Der Tempel
überschwappte.
Es war ein natürlicher Durchgang durch die Felswand. Das Ergebnis, mutmaßte Race, eines kleineren Erdbebens in der Vergangenheit, das die in nordsüdliche Richtung verlaufende Felswand leicht ostwestlich verschoben hatte.
Lauren, Copeland und Nash betraten den steinübersäten Teich an der Mündung des Durchgangs.
Währenddessen wandte sich Race um und sah, dass die Kaimane die Gesellschaft nicht mehr beschatteten. Sie waren gute fünfzig Meter zurückgefallen und hockten jetzt bedrohlich in den tieferen Wassern.
Schön für mich , dachte Race.
Dann blieb er plötzlich stehen und fuhr auf dem Absatz herum.
Irgendetwas stimmte hier nicht.
Nicht nur das Verhalten der Kaimane war auffällig. Etwas an dem gesamten Terrain um den Durchgang stimmte nicht …
Und dann wurde Race klar, was es war.
Die Geräusche des Waldes waren verschwunden.
Außer dem Klatschen des Regens auf den Blättern war es völlig still. Kein Zirpen von Zikaden, kein Zwitschern von Vögeln, kein Rascheln von Zweigen.
Nichts.
Es war, als ob sie ein Gebiet betreten hätten, wo die Geräusche des Dschungels nicht mehr existierten. Ein Gebiet, das zu betreten die Tiere des Dschungels sich fürchteten.
Lauren, Copeland und Nash fiel das Schweigen anscheinend nicht auf. Sie leuchteten mit ihren Taschenlampen in den Durchgang im Fels und spähten hinein.
»Führt offenbar ganz durch«, meinte Copeland.
Lauren wandte sich an Nash. »Er geht in die richtige Richtung.«
»Dann los«, sagte Nash.
Im Gänsemarsch durchquerten die zehn Abenteurer die schmale Felspassage, wobei das knöcheltiefe Wasser bei jedem ihrer Schritte hochspritzte. Buzz Cochrane ging voraus. Seine kleine, auf den Lauf des M-16 montierte Taschenlampe erhellte ihnen den Weg.
Der Spalt verlief praktisch geradeaus, nur in der Mitte ein wenig im Zickzack, und durchschnitt das Plateau auf etwa siebzig Metern Länge.
Während Race hinter den anderen herging, blickte er nach oben. Die Felswände zu beiden Seiten ragten weit in die Höhe. Für einen so schmalen Spalt war er unglaublich hoch. Als er den Kopf in den Nacken legte, fiel leichter Regen auf sein Gesicht.
Und dann kam er plötzlich aus dem Spalt und trat auf weites, offenes Gelände.
Der Anblick raubte ihm den Atem.
Er stand an der Basis eines gewaltigen Felscanons – eines weiten, kreisrunden Kraters von wenigstens einhundert Metern Durchmesser.
Ein glitzerndes Wasser erstreckte sich vor ihm in die Ferne, das sich silbern in einem verirrten Mondstrahl kräuselte und zu allen Seiten von der kreisrunden Wand des gewaltigen Kraters begrenzt war. Der Spalt, den sie gerade durchquert hatten, war anscheinend der einzige Zugang zu diesem gewaltigen, kreisrunden Abgrund. Auf der anderen Seite des Kraters stürzte ein schmaler Wasserfall in den seichten See am Fuß des weiten Canons herab.
Allerdings zog das, was sich im Zentrum des Canons befand, sogleich aller Aufmerksamkeit auf sich.
Aus dem Wasser – genau in der Mitte des kreisrunden Kraters – erhob sich eine gewaltige Felsformation.
Sie war etwa dreißig Meter breit und wenigstens einhundert Meter hoch, ein gigantischer, natürlicher Felsenturm, der aus dem im Mondlicht glitzernden See in den nächtlichen Himmel emporstieg. Vor dem Hintergrund des leichten Abendregens wirkte der gewaltige schwarze Monolith einfach großartig.
Die zehn standen da und blickten ehrfürchtig zu dem mächtigen Felsenturm auf.
»Mein Gott …«, sagte Buzz Cochrane.
Lauren zeigte Nash die Anzeige auf ihrem Digitalkompass. » Wir sind genau sechshundert Meter vom Ort entfernt. Wenn wir die Steigung berücksichtigen, würde ich sagen, es besteht eine gute Chance, dass unser Götzenbild genau auf der Spitze dieses Felsenturms hockt.«
» Seht mal«, sagte Copeland von links.
Alle drehten sich um. Copeland stand vor einer Art Pfad, der in die gewölbte äußere Wand des Canons eingeschnitten war.
Der Weg stieg steil an und führte, eng daran geschmiegt, spiralförmig um die äußere Wand des Canons. Dabei umkreiste er den gigantischen Felsenturm in der Mitte des Kraters, war von diesem jedoch durch einen gewaltigen Graben leeren Raums von wenigstens dreißig Metern Breite getrennt.
Lauren und Nash gingen voraus. Sie verließen das knöcheltiefe Wasser an der Basis des Kraters und betraten den Pfad.
Die Gruppe stieg hinauf.
Der Regen hatte nachgelassen, die Wolkenschicht über dem großen Canon war dünner geworden, sodass das blaue Mondlicht leichter
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