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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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keinen Hehl aus seinen Vorbehalten.
    «Majestät, es
war sehr großmütig, ihm Streitwagen zu verkaufen. Warum ihm noch mehr helfen?»
    «Damit er den Frieden
festigt», erwiderte Siamun. «Der Tempel von Jerusalem verhindert Kriege. Falls
sich Israels König dem mit aller Kraft widmet, sind unsere beiden Länder auch
auf geistlichem Gebiet verbunden. Aber Salomo ist nicht nur weise, sondern auch
gerissen. Er wird kein Bündnis ohne Beweise unseres guten Willens eingehen.»
    «Und die
wären, Majestät?» fragte der Hohepriester.
    «Salomo kennt
sich mit unseren Traditionen aus. Er weiß, daß nur eine Heirat den Friedenspakt
besiegeln kann.»
    Die drei
Vertrauten Siamuns waren bestürzt. Was Siamun da stillschweigend voraussetzte,
war unmöglich.
    «Pharao, du
denkst doch wohl nicht daran… deine Tochter einem Hebräer zu geben?»
    «Es ist das
einzige Mittel, Salomo davon zu überzeugen, daß wir den Krieg genauso ablehnen
wie er. Ich weiß natürlich, daß bislang noch keine Pharaonentochter einen
Fremdling geheiratet hat. Aber wir müssen Weitsicht beweisen. Ägypten wird immer
schwächer. Es kann die Last mehrerer Konflikte nicht mehr aushalten. Unser
Bündnis mit Israel garantiert uns im Nordosten Sicherheit, und wir können uns
dem Schutz unserer Westgrenze widmen.»
    Der Pharao
sah das ganz richtig, und dem General fiel kein einziges Gegenargument ein.
    «Israel hat
weder Stein noch Holz noch Gold zur Verfügung, um damit einen prächtigen Tempel
zu bauen», meinte der Priester. «Pharao, willst du ihm das beschaffen?»
    «Das wäre ein
Fehler», meinte auch Siamun. «Dadurch würde Salomo zu abhängig von Ägypten, und
das kann er nicht hinnehmen. Wir machen es über einen Umweg. Salomo dürfte
gezwungen sein, sich an den König von Tyros zu wenden.»
    «Und der kann
dir nichts abschlagen», meinte der General.
    «Abgesehen
davon, daß Israel ein fester Verbündeter gegen Überfälle der Nomaden ist»,
stellte der Pharao klar, «wird es auch zum wichtigen Handelspartner. Es wird
uns Zugang zu Handelswegen verschaffen, die wir noch nicht kontrollieren.»
    Man hatte das
Bündnis mit Salomo geprüft, und es bot nur Vorteile. Dennoch war der Pharao
nachdenklich.
    «Gibt es noch
ein Hindernis?» fragte der Hohepriester.
    «Ein
wichtiges Hindernis», entgegnete Siamun. «Wir müssen die Geheimnisse kennen,
die Salomo in seinem Tempel aufbewahren will.»
    «Dazu müßte
ein Ägypter zum Glauben Jahwes übertreten», hielt ihm der Hohepriester
entgegen. «Und das kannst du von niemandem verlangen, Majestät.»
    «Einer solchen Freveltat will
ich mich auch nicht schuldig machen», versprach der Pharao. «Es fehlt Salomo
nämlich noch an einem anderen Material, dieses Mal an menschlichem: Er hat
keinen Oberbaumeister, der fähig ist, ihm seinen Tempel zu bauen. Daher wird
der Baumeister, der Jahwes Heiligtum errichtet, Ägypter sein.»
    Das Haus des
Lebens im Tempel von Tanis durchlebte eine Zeit ungewohnter Unruhe. In der
Regel widmete man sich an diesem Ort der Stille, dem Studium und der inneren
Versenkung. Hierher kamen Menschen, die die Hieroglyphenschrift lernten und
Rituale ausarbeiteten. Baumeister, Bildhauer, Ärzte und hohe Verwalter hatten sich
über kürzere oder längere Zeit in den Werkstätten im Haus des Lebens
aufgehalten, um hier ihr Gewerbe zu erlernen.
    Die
Geweihten, die ihr Leben lang an diesem Ort blieben, wo die Weisheit der
Vorfahren vermittelt wurde, waren weniger zahlreich. In ihren Augen hatte die
Außenwelt so wenig Anziehendes, daß sie ihr Leben lieber dem Heiligen widmeten
und sich nicht mehr mit menschlichen Angelegenheiten beschäftigten. Deshalb
waren sie erstaunt, als der Herr Ägyptens, der Pharao leibhaftig, bei
hereinbrechender Nacht bei ihnen auftauchte.
    Der König war
Schüler des Weisen gewesen, der das Haus des Lebens leitete. Dieser nun bat den
Herrscher in einen Säulensaal, den ringsum Steinbänke säumten. Dort saß ein
Dutzend Schüler.
    «Wenn ich um
dieses Treffen gebeten habe», sagte der König, «so, weil ich mich mit dir
beraten muß. Israel ist eine große Nation geworden. Es wird von einem
außergewöhnlichen Herrscher regiert, nämlich Salomo. Und der will Jahwe zu
Ehren einen Tempel bauen, aber dazu ist kein hebräischer Baumeister in der
Lage.»
    «Auch gut»,
meinte ein Schüler. «Israel ist unser Gegner.»
    «Es war unser
Gegner», berichtigte der Pharao. «Salomo will der Feindseligkeit gegen uns ein
Ende machen.»
    «Hüte dich
vor den Hebräern»,

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