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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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ist eine Fälschung.«
    » Wann haben Sie das erkannt?«, fragte Renée.
    »Als ich das Götzenbild wenige Sekunden, bevor die Kabine in die Luft flog, von der Werkbank genommen habe, hatte die Sprinkleranlage der Kontrollkabine den ganzen Raum bereits unter Wasser gesetzt. Es ist über das Götzenbild gespritzt, aber seitdem hat es kein einziges Mal gesummt.«
    »Also hätte die Supernova der Nazis die Welt nicht vernichtet?«, fragte Van Lewen.
    »Nein«, entgegnete Race. »Nur uns und vielleicht einige hundert Hektar Regenwald, und zwar wegen der Kernexplosion. Aber nicht die Welt.«
    »Wenn es nicht aus Thyrium besteht«, fragte Van Lewen, »woraus besteht es dann?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Race. »Aus irgendeiner Art vulkanischen Gesteins, vermute ich.«
    »Aber wenn das eine Fälschung ist«, sagte Renée und nahm Van Lewen das Götzenbild ab, »wer hat sie dann hergestellt? Wer hätte sie herstellen können ? Sie ist in einem Tempel gefunden worden, den seit über vierhundert Jahren niemand mehr betreten hat.«
    » Ich glaube, ich weiß, wer die Kopie gemacht hat«, meinte Race.
    »Tatsächlich?«
    Er nickte.
    »Wer?« , fragten Renée und Van Lewen gleichzeitig.
    Race hielt das ledergebundene Buch in die Höhe – das Original des Santiago-Manuskripts, an dem Alberto Santiago persönlich vor einer sehr, sehr langen Zeit gearbeitet hatte.
    »Die Antwort auf Ihre Frage«, sagte er, »steht auf den Seiten dieses Buches.«

    ***

    Race zog sich in das Heck des kleinen Wasserflugzeugs zurück.
    Sie würden bald in Vilcafor eintreffen. Doch vorher wollte er das Manuskript lesen, und zwar bis zum Schluss.
    Es gab so viele Fragen, die er beantwortet haben wollte. Wie zum Beispiel, wann Renco das echte Götzenbild durch ein falsches ersetzt hatte oder wie er die Rapas wieder in den Tempel zurückbekommen hatte.
    Doch eine Frage war noch interessanter – und viel wichtiger.
    Wo befand sich das echte Götzenbild?
    Race ließ sich auf seinem Sitz im Flugzeugheck nieder. Als er jedoch das Manuskript öffnen wollte, fiel sein Blick auf den Smaragdanhänger, der ihm vom Hals herabbaumelte – Rencos Halsband –, und er nahm ihn in die Hand. Er ließ die Finger über die glitzernden grünen Kanten des Steins laufen. Dabei dachte er an das Skelett, dem er den Lederriemen abgenommen hatte – an das schmutzige, beschädigte Skelett, das er im Tempel gefunden hatte.
    Renco …
    Race versuchte, diese Überlegungen zu verscheuchen. Er ließ den Smaragd los und sammelte seine Gedanken. Dann fand er die Stelle im Manuskript wieder, wo er aufgehört hatte zu lesen.
    Alberto Santiago hatte gerade Rencos Schwester Lena vor den Rapas gerettet. Anschließend hatte Lena Renco berichtet, dass die Spanier bei Tagesanbruch in Vilcafor eintreffen würden …

Vierte Lektüre

    Renco sah Lena einen langen, langen Augenblick an.
    »Bei Tagesanbruch«, wiederholte er.
    Draußen war es noch dunkel, aber in wenigen Stunden würde der Morgen anbrechen.
    »Das stimmt«, sagte Lena.
    In dem schwachen Feuerschein der Zitadelle erkannte ich an Rencos Gesichtszügen, in welchem Konflikt er sich befand. Auf der einen Seite war da seine Mission zur Rettung des Götzenbildes, auf der anderen sein Verlangen, den Menschen von Vilcafor in Zeiten äußerster Not beizustehen.
    Renco blickte über das Innere der Zitadelle hinweg. »Bassario«, sagte er scharf.
    Ich wandte mich um und sah Bassario im Schneidersitz auf dem Fußboden in einer abgedunkelten Ecke der Zitadelle sitzen, wie üblich mit dem Rücken zum Raum.
    »Ja, o weiser Prinz«, erwiderte der Verbrecher, ohne von seiner Tätigkeit aufzuschauen.
    »Wie weit bist du?«
    »Ich bin fast fertig.«
    Renco schritt zu dem verschlagenen Verbrecher hinüber. Ich folgte ihm.
    Bassario wandte sich um, als Renco neben ihn trat, und ich sah neben ihm das Götzenbild liegen, dessen Schutz unsere heilige Mission war. Daraufhin bot der Verbrecher dem Prinzen etwas zur Begutachtung dar.
    Bei dessen Anblick blieb ich wie angewurzelt stehen.
    Ich blinzelte zweimal und sah erneut hin, denn ich war mir sicher, dass mir meine Augen einen Streich spielten.
    Aber das taten sie nicht.
    Nein, ganz gewiss nicht.
    Denn in Bassarios Händen, direkt vor meinen Augen, lag eine exakte Kopie von Rencos Götzenbild.

    Natürlich hatte Renco alles so geplant, vom allerersten Augenblick an.
    Ich entsann mich unseres kurzen Aufenthalts am Steinbruch in Colco, ganz zu Beginn unserer Reise. Renco hatte von dort einen Sack

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