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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Papyrusdickichten, an
leidenschaftliche Begegnungen in Palmenhainen, in denen zahme Affen von Baum zu
Baum hüpften. So heiß, so kurz war seine Jugend gewesen…
    Ein Schrei
riß ihn aus seinen Träumereien.
    Ein Mann kam
aus seinem Versteck hinter einem Zelt hervorgesprungen und stürzte sich mit
gezücktem Dolch auf die Königin. «Stirb, du unreine Hündin!» brüllte der
Wahnsinnige.
    Mit ein paar
Schritten erreichte Hiram den Platz des Überfalls. Mühelos bändigte er den
Verbrecher, einen schmächtigen Kerl, und schickte ihn mit einem
Handkantenschlag auf den Hals zu Boden.
    Blut rann am
Hals der Königin hinunter. Ihre Augen waren glasig, und sie versuchte vergebens
zu sprechen, ehe sie ohnmächtig wurde. Mit lauter Stimme rief Hiram die
Lehrlinge herbei.
    Ein trauriger
Zug ging durch Jerusalems Straßen in Richtung Salomos Palast, Hiram mit einer
jungen, bewußtlosen Frau auf den Armen, deren verlöschendes Leben er nicht
retten konnte. Ihm folgten die Arbeiter, sie stießen den Mörder vor sich, der
sie verwünschte.
     
     
    Salomo hatte dem Hohenpriester
gerade auseinandergesetzt, welche neuen Anordnungen er zur Finanzierung des
Tempels getroffen hatte. Er hatte ihm mitgeteilt, daß auch die Priester, wie
jeder Hebräer, den Zehnten ihrer natürlichen Reichtümer abgeben mußten, sei es
nun das zehnte Mutterschaf einer Herde oder das zehnte Ei, das ein Huhn gelegt
hatte. In dem in zwölf Provinzen aufgeteilten Königreich mußte der Reihe nach
jede Provinz für die Bedürfnisse der Baustelle aufkommen.
    Zadok
protestierte energisch. Nur er allein konnte sich Salomo aufgrund seines Rangs
und seiner Stellung noch widersetzen.
    «Warum soviel
Reichtümer verschwenden, nur um eine weitere Kapelle zu bauen? Jahwe ist zufrieden
mit der Unterkunft, die wir ihm gegeben haben. Maßlosigkeit mißfällt ihm.»
    «Der Tempel
ist keine Kapelle und keine königliche Laune», entgegnete Salomo. «Er soll der
heilige Mittelpunkt unseres Landes werden, denn er wahrt Gottes Anwesenheit auf
dieser Erde und den Frieden unter den Völkern. Um dieses Heiligtum herum
entsteht die Einheit Israels.»
    «Dann ist es
also wahr?» fragte Zadok spöttisch, «daß Gott hier unten wohnt?»
    «Wer wagt es
zu behaupten, daß der König der Hebräer solch ketzerische Worte verkündet? Er,
für den der Himmel zu groß ist, bleibt für uns unsichtbar, aber Seine Strahlen,
Er selbst, sind sichtbar. Es ist Seine Gegenwart, nicht Er Selbst, der in einer
neuen Wohnstatt wohnen wird.»
    «Ist das
nicht eine Lehre der Ägypter?»
    «Widerspricht
sie unserem Glauben, Zadok? Manifestiert sich der Eine Gott nicht im Werk der
Erbauer, das Er mit Seinem Licht krönen wird?»
    Der
Hohepriester schmollte. Er glaubte nicht, daß sich Salomo auch auf dem Gebiet
der Theologie auskannte, wechselte jedoch zu einem anderen Schlachtfeld.
    «Das Volk
wird es nicht hinnehmen, wenn man es so schwer belastet. Es wird sich erheben.»
    «Der Tempel
steht als Materie für die geistige Ordnung, die in unserem Land herrscht», wies
ihn der Herrscher zurecht. «Das Herz des Volkes und das des Tempels schlagen im
gleichen Takt. Das Volk wird sehen, wie seine Mühe in etwas anderes verwandelt
wird. Es wird wissen, daß jede noch so kleinste Steuer im Tempel zu Stein
geworden ist, daß das himmlische Jerusalem vom HERRN neu erbaut worden ist. Bis
zum Kidron hin sind ihm alle Äcker geweiht. Die können niemals mehr geplündert
oder vernichtet werden. Denn der Auftrag des Tempels lautet, Frieden zu
verkünden.»
    «Wird es dem
Heer nicht an Geld fehlen?»
    «Ein
Hohepriester, der sich in Strategie einmischt? Unser Heer ist stark, es
gewährleistet unsere Sicherheit. Aber wir stürzen uns nicht länger in
verheerende Kriege. Davor bewahrt uns der Tempel.»
    Zadok gingen
die Argumente aus, und als er sich dem Projekt Salomos gerade strikt verweigern
wollte, platzte der Schreiber Elihap in den Thronsaal.
    «Gebieter…
ein schändliches Verbrechen…»
    Hiram, der
Nagsaras Mörder am Hals gepackt hielt, schleuderte diesen auf die Fliesen.
    «Das ist der Elende, der
versucht hat, Israels Königin zu töten.»
    Der Mann warf
einen flehenden Blick in Zadoks Richtung, ehe er das Gesicht mit den Händen
verdeckte. Doch Salomo hatte ihn bereits erkannt.
    «Ist dieser
Verbrecher nicht Priester? Gehört er nicht zu den Ritualisten?»
    Zadok stritt nichts ab. Sein
Helfer weinte.
    «Ich ziehe
mich zurück», sagte Hiram. «Richten ist Sache des Königs.»
    Salomo

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