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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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schon
der Libyer bereit. Seine Parteigänger waren zahlreich und entschlossen.
Jerobeam, der seinen Haß auf Salomo nährte, hatte ihn schon kennengelernt. Man
zwang den Wesir also nicht, Jerobeam auszuliefern, und das verschaffte ihm die
nötige Zeit, die neue Lage besser einzuschätzen, die sich in den nächsten
Monaten ergeben würde.
    «Salomos
Weisheit wird ihrem Lob gerecht», meinte er. «Ägypten ist ihm für seine
Nachsicht verbunden.»
    «Uns drückt
eine größere Sorge», teilte ihm Elihap mit.
    «Und die
wäre?»
    «Der zu große
Einfluß des Oberbaumeisters, der den Tempel gebaut hat, Hiram, der Tyrer. Die
Mitglieder seiner Bruderschaft sind überall in Israel. Sie gehorchen nur ihm.
Salomo ärgert sich darüber, aber wie könnte er gegen den Erbauer von Jahwes
Tempel vorgehen? Ich hätte gern gewußt, was deine Regierung bezüglich Hirams
denkt.»
    Der Wesir,
der Augen und Ohren des Pharaos sein durfte, wußte, daß Hiram niemand anders
war als der Baumeister Horemheb, den das Haus des Lebens ausgeschickt hatte.
Und er fragte sich schon lange, warum er nach Beendigung der Arbeiten auf dem
Felsen von Jerusalem nicht nach Hause gekommen war. Dieses Geheimnis kannte
allein Siamun.
    «Wir dürfen
zum Geschick eines fremdländischen Baumeisters keine Stellung nehmen», sagte
der Wesir.
    «Er jedoch
äußert sich heftig gegen Ägypten», entrüstete sich Elihap. «Unaufhörlich
spricht er von seinem Haß auf den Pharao, so daß Salomo ihm schon befohlen hat,
den Mund zu halten.»
    Aha, schloß
der Wesir, dann ist der frühere Horemheb wahrhaft zu Hiram geworden. Die
Vergünstigungen seiner Stellung haben ihn geködert, er hat seine Abstammung
vergessen und seine Herkunft verraten. Und wie alle Abtrünnigen gibt er sich
als wilder Gegner des Landes, das ihn gehegt und gepflegt hat.
    «Salomo ist
ein duldsamer König», bekräftigte Elihap. «Seine hohen Würdenträger müssen ihn
davon abhalten, allzu großzügig zu sein, insbesondere hinsichtlich Hirams.
Nimmt Ägypten daran Anstoß?»
    «Ich
wiederhole: Es ist nicht unsere Sache, uns um fremdländische Baumeister zu
kümmern.»

 
    Kapitel 51
     
     
     
    Das
Gefolge der Königin von Saba hatte seine
Zelte auf einer Blumenwiese gegenüber von Jerusalem aufgeschlagen. Hirams
Handwerker hatten Gartenhäuschen und Pavillons aus leichtem Material
aufgestellt und der Herrscherin ein elegantes Schloß aus Holz gebaut.
    Balkis
schlief unter einem Feigenbaum und träumte von einer Liebe so stark wie der
Tod, so feurig wie eine Flamme des HERRN, die viele Wasser nicht auslöschen und
Ströme nicht ertränken konnten. Als sie Salomo ihren Entschluß mitteilte, hatte
sie geglaubt, sich von einer unerträglichen Last befreit zu haben. Aber die war
statt dessen noch drückender geworden. Doch wie sollte sie Hiram aufgeben,
diesen Oberbaumeister, der wahrhaft einem König gleichkam? Wie Salomo
verlassen, diesen König, der sie zur Sklavin gemacht hatte?
    Sie ärgerte
sich über sich selbst und stieg in den Garten hinunter, wo zwischen den
Granatapfelbäumen ein Weinstock stand. Selbst die schönsten Naturschauspiele
einer großzügigen Natur erfreuten sie nicht mehr. Sie schlenderte ziellos
dahin, wartete auf ein Zeichen, ein Versprechen. Auf einmal blieb sie stehen.
Waren das nicht die Räder eines Streitwagens auf der gepflasterten Straße?
Horch! Mein Geliebter! Sieh da, er kommt. Er springt über die Berge, hüpft über
die Hügel. Der Gazelle gleicht mein Geliebter, dem jungen Hirsch. Ja, dachte
sie, draußen steht er verborgen vom Weinstock und hinter der Mauer. «Bleib!»
rief sie. «Fahre nicht fort!» Der Streitwagen hatte angehalten. Machte Salomo
einen Fehler, wenn er hierherkam und Balkis gestand, daß er sie nicht aus
seinen Träumen vertreiben konnte?
    Die Königin
von Saba war schön wie ein strahlender Frühlingstag. Ihr leichtes, gelbes
Gewand ließ Schultern und Busen frei. Ein roter Gürtel betonte ihre schmale
Taille. Salomo hatte Angst, Angst, noch mehr bezaubert zu werden.
    «Bleib», bat
sie. «Ich will für dich tanzen.»
    Barfuß
deutete sie eine Spirale an, ihr Leib rollte sich zusammen wie ein Blatt, das
um den Zweig flattert, von dem es sich lösen will. Sie zeichnete unsichtbare
Windungen nach, schuf einen stummen Rhythmus, der sich in das Geraschel der
Blumen fügte.
    Salomo
stürzte zu ihr und schloß sie in die Arme.
    «Balkis, oh,
wie liebe ich dich… Von deinen Lippen tropfen Honig und Milch, der Duft deiner
Kleider ist wie des Libanon

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