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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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nachdem er die
Welt erschaffen hatte?»
    «Ich habe
meine noch nicht fertiggestellt. Diese verlorenen Tage stehen meinem Bauplan im
Wege.»
    Kaleb fand
die Einstellung des Oberbaumeisters nicht statthaft.
    «Wir müssen
doch Atem schöpfen! Du vergißt wohl, daß der erste Mensch zu Beginn des ersten
Sabbat geboren wurde, und weißt nicht, daß unserem Volk die Flucht aus Ägypten
an einem Sabbat geglückt ist? Ihn nicht zu heiligen ist ein ganz schlimmer
Fehler. Mein Fürst, du denkst doch nicht etwa daran…»
    «Fege weiter, Kaleb.»
    Die Schreiner
stellten mit Hilfe einiger Handlanger einen riesigen Baumstamm auf, und sofort
begann man mit dem Abästen. Hiram erteilte knappe und genaue Befehle. Ihm blieb
nur noch eine Stunde bis zum Beginn des Sabbat. Jerobeam musterte den Himmel.
Er wartete ungeduldig darauf, daß er die Fronarbeiter entlassen konnte.
    Wenn die ersten drei Sterne
in der Abenddämmerung leuchteten, begann der Sabbat. Die Trompete erklang zum
ersten Mal und forderte die Arbeiter auf, von ihrer Arbeit abzulassen. Auch die
Hilfsarbeiter beugten sich dieser Sitte. Als die Trompete zum zweiten Mal
erscholl, hörten auch die Gesellen mit der Arbeit auf. Beim dritten
Trompetenstoß wurde vor jeder Behausung eine Lampe entzündet, das Symbol dafür,
daß sich die göttliche Gegenwart durch Ausruhen der Seelen manifestierte. Von
jetzt an wurde gegessen, wenn auch sparsam. Zum Essen gehörten Wein und dreimal
gesegnete Gewürze.
    Einer der
Schreinergesellen sammelte auf Befehl von Meister Hiram die abgesägten Äste
auf. Nach Arbeitsende mußte die Baustelle ordentlich sein.
    Wütend nahm Jerobeam einen
Stein und zielte damit auf den Kopf des Gesellen. Der brach zusammen. Sein Blut
färbte die Erde rot.
    «Er hat den
Sabbat entweiht!» brüllte der rote Riese. «Er hat den Tod verdient!»
    Die Arbeiter
vermittelten zwischen ihrem Fronvogt und Hiram.
    In den
Familien betete man um Frieden.
     
     
    Salomo hatte trotz Hirams
Beharren nicht in ein Gerichtsverfahren eingewilligt. Zahlreichen Zeugen
zufolge hatte das unselige Opfer eine so schlimme Sünde begangen, daß es der
göttliche Zorn unverzüglich niedergestreckt hatte. Jerobeam war lediglich
Jahwes Arm gewesen. Wer würde es wagen, ihn zu bestrafen?
    Der
Baumeister stand vor dem König und machte seinem Zorn Luft.
    «Fromme
Feste, geheiligte Ruhe, unveränderliche Riten… reicht das in deinen Augen,
einen Unschuldigen zu töten?»
    «Er hat sich schuldig
gemacht», entgegnete Salomo. «Der Sabbat ist die heilige Zeit, in der Gott
während der Ruhe eine neue Welt erschafft. Das war noch vor dem Gesetz Israels
und ist seine Rechtfertigung. Wer es nicht achtet, weiß, was er sich damit
zuzieht.»
    «Dieser
Geselle hat das Gesetz der Baustelle befolgt.»
    «Die muß
nicht gegen das Israels sein. Verantwortlich für diese Tragödie bist du,
Meister Hiram.»
     
     
    Der Baumeister ging durch
menschenleere Baumreihen am Ufer des Jordan. Die Öfen waren erkaltet, wurden
seit einer Woche nicht mehr befeuert. Die Fronarbeit war eingestellt worden.
Die Arbeiter, die in Zelten untergebracht waren, vertrieben sich die Zeit mit
Würfelspielen. Auf dem Felsen von Jerusalem hatte die Arbeit der Maurer
aufgehört. Der königliche Palast thronte prächtig und trostlos.
    Die von
Jerobeam vorgetragene Beschuldigung war vom Schreiber Elihap aufgesetzt worden
und führte zu einem Prozeß. Hatte Meister Hiram in den Augen der treuen
Gläubigen den Sabbat geschändet und die heiligsten Werte Israels mit Füßen
getreten? War er nicht schuldiger als der gesteinigte Geselle?
    Der
Hohepriester hatte sich Jerobeams Klage angeschlossen, so daß Salomo gezwungen
wurde, bei diesem Gerichtsverfahren den Vorsitz zu führen. Wer hätte an dessen
Ausgang Zweifel gehabt? Hiram hatte die Baustellen geschlossen. Den Meistern
hatte er gesagt, daß das gewaltige Unterfangen vielleicht scheitern würde.
Falls der Oberbaumeister verurteilt wurde, würden weder Lehrlinge noch Gesellen
weiter Befehle von ihm entgegennehmen. Doch der Baumeister forderte, daß kein
Aufstand die von Salomo auferlegte Ordnung störte.
    Da der Zugang
zu dem unterirdischen Raum von Kaleb und Anup bewacht wurde, konnte sich Hiram
in die Einsamkeit der Orte zurückziehen, die er lieben gelernt hatte, Orte, an
denen es wenig Geschrei, Gesang, Ermunterungsrufe gab. Die Leere bekam ihnen
nicht gut.
    Lediglich der
Klang der Werkzeuge machte sie schön. Ohne ihn blieben nur die Spuren
menschlichen Leids und menschlicher

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