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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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daran hinderte, Salomo zurückzuerobern?

 
    Kapitel 52
     
     
     
    Die
letzten Regenfälle des Winters hatten die
Wasserläufe anschwellen und die Wiesen ergrünen lassen. Judäa, Samaria und
Galiläa bedeckten sich mit Blumen, die sich blau, rosig, rot, gelb und weiß
wiegten. Der Duft der Wildblumen verbreitete sich in der klaren Luft und
meldete die Wiedergeburt der Erde.
    Israel
schmückte sich. Das Land genoß ein ruhiges Glück, wie es das in der
Vergangenheit noch nie gekannt hatte. Jeder pries Salomos Weisheit. Jeder
bewunderte die verbissene Arbeit von Meister Hirams Bruderschaft, der weiterhin
von Dorf zu Dorf reiste und unaufhörlich neue Baustellen einrichtete. Mit
seinem Beirat aus neun Meistern leitete er ein friedliches Heer, das Häuser,
Gehöfte, Gießereien, Schiffe und Karren baute, Steinbrüche öffnete und die
Städte bewohnbarer machte. Ein Schöpfungswahn hatte den Oberbaumeister
ergriffen, denn der gewaltige Schwung des Tempelbaus trug noch immer.
    Jerusalem,
die Prächtige, erregte den Neid der Völker. Auf dem Felsen über den Provinzen
thronend, zeugten Tempel und Königspalast für die Größe des hebräischen
Staates.
    Salomo trat
aus seinen Gemächern, überquerte den nach oben offenen Hof und schlug den
Durchgang ein, der zum Vorhof führte, auf dem die Priester gerade das
Morgenopfer dargebracht hatten und nun gingen. Die Steine hatten sich mit
Weihrauchduft gesättigt. Auf den Stufen zum Tempel saß Meister Hiram und folgte
damit einer Aufforderung des Königs.
    «Es ist lange
her, daß wir uns unterhalten haben.»
    «Ich bin
selten in Jerusalem, Majestät.»
    «Reicht dir
meine Hauptstadt nicht mehr?»
    «Ich habe dir
Projekte vorzuschlagen. Die Unterstadt sollte umgestaltet werden, man muß die
ungesunden Gassen beseitigen und mehr schattige Plätze schaffen.»
    Die Sonne war
feurig wie ein Widder und schien bereits heiß.
    «Laß uns in die Vorhalle des
Tempels gehen.»
    Hiram wollte
nicht so recht.
    «Wird meine
Anwesenheit die Priester nicht aufbringen?»
    «Du hast sie
erbaut, oder etwa nicht? Noch bin ich Herr in diesem Land, und alle meine Untertanen
schulden mir Gehorsam.»
    Salomo war
nicht gehässig. Die Worte waren mit jener lächelnden Selbstverständlichkeit
gesagt worden, die seine Gegner entwaffnete. Der Baumeister spürte, daß der
Herrscher ihn auf eine harte Probe stellen wollte. Unterschwellig war seiner
Stimme ein Vorwurf anzuhören.
    Unter den
entrüsteten Blicken einiger Geistlicher stiegen die beiden Männer die Stufen
hoch und strebten den beiden Säulenreihen zu. Hiram bewunderte die Granatäpfel,
die die Kapitelle bekrönten. Er hatte fast vergessen gehabt, wie schön sie
waren.
    Als er
zwischen Jakin und Booz hindurchging, verspürte der Baumeister
einen gewissen Stolz. Diesen Steinen hatte er einen Teil seines Wesens
anvertraut. Diesem Tempel hatte er als Künstler sein Bestes gegeben.
    In der
Vorhalle des Tempels war es kühl und still. Hier, in diesem leeren Raum, legte
man alle menschlichen Leidenschaften ab. Salomo hatte gehofft, daß dieser Ort
beruhigend wirken und ihm das Verlangen nehmen würde, mit Hiram zu reden. Doch
diese Gnade gewährte Jahwe ihm nicht. Was das Herz des Königs bewegte, das
mußte seine Zunge aussprechen.
    «Mein Volk
ist glücklich, Meister Hiram. Israel genießt den Frieden des HERRN. Dennoch
habe ich das Heer verstärkt.
    Siamun liegt
im Sterben. Ich befürchte, daß nach ihm ein Libyer auf den Thron kommt. Diese
Gefahr von außen kann ich abwenden. Aber es gibt eine ernstere, gegen die ich
machtlos bin: dich, den Baumeister des Tempels.»
    Hiram stand
mit verschränkten Armen da und musterte die vollendet eingepaßten Platten der
Decke, die es an Schönheit mit denen von Karnak aufnehmen konnten.
    «Und welche
Bedrohung stelle ich dar?»
    «Deine Bruderschaft und ihre
Geheimniskrämerei schaden mir.»
    «Auf welche
Weise?»
    «Ich
kontrolliere sie nicht. Du bist ihr einziger Gebieter. Bist du damit
einverstanden, sie mir zu übergeben und sie meinem Befehl zu unterstellen?»
    Hiram ging an
der Wand der Vorhalle entlang. Die Handwerker hatten den Bauplan aufs genaueste
eingehalten. Der Tempel lebte, atmete. Die Kunst des Bauzeichnens hatte aus
leblosen Blöcken eine lebendige Masse gemacht.
    «Nein,
Majestät.»
    «In diesem
Fall mußt du sie auflösen.»
    Hiram drehte
sich zu Salomo um.
    «Wie arglos
ich doch gewesen bin! Ich hatte mir eingebildet, du würdest Freundschaft für
mich empfinden.»
    «Darin
täuschst du

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