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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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hatte Hiram baufällige Häuser abreißen und die zu
engen Straßen verbreitern lassen. So hatte er dem Häuserwirrwarr der Oberstadt
ein Ende gemacht und einen weiten Ausblick auf Salomos Palast geschaffen, der
die alte Stadt Davids beherrschte.
    Als die
Arbeiten genügend Fortschritte gemacht hatten, führte der Oberbaumeister
Israels König und Königin über die Baustelle. Der strenge Felsen hatte sich
sehr verändert. Eine Treppe führte auf einen Platz. Gen Norden erhoben sich die
Mauern der künftigen Schatzkammer, gen Osten die des Thron- und Gerichtssaals.
Wenn man an diesen vorbeiging, entdeckte man den Palast, dessen zahlreiche
Zimmer auf einen Innenhof gingen. Die Herrscher betrachteten die riesigen
Grundmauern und die Blöcke von zehn Ellen Höhe, die wie Marmor poliert waren.
Nagsara streichelte die Steine und fand sie genauso vollendet wie den Granit,
mit dem ägyptische Bildhauer arbeiteten. Hiram und seine Handwerker hatten ein
wahres Wunder vollbracht, hatten Festigkeit mit Zartheit vereint. Die Gemächer
des Herrschers und seiner Gemahlin waren fast fertiggestellt und bereits mit
Holz verkleidet. Die Stützbalken aus Zedernholz für die Decken ragten an die
zwölf Ellen hoch und vermittelten ein Gefühl von Weite. Hiram hatte das Gemach
des Königs von dem der Königin getrennt, desgleichen auch ihre Nebenräume wie
Badezimmer, Abort, Arbeitszimmer, Empfangszimmer, Vorzimmer. Die Nordmauer des
Palastes kam Salomo dicker vor als die anderen. Der Oberbaumeister erläuterte, daß
sie auch die Tempelwand sei. In ihrer Mitte öffnete er eine Tür, die das Haus
des Königs mit dem Gottes verband.
    Salomo benahm
sich kalt und zurückhaltend. Er wollte den unendlichen Stolz, den er verspürte,
nicht offen zeigen. Noch nie hatte ein israelitischer König einen so prächtigen
Palast bewohnt, an den sich noch Säle anschlossen, die für Festmähler und
Musik, für Wohnungen von Nebenfrauen, Beamten und der Leibwache vorgesehen
waren. Hiram hatte einen ebenso harmonischen wie bequemen Plan entworfen.
    «Vom nächsten
Monat an», so entschied Salomo, «wohnen wir hier.»
    «Aber der Lärm von der
Baustelle…», wehrte sich Nagsara.
    «Der ist
meinen Ohren angenehm. Für Israels König gibt es keine andere Wohnung mehr. Der
Oberbaumeister soll sich mit der Fertigstellung der Hauptgemächer beeilen.»
    Hiram
lächelte und verbeugte sich.
     
     
    Salomos Wunsch wurde erhört.
Unermüdlich arbeiteten die Gesellen unter Hirams wachsamem Auge im Inneren des
Palastes. Wie in Ezjon-Geber überwachten Werkmeister die Lehrlinge, Gesellen
und Handlanger auch in Jerusalem, in den Schmieden wie auch in den
Steinbrüchen, damit die Herstellung von Werkzeugen lief, vor allem der schnell
verbrauchten, kupfernen Stemmeisen und der nach den Angaben des Oberbaumeisters
behauenen Steine, ehe diese numeriert und gelagert wurden. Jerobeam
organisierte unverdrossen den Frondienst. Seine Beziehungen zum Werkmeister
waren zwar frostig, aber er schaffte heran, was sie anforderten.
    Hirams
Tischler hatten nach den Angaben des königlichen Paares wunderbare Möbel getischlert.
Betten, Throne, Stühle, Tische, Truhen zum Aufbewahren, alles war aus Zedern-,
Ölbaum- oder Akazienholz gefertigt und beinahe alles vergoldet. Bronzesockel
trugen Fackeln von unterschiedlicher Größe, die der Stelle, die sie
beleuchteten, ein mehr oder minder helles Licht spendeten. Eine einfallsreiche
Verteilung der Fenster sicherte einen guten Luftaustausch, und während der
kühlen Jahreszeit waren sie leicht zu verschließen.
    Obwohl der
Oberhofmeister, ein Mann des Protokolls, darauf bestand, weigerte sich Salomo,
den Palast vor der Weihung des Tempels offiziell einzuweihen. Innerhalb von
drei Jahren hatte Meister Hiram die leichteste Aufgabe bewältigt, nämlich eine
königliche Residenz zu bauen. Gewiß, eine prächtige Zwischenstation, doch noch
weit entfernt vom Ziel.
    Als die
Königin in den Flügel eingezogen war, der ihr gehörte, nahm der König ihre
Einladung zum Abendessen an. Die junge Frau, die gerade zwanzig wurde, hatte
sich ägyptisch gekleidet: Ein Trägerkleid aus durchsichtigem Leinen, das den
Busen offen zeigte, ein goldenes Pektoral mit Karneol und Lapislazuli,
Goldreifen um Handgelenke und Knöchel. Ihre Haare waren geflochten und
parfümiert, die Lippen rot, die Wimpern schwarz gefärbt. Wie verführerisch war
sie doch, diese Fremdländerin, deren Leidenschaft aus jedem Blick sprach! Wie
sie sich anbot mit ihren anmutigen Gesten und

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