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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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erreicht hatte, grub er die Klauen in den Stamm eines dicken Baums. Daraufhin sicherte Van Lewen das Seilende an einem der steinernen Stützpfeiler auf ihrer Seite des Abgrunds, sodass das Nylonseil die Schlucht knapp oberhalb der Hängebrücke überspannte.
    »Also gut, Leute«, sagte Scott. »Wenn ihr die Brücke überquert, haltet euch mit einer Hand an der Sicherheitsleine fest. Fällt die Brücke unter euch weg, hält euch das Seil und ihr stürzt nicht ab.«
    Van Lewen musste gesehen haben, dass Race erblasste. »Wird schon schief gehen. Sie dürfen nur nicht loslassen. Dann schaffen Sie’s.«
    Als Erste machten sich die Green Berets auf den Weg, einer hinter dem anderen.
    Die schmale Hängebrücke schaukelte und schwankte unter ihrem Gewicht, aber sie hielt. Die Übrigen folgten ihnen durch den ewig strömenden subtropischen Regen nach.
    Race überquerte die Brücke als Letzter und klammerte sich so fest an die Leine, dass seine Knöchel weiß wurden. Deswegen war er auch langsamer als die anderen. Als er den Sims auf der anderen Seite erreichte, waren sie bereits weitergegangen. Er hatte lediglich noch eine nasse, steinerne Treppe vor sich, die in das Buschwerk hinaufführte. Er eilte ihnen nach.
    Zu beiden Seiten hing triefendes Laubwerk weit über den Weg und nasses Farnkraut schlug ihm ins Gesicht, während er die feuchten Steinplatten hochstieg. Nach etwa einer halben Minute schob er einige Äste beiseite und fand sich auf einer kleinen Lichtung wieder.
    Alle anderen waren bereits dort. Aber sie rührten sich nicht. Zunächst konnte sich Race nicht erklären, weswegen sie so reglos dastanden, doch dann fiel ihm auf, dass sie ihre Taschenlampen nach links oben gerichtet hatten.
    Er folgte den Strahlen mit dem Blick und sah es.
    »Mein Gott!«, flüsterte er.
    Dort oben, an der höchsten Stelle des Felsenturms – bedeckt von hart gebackenem Schlamm und Moos, verborgen von den Gräsern und feucht schimmernd in dem ständig fallenden Regen –, stand ein unheimliches, steinernes Gebäude.
    Es war eingehüllt in Schatten und Nässe. Seine Form ließ deutlich erkennen, dass es Bedrohung und Macht ausstrahlen sollte. Dieser Bau konnte keinen anderen Zweck haben, als Furcht, Gebete und Verehrung zu provozieren.
    Es war ein Tempel.

    ***

    Heftig schluckend starrte Race den dunklen, steinernen Tempel an.
    Er wirkte bösartig.
    Kalt, grausam und bösartig.
    Er war nicht sehr groß. Kaum ein Stockwerk hoch. Aber Race wusste, dass dies nicht der Wirklichkeit entsprach.
    Vermutlich war das, was sie vor sich hatten, lediglich der oberste Teil des Tempels – die Spitze des Eisbergs –, denn die Ruinen hörten zu plötzlich auf. Sie verschwanden einfach im Schlamm.
    Den Rest des gewaltigen Baus musste die nasse Erde verschluckt haben, die sich über vier Jahrhunderte hinweg angesammelt hatte.
    Doch was übrig geblieben war, das war erschreckend genug.
    Der Tempel war annähernd pyramidenförmig – zwei breite Steinstufen führten zu einer kleinen, würfelähnlichen Struktur, die nicht größer als eine durchschnittliche Garage war. Race konnte sich vorstellen, um was es sich dabei handelte: eine Art Heiligtum, eine heilige Kammer nicht unähnlich denen, die man auf den Pyramiden der Azteken oder Maya fand.
    Eine Reihe grausamer Bilder war in die Wände des Heiligtums geschnitzt worden – knurrende, katzenähnliche Untiere, die sichelartige Klauen schwangen; vor Qual schreiende, sterbende Menschen. Die Mauern des Tempels waren vom Alter rissig. Der endlose subtropische Regen lief in kleinen Bächen daran herab und verlieh den Gestalten in den grauenhaften Szenen Leben – der gleiche Effekt, den das fließende Wasser auf den steinernen Totems erzeugt hatte.
    In der Mitte des Heiligtums befand sich jedoch der interessanteste Teil des ganzen Gebäudes – der Eingang. Ein quadratisches Portal.
    Aber es war versiegelt worden. Irgendwann in der fernen Vergangenheit hatte jemand einen gewaltigen Felsbrocken davor gewälzt. Race schätzte, dass wenigstens zehn Männer nötig gewesen waren, ihn dorthin zu bringen.
    »Sie stammen definitiv aus einer Zeit vor den Inka«, sagte Chambers, der die Schnitzereien untersuchte.
    »Ja, bestimmt«, meinte Lopez.
    »Woran erkennen Sie das?«, fragte Nash.
    »Die Bilder liegen zu dicht beieinander«, erwiderte Chambers.
    »… und sind zu detailreich « , fügte Lopez hinzu.
    Nash wandte sich an Captain Scott. »Rufen Sie Reichart unten im Dorf.«
    »Jawohl, Sir.« Scott trat aus dem

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