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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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musterte Salomo mit kaum
verhehlter Leidenschaft. Und das rührte ihn. Die Ägypterin trug eine duftende
Perücke, wie sie in Tanis beliebt war, und öffnete die Schließen, mit denen ihr
Gewand auf den Schultern befestigt war.
    «Dieser Ort
ist für Bücher gedacht, nicht für die Liebe…»
    Salomos
Widerstand verlor sich in einem Kuß, der zugleich zärtlich und ungestüm war.
Der König widerstand dem nackten Leib nicht länger, der sich an ihn drängte.
Für einige Minuten leidenschaftlichen Vergnügens vergaß er Hiram.
    «Du verfügst über recht große
Zauberkräfte, liebe Gemahlin.»
    «Mein König, sie stehen zu
deiner Verfügung. Bitte darum, und sie sind dein.»
    Eine
Pharaonentochter… War sie nicht von Priestern erzogen worden, die Zauberbücher
besaßen, um die alle Völker sie beneideten?
    «Weißt du, wie man Orakel
befragt?»
    «Ich habe
meinem Vater in den geheimen Sälen des Tempels von Tanis zugesehen. Er hat mich
gelehrt, den Mund auszuwaschen und ihn mit Natron zu reinigen, ehe man zu den
Göttern betet. Ich bin Meisterin in der Kunst, wie man Kopfschmerzen behebt,
indem man eine Flamme auf den Kopf einer Bronzeschlange stellt.»
    «Würdest du
das Unsichtbare für mich anrufen?»
    Nagsara
strahlte vor Freude. Endlich könnte sie Salomo beweisen, daß er sie nicht zum
Lustobjekt herabwürdigen durfte.
    «Wie lautet deine Frage?»
    «Ich will
einen Namen haben. Den des besten Baumeisters für den Tempel.»
    Immer noch
nackt, ergriff Nagsara eine Lampe und stellte sie in die nördliche Ecke des
Zimmers. Sie löschte die anderen Lampen und beugte sich über das schwache
Licht, bis es ihr fast das Gesicht verbrannte. Die Worte, die sie sprach,
schützten sie.
    «Flamme, die
das Gestern, das Heute und das Morgen kennt, bitte antworte mir! Wenn du
schweigst, verschwinden Himmel und Erde! Wenn du schweigst, geht die Sonne
nicht mehr auf, die Flüsse trocknen aus, und die Frauen werden unfruchtbar!
    Ich, eine
Tochter des Feuers, ich habe das Recht, dich zu befragen.»
    Nagsara legte
den rechten Zeigefinger auf die Stirn und faßte mit der linken Hand in die
Flamme. Doch ihr Fleisch verbrannte nicht. Mit dem Fingernagel zeichnete sie
Hieroglyphen auf den Henkel der Lampe. Dann schloß die Königin die Augen.
    «Komm näher,
Salomo.»
    Der König gehorchte.
    «Strecke dich
rücklings aus.»
    Er sah, wie
sich die Decke der Bibliothek wellte und die Wände entfesselt tanzten.
    «Befrage die
Lampe, Salomo.»
    Der König
erkannte seine eigene Stimme nicht, so ernst klang sie.
    «Wer soll
Baumeister des Tempels sein?»
    Die Flamme
schlug hoch, verschlang den Raum, machte sich über die Papyrusrollen her und
tauchte Salomo und Nagsara in rote Glut. Doch der König verspürte keinen
Schmerz. Er trieb auf einem blutroten Fluß dahin, der selbst die hohen Berge
durchdrang.
    Dann jählings
Stille.
    Neben ihm
ausgestreckt schlief Nagsara.
    Salomo
zündete die anderen Lampen mit der Lampenflamme an. Er war schrecklich
enttäuscht. Das Unsichtbare hatte sich geweigert zu sprechen.
    Die Ägypterin
war nicht wach zu bekommen, obwohl sie regelmäßig atmete. Der König nahm die
Königin in die Arme.
    Auf der Kehle
der jungen Frau erblickte er eine Inschrift in hebräischen Buchstaben.
    Sie ließ sich
leicht lesen.
    Im Fleisch
von Israels Königin stand ein Name eingebrannt: Hiram.

 
    Kapitel 24
     
     
     
    Eine
Schafherde stob auseinander, als sich
Hiram näherte. Er erkannte die armselige Behausung des Hinkefusses, der auf der
Schwelle saß und auf kleinem Feuer eine Kräutersuppe köcheln ließ.
    «Mein Fürst!
Du bist ihnen entwischt?»
    Hinter dem
Haus lag ein beeindruckender Haufen Wolle, beste Frühlingswolle, aus der
Winterumhänge gefertigt wurden.
    «Ich bin
geflohen, als ich gesehen habe, wie man diese Bande fanatischer Priester
losgelassen hat. Die kennen keine Hemmungen, die steinigen störende Leute
einfach», sagte der Hinkefuß.
    «Ohne daß sie
von Salomo gerichtet worden sind?»
    «Der König
kann seine Augen nicht überall haben…»
    «Warum hast
du nicht versucht, mich zu warnen?»
    «Keine Zeit,
mein Fürst.»
    Kaleb
überlegte, ob der Baumeister nicht doch ein gefährlicherer Gegner wurde als die
Jahwe-Anbeter.
    «Ich habe
dich ein wenig verraten», gestand er, «aber ich hatte keine andere Wahl. Es gab
nur eine Lösung, nämlich heimzukehren und sich hier zu verkriechen. Jerusalem
ist nicht mehr sicher, wenn sich die Priester zuviel zeigen.»
    Anup, der
Hiram in einiger Entfernung folgte und

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