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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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vierzig Ellen
hoch ragten und deren Anpflanzung man Abraham zuschrieb. Davor war er durch
einen Wald von Terpentinpistazien mit zahllosen Verästelungen gekommen, die
schon bald stark duften würden, was dann Kehle und Lungen reinigte.
    Weil der
Oberbaumeister niemandem begegnen wollte, hatte er eine Zeit gewählt, zu der
Karawanen in Karawansereien aus Zelten blieben, bis der Schnee auf den
Berggipfeln weggetaut war. Hiram fürchtete sich vor Samaria, wo noch immer
Räuberbanden ihr Unwesen trieben. Selbst die frommsten Hebräer betrachteten
diese Gegend als Ketzergebiet. In der Ferne, gen Westen, hinter der Ebene
Scharon, kennzeichneten Obsthaine vor den Dünen die Küste. Mit Heimweh dachte
der Reisende an die Wüste Ägyptens, wo er die Geheimnisse seines Berufes an der
Seite von anspruchsvollen Meistern erlernt hatte, die ihn von Tempel zu Tempel,
von Wohnung für die Ewigkeit zu Wohnung für die Ewigkeit führten. Doch Hiram
hatte weder das Recht noch die Lust, bei dem Gedanken an seine Vergangenheit
Trübsal zu blasen. Seine Aufgabe war wichtiger als er selbst.
    Erschöpft
überquerte er den Jabbok, einen Nebenfluß des Jordan, und erreichte eine
Herberge, ein großes Gebäude, das von einer Mauer geschützt wurde. Er ging
unter einem halb zusammengestürzten Holzvorbau hindurch und trat auf einen
morastigen Hof, wo ihm Zugtiere den Weg versperrten. Ein Flügel des Hauses lag
voller Strohsäcke, die für durchreisende Gäste gedacht waren.
    Der
Herbergsvater nahm Hiram argwöhnisch auf.
    «Von woher
kommst du, Freund?»
    «Ist doch
einerlei. Ich möchte zu essen haben.»
    Der
Oberbaumeister reichte dem Herbergsvater ein Silberstück. Der steckte es in
seinen Gürtel und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, wo der Tisch für die
Gäste zu finden war.
    Hiram aß in
Gesellschaft von zwei Männern, die genauso schweigsam waren wie er. Sie teilten
sich Kümmelbrot, Fenchelsuppe und tranken einen verdauungsfördernden Tee aus
Rautenessenz.
    Eine Frau mit
zerzaustem Haar stürmte in den von einer rauchenden Fackel schlecht
beleuchteten Raum. Sie stürzte sich auf einen der Speisenden und wollte ihm die
Augen auskratzen. Das Opfer schrie, denn sein Gesicht blutete. Sein Gefährte
kam ihm augenblicklich zu Hilfe. Doch die Frau, die laute Verwünschungen
ausstieß, war nicht zu bändigen. Sie faßte nach seinem Geschlecht und zog
heftig daran. Und schon krümmte er sich auf dem Boden. Der Mann mit den
Kratzern im Gesicht streckte die Tigerin mit einem Handkantenschlag auf den
Hals nieder.
    Die Sache
hatte nur ganz kurz gedauert. Vergeblich versuchte Hiram aufzustehen. Der
Herbergsvater hatte ihm das Messer an die Kehle gesetzt und hinderte ihn daran,
sich zu bewegen.
    «Das ist eine
Familienangelegenheit. Halt dich da heraus, mein Freund. Sonst ist deine Reise
hier zu Ende.»
    Die Frau
wurde von ihren beiden Gegnern nach draußen geschleift.
    «Warum diese
Gewalttätigkeit?» fragte Hiram.
    «Diese beiden
tapferen Männer haben ihr als Ehemann und Liebhaber gedient. Die Törin ist
ihnen daraufgekommen, daß sie ein Herz und eine Seele sind und sie ausgenutzt
und verspottet haben. Das hat ganz Samaria seit langem gewußt. Sie hätte
darüber lachen sollen. Jetzt wird sie für ihre Tat streng bestraft. Das Gesetz
verpflichtet meine Freunde, ihr die unrein gewordene Hand abzuschlagen. Blut
muß mit Blut gerächt werden.»
    Furchtbares
Gebrüll zeugte dafür, daß die Strafe auf der Stelle vollzogen worden war.
    «Warum diese
Gewalttätigkeit?» wiederholte Hiram in Gedanken.
     
     
    Der Oberbaumeister wollte die Nacht nicht mehr in
dieser Herberge verbringen, er marschierte lieber weiter in Richtung Jerusalem.
Er setzte die Füße in die Tritte des Esels und kletterte so einen steil
abfallenden Hügel hinunter, der sich auf einem fruchtbaren Plateau verlief, von
dem aus man die Hauptstadt Israels sehen konnte. Eine Schafherde versperrte dem
Oberbaumeister den Weg. Die Tiere waren zahlreich und aufsässig und freuten
sich über den ersten Ausflug nach der Überwinterung in Schäfereien im Gebirge.
Einige Schafe hatten eine Pfote an den Schwanz gebunden, damit sie nicht
weglaufen oder verlorengehen konnten. Sie wetteiferten mit Geblöke und machten
den Esel unruhig.
    Zum zweiten
Mal innerhalb eines Tages spürte der Oberbaumeister ein Messer an der Kehle,
einen langen Dolch mit gerader Klinge, der sein Fleisch ritzte. Ein
Blutstropfen lief herunter.
    «Ich habe
auch noch einen eisenbeschlagenen Knüppel», verkündete der

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