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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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erhob
sich.
    «Die
Königin…»
    «Deine Ärzte
versuchen, sie zu retten. Mich ruft die Baustelle.»
    Der König
wandte sich an Zadok.
    «Jetzt kannst
du nicht mehr im mindesten protestieren, Hoherpriester. Versieh dein
geistliches Amt und wache besser über die Rechtschaffenheit deiner
Untergebenen.»
     
     
    Nagsara küßte Salomos Hand und
drückte sie. Ach, wie war es schön, ihn auf dem Bett sitzen zu sehen, auf dem
sie ruhte! Jeden Tag verbrachte er wenigstens zwei Stunden bei ihr und
betrachtete sie mit seinen dunkelblauen Augen, die für sie alle Schönheit der
Welt bedeuteten. Die Königin segnete ihren Angreifer. Dank ihm, dank der Wunde,
die er ihr zugefügt hatte, genoß sie die Anwesenheit ihres Gebieters, seine
Aufmerksamkeit und seine Fürsorge, und die waren noch kostbarer als Liebe.
    So stellte
sie sich die verständnisinnige Zärtlichkeit alter Ehepaare vor, die wortlos
ihre Absichten errieten. Sie wollte zuhören, atmen und die gemeinsamen
Augenblicke auskosten, die ihr niemand mehr nehmen konnte. Wenn sie um ihr
Leben kämpfte, dann weil sie diesen Aufenthalt in paradiesischen Gefilden, die
ja kein Sterbelager waren, in die Länge ziehen wollte.
    Nagsara hatte keinen anderen
Ehrgeiz, als abertausendmal in Salomos Herz aufzuerstehen. Hier war ihr Garten
mit den beschwichtigenden Schatten, hier erblühte die Sykomore, auf deren Ästen
überall muntere Vögel saßen, hier strahlte eine Sonne, die die Dämonen der
Nacht nicht erreichten.
    Sie liebte den König mehr als
ihr eigenes Leben, die jugendliche Törin betete ihn an, sie berauschte sich an
einem Glück, das überwältigte wie der Sprung einer Gazelle.
    Nagsara hatte
vergessen, daß die Klinge des Dolches genau die Stelle getroffen hatte, wo in
ihrem Fleisch der Name Hiram eingebrannt stand.
    Auge um Auge, Zahn um Zahn,
Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Beule um Beule,
Leben um Leben: So wollte es Israels Gesetz. Der Priester, der versucht hatte,
die Königin zu töten, wurde wie ein Sühneopfer gerichtet. Dann wurde er gemäß
dem Urteil, das Salomo gesprochen hatte, im Beisein des Hofes gesteinigt.
    Der
Hohepriester Zadok schenkte den Qualen keine Aufmerksamkeit, sein Blick hing an
Salomo.

 
    Kapitel 28
     
     
     
    Zadok triumphierte. Er warf ein Dutzend Amulette, Sterne, Ibisse,
die den Gott Thot darstellten, Fruchtbarkeitsketten, silberne Schlangen und
Nilpferde aus Lapislazuli auf die Fliesen des Audienzsaals.
    «Das hier,
König von Israel, haben wir auf Meister Hirams Baustelle entdeckt. Diese
widerwärtigen Gestalten beweisen, daß es unter den Arbeitern Götzenanbeter
gibt. Der Schuldige muß bestraft werden.»
    Salomo
verstand nur zu gut. Mittels seines Oberbaumeisters wollte der Hohepriester an
ihn heran.
    «Wagst du es,
seinen Namen zu nennen, Zadok?»
    «Kaleb, der Hinkefuß, der
Diener Hirams. Die Amulette waren im Stroh seines Lagers versteckt.»
    «Wer hat sie
gefunden?»
    «Ein
Arbeiter, der Jahwe treu ist, hat mir davon erzählt.»
    «Eine
Denunziation…»
    «Eine mutige Tat, Majestät.»
    «Gesteht
Kaleb, daß er der Besitzer dieser Gegenstände ist?»
    «Er
beschimpft nur unaufhörlich die Priester, die ihn gut bewachen.»
    «Werden die
Priester jetzt zu Polizisten?»
    «Sie wachen
über Israels Wohl. Und sie fordern Gerechtigkeit und daß Jahwes Gesetz
uneingeschränkt herrscht.»
     
     
    Man trug einen mit Gold
verzierten Thron vor das Tor zur Baustelle. Salomo nahm umringt von einer Schar
Priester Platz.
    Zadok hatte
die Kunde verbreitet: Beim Bau von Jahwes Heiligtum hatte man Heiden
angestellt, und die befleckten den Tempel des Einen Gottes. Entweder mußte
dieses Unterfangen, das des Teufels war, abgebrochen werden, oder man mußte
strenge Strafen erlassen. Die Frommen forderten, man solle die Schuldigen mit
Lederriemen auspeitschen, man solle ihnen Füße und Hände verbrennen. Die
wildesten Eiferer wollten sie oben vom Felsen stürzen.
    Salomo war
düsterer Stimmung. Zadok spielte ein böses Spiel, das mit dem Aufgeben des
Projektes enden konnte, dem der König sein Leben geweiht hatte. Wenn man Kaleb
auspeitschte, ganz gleich ob schuldig oder nicht, die Strafe würde Hiram in den
Augen seiner Arbeiter herabsetzen. Jeder würde wissen, daß Hiram einem
Götzenanbeter Vorschub geleistet hatte. Hirams Name durch einen Skandal
befleckt, Salomo blamiert… das waren die Ziele, die der Hohepriester verfolgte.
Und der Herrscher durfte nicht ausweichen; er mußte nach dem

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