Mahl. Die Augen des Tieres zeigten eine Liebe so klar wie ein Bergquell.
    Als die
Diener Nagsara auf der Lagerstraße herankommen sahen, benachrichtigten sie
eilig die Königin von Saba. Gerüchte, daß Salomos Gemahlin einen wilden Haß auf
Balkis hegte, hatten die

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