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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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und gefühllos. Welchem Zauber
entstammte er?

 
    Kapitel 31
     
     
     
    Salomo war
unzufrieden, denn er war gezwungen gewesen, der Bitte des Hohenpriesters
nachzugeben und den Thronrat einzuberufen, der aus Zadok selbst, General
Banajas und Elihap, dem Schreiber des Königs, bestand. Der israelitische
Herrscher hatte gespürt, wie seine Gereiztheit zunahm, während er den
Vorschlägen des Geistlichen zuhörte.
    «Majestät,
ich wiederhole es noch einmal», beharrte Zadok, «Meister Hiram wird zur Gefahr.
Er hat ohne dein Wissen den Oberbefehl über Tausende von Arbeitern an sich
gerissen.»
    «Ist der
Frondienst nicht Jerobeams Verantwortung?»
    Der
Hohepriester wurde bissig.
    «Ein weiterer
Trugschluß! Selbst bei den Hilfsarbeitern ist Hirams Ruf sehr groß. Sie
gehorchen Jerobeam, aber sie bewundern Hiram. Weißt du denn nicht, daß er eine
eigene Bruderschaft gegründet hat, zu der Lehrlinge und Gesellen gehören, die
ihm wie Sklaven ergeben sind? Du selbst, Majestät, hast es hingenommen, daß die
Baustelle des Tempels ihre eigenen Gesetze hat.»
    «Soll das ein
Vorwurf sein, Zadok?»
    Der
Hohepriester senkte die Stimme.
    «Meister
Hiram dehnt sein Reich Tag für Tag aus. Demnächst befehligt er ein Heer, das
zahlreicher ist als das von Banajas.»
    Der General
schüttelte den Kopf. Seine barsche Miene verriet seine gereizte Stimmung.
    «Ein friedliches Heer»,
erklärte Salomo.
    «Das
bezweifeln wir, Majestät. Sie sind mit Werkzeugen bewaffnet, die viele von
ihnen jetzt sehr geschickt handhaben können. Falls sich ihr Herr zum Aufstand
entschließt… Wir haben den Einfluß dieses Hiram unterschätzt. Ist er heute
nicht schon der mächtigste Mann in Israel?»
    «Du
beleidigst den König, Hoherpriester!»
    Zadok ließ nicht locker.
    «Warum lassen
wir diesen fremdländischen Baumeister nicht besser überwachen? Warum gestehen
wir ihm so viele Vorrechte zu? Ich spreche im Interesse Israels und seines
Herrschers. Ist Hirams Ruf nicht wahrhaft eine Beleidigung?»
    «Der
Hohepriester hat recht», knurrte Banajas. «Dieser Tyrer gefällt mir nicht.»
    Elihap
schwieg sich aus. Doch Salomo kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß er mit
seinem Schweigen die beiden anderen Ratsmitglieder unterstützte.
    «Du mußt
handeln», forderte Zadok. «Jerobeam würde einen hervorragenden Baumeister
abgeben.»
    «Er hat bislang nur
Pferdeställe und Befestigungen gebaut.»
    «Er ist ein
treuer Diener, dessen Berufung der Thronrat unterstützt.»
    Zadok hatte
sich zwar zu düsterer Leidenschaft hinreißen lassen, doch seine Argumente waren
durchaus stichhaltig. Salomo mußte zugeben, daß seine Begeisterung ihn gewisse
Gefahren hatte übersehen lassen. Vielleicht hatte er Meister Hirams Ehrgeiz und
seinen Wunsch unterschätzt, allein durch sein Amt die Zügel der israelitischen
Wirtschaft an sich zu reißen. Vielleicht hatte er einen Drachen am Busen
genährt, der sich anschickte, ihn zu verschlingen.
    Als Zadok
merkte, daß der König nachdachte, verspürte er unendliche Genugtuung. Er hatte
sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen, erhoffte sich jedoch einen guten
Ausgang. Wenn es ihm weiterhin gelang, Salomo zu beeinflussen, würde er dann
nicht auch den Tempelbau verhindern können?
    «In Israel
regiert nicht der Thronrat», sagte Salomo schließlich. «Seine Rolle besteht
darin, Vorschläge zu unterbreiten. Die kann der König annehmen oder ablehnen.
Was nun Meister Hiram angeht, so bleibt er Baumeister des Tempels und ist nur
mir verantwortlich.»
     
     
    Salomo verbrachte die Nacht mit
Grübeleien und ließ seinen Besuch bei Nagsara ausfallen. Die Königin, deren
Wunde fast geheilt war, litt unter einer Sehnsucht, die nur die Anwesenheit des
Königs stillen konnte. Und er reagierte auf ihre zarte Schönheit, genoß ihre
Umarmungen und ihre leidenschaftlichen Küsse. Doch nach der stürmischen
Sitzung, auf der er den Rat seiner Berater in den Wind geschlagen hatte,
erschienen ihm die Freuden der Liebe fade und eitel. Daher hatte er sich in
Davids Sterbezimmer zurückgezogen, das seit dessen Tod niemand mehr betreten
hatte.
    Salomo hatte das bescheidene
Bett, die rauhen Mauern, den Geruch nach Hoffnungslosigkeit vergessen gehabt.
Sogar die Züge seines Vaters verblaßten im dichten Todesnebel. War das nicht
genau der Ort, wo er die Seele dieses Herrschers finden konnte, dem Gott
verboten hatte, das große Werk zu schaffen? Durfte er ihn im Jenseits um Hilfe
bitten?
    Meister Hiram
war weder Bruder noch Freund. Er

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