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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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für die Ewigkeit zu einem Heiligtum zusammenfügte,
davon verstanden sie nichts.
    Als man
Jerobeam mit einer Nachricht meldete, die so wichtig war, daß man den König in
seinen Überlegungen stören durfte, besserte sich dessen Laune ein wenig. War
dieser junge Obermaurer etwa der Baumeister, den Israel brauchte?
    Der rote
Riese, der mit nackter Brust und einem Lederschurz um die Lenden vor ihn trat,
war sichtlich erregt. Als der König ihm das Wort erteilte, wußte er sich sehr
gut auszudrücken.
    «Gebieter,
die Ställe sind fertig! Deine Pferde sind darin glücklich. Die Mannschaften,
die sie füttern und säubern sollen, können dort arbeiten. Jetzt gibt es nichts
mehr zu tun!»
    «Darauf kannst du stolz sein,
Jerobeam.»
    «Mein König,
ich habe weitere Pläne! Doch die kann ich nur ausführen, wenn man mir
ausreichend Arbeiter unterstellt.»
    «Ich höre»,
sagte Salomo.
    Hatte
Jerobeam den Wunsch, Jerusalem durch einen Tempel bekrönt zu sehen? Hatte er
die Zukunft des Landes erkannt? Falls es sich so verhielt, würde er ihn
augenblicklich zum Oberbaumeister machen und ihn damit beauftragen, an der
Seite des Herrschers zu arbeiten.
    «Ich möchte
Israels König einen neuen Palast bauen», erklärte Jerobeam selbstbewußt. «Das
Volk murrt, daß Davids Haus Salomos unwürdig ist. Ich will dafür Ziegel und
Holz verwenden, es soll mehrere Stockwerke und ein großes Flachdach und…»
    «Bist du der
Meinung, daß dieses Gebäude als erstes errichtet werden sollte?»
    «Aber gewiß
doch, mein König!»
    «Gibt es
nichts Dringlicheres?»
    «Ganz und gar
nicht!»
    «Denk gut
nach, Jerobeam.»
    Der Riese preßte die Lippen
zusammen und blickte besorgt, doch er suchte vergeblich nach der Antwort, die
Salomo so gern gehört hätte. Dieser übte sich in Geduld. Aber was er da in der
Seele seines Gesprächspartners las, bewog ihn, diesem keine höhere Stellung als
seine augenblickliche anzubieten.
    «Gib die Idee
mit dem Palast auf, Jerobeam. Wir brauchen demnächst große Pferdeställe. Wähle
einen Standort in der Nähe von Jerusalem, zeichne Pläne und richte eine
Baustelle ein. Du wirst unter dem Befehl des Oberhofmeisters arbeiten.»
    Die Audienz
war beendet, Jerobeam zog sich gekränkt zurück. Kaum hatte er den Audienzsaal
verlassen, als der Oberhofmeister eintrat und genauso besorgt wie sein
Vorgänger war.
    «Majestät,
wir gehen einer Katastrophe entgegen!»
    «Warum denn?»
    «Dein Schreiber
Elihap hat Steuern unterschlagen, die mir zum Unterhalt des Hofes zustehen. Ich
fordere eine exemplarische Bestrafung.»
    «In diesem
Fall mußt du den König bestrafen, denn Elihap hat auf meinen Befehl gehandelt.»
    Verstört wich
der Oberhofmeister zwei Schritt zurück.
    «Vergib,
Majestät… ich habe nicht gewußt… aber wie kann ich weitermachen, wenn ich…»
    «Ich habe
schon viel eher mit deinem Eingreifen gerechnet. Es beweist, daß du die
Rechnungen nicht häufig genug prüfst. Mache Gebrauch von deinem Kopf. Das von
Elihap eingenommene Geld wird zum Bau eines Tempels dienen. Die Ausgaben für
den Hof werden auf ein Mindestmaß beschränkt, ohne daß es an der gewohnten
Prachtentfaltung fehlen soll.»
    Der
Würdenträger war überglücklich, weil er einem traurigen Schicksal entronnen
war, und stürzte in sein Arbeitszimmer zurück. Dabei lief er dem Hohenpriester
Abjatar in die Arme, der Salomo dringend sprechen wollte.
    Abjatar, von
David ernannt, war der einzige Nachkomme einer sehr edlen Familie von
Geistlichen, die in Schilo lebte, dem berühmtesten heiligen Ort, ehe Jerusalem
zur Hauptstadt Israels wurde. Abjatar war dem Massaker entkommen, bei dem Saul
Davids Parteigänger abschlachten ließ. Es war ihm gelungen, die Bundeslade und
die rituellen Gewänder des Hohenpriesters zu retten.
    Man hatte Salomo gesagt, daß
der Greis da sei, und so ging dieser ihm entgegen, nahm seinen Arm und führte
ihn auf eine der geschützten Terrassen. Abjatar konnte nur noch mit Mühe gehen.
    «Du bist ein
junger Mann, Salomo, und ich stehe mit einem Fuß im Grabe.»
    «Du bist ein
Freund meines Vaters», sagte der Herrscher, «du hast seine Prüfungen geteilt.
Gottes Segen ruht auf dir.»
    «Ich wahre
die Tradition, Salomo. Wenn ich meine Zurückhaltung aufgebe, dann, um dich zu
warnen. Dein Vater hat niemals einen Tempel bauen wollen, denn dieses Gebäude
würde eine Gotteslästerung darstellen. Die Bundeslade darf nicht in Jerusalem
eingeschlossen werden, sondern muß durch die Provinzen reisen. Entweihe diese
Sitte

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