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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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die königliche Familie einer bestimmten Stadt kannte den Schlüssel, mittels dessen sie durch die verwirrenden Tunnel gelangen konnte.
    Heutzutage jedoch benutzt man ein quenko hauptsächlich zu Sport und Spiel während der Festzeiten. Zwei Krieger werden zusammen mit fünf ausgewachsenen Jaguaren in das Labyrinth gelassen. Der Krieger, der das quenko erfolgreich durchschreitet, den Jaguaren entkommt und als Erster den Ausgang findet, gewinnt. Das Wetten auf das Ergebnis ist sehr beliebt. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass das quenko in dieser Stadt eher seinem ursprünglichen Zweck gedient hat – als Tunnel, durch den die königliche Familie einen hastigen Rückzug antreten konnte.«
    Jetzt geleitete uns Vilcafor in einen Winkel der Zitadelle, wo ein Feuer brannte. Er lud uns ein, uns auf etwas Streu niederzulassen. Einige Diener erschienen und reichten uns Wasser.
    »Also, Renco – du hast das Götzenbild?«, fragte Vilcafor.
    »Ich habe es.« Renco zog das Götzenbild – noch immer in sein prächtiges Seidentuch gehüllt – aus seinem Lederranzen. Er legte das schimmernde, schwarz-purpurfarbene Schnitzwerk frei und die Menschen hielten den Atem an.
    Ich bin wirklich der Ansicht, dass die knurrenden, katzenhaften Züge des Götzenbildes in dem flackernden orangefarbenen Schein der Zitadelle einen neuen Grad an Bösartigkeit erreichten – wenn das überhaupt möglich war.
    »Du bist wahrlich der Auserwählte, mein Neffe«, sagte Vilcafor. »Derjenige, der dazu bestimmt ist, unser Götzenbild vor jenen zu retten, die es uns abnehmen wollen. Ich bin stolz auf dich.«
    » Und ich auf dich, Onkel«, erwiderte Renco, obgleich ich seinem Tonfall entnahm, dass er alles andere als stolz auf Vilcafor war. »Berichte, was hier geschehen ist.«
    Vilcafor nickte.
    Dann sprach er folgendermaßen: »Ich habe von den Übergriffen der Goldesser auf unser Land vernommen. Sie sind sowohl in den Bergen als auch in den Regenwäldern der Feuchtgebiete in Dörfer eingedrungen. Seit langem bin ich der Ansicht, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie dieses versteckte Dorf finden.
    Deswegen habe ich vor zwei Monden befohlen, dass ein neuer Pfad gebaut wird, der tief in die Berge führt, weg von diesen goldlüsternen Barbaren. Aber es sollte ein besonderer Weg sein, der nach Gebrauch zerstört werden kann. Dann gäbe es im Umkreis von zwanzig Tagesreisen keinen weiteren Eingang mehr in die Berge. Jeder Verfolger würde Wochen bei dem Versuch verlieren, uns nachzukommen, und dann wären wir längst verschwunden.«
    »Fahre fort«, meinte Renco.
    »Nicht weit von hier fanden meine Baumeister einen weiten, kreisförmigen Canon mit einem gewaltigen Felsfinger, der in seiner Mitte aufragt.
    Wie es der Zufall wollte, waren die Wände dieses wunderbaren Kraters perfekt geeignet für unseren neuen Weg und ich befahl den sofortigen Beginn der Arbeiten. Alles ging gut bis zu dem Tag, da meine Baumeister auf dem Gipfel des Canons eintrafen. Denn an diesem Tag erblickten sie es.«
    » Was erblickten sie, Onkel?«
    »Sie sahen ein Gebäude – ein von Menschenhand errichtetes Gebäude – auf der Kuppe des gewaltigen, steinernen Fingers.«
    Renco warf einen besorgten Blick in meine Richtung.
    »Sogleich befahl ich die Errichtung einer Hängebrücke. Als sie fertig war, überquerte ich sie in Begleitung meiner Baumeister und untersuchte das Gebäude dort oben.«
    Renco hörte schweigend zu.
    »Was es auch war, nicht Inkahände hatten es erbaut. Es sah aus wie ein religiöses Gebäude, ein Tempel oder Schrein nicht unähnlich anderen, die in diesen Wäldern gefunden worden waren. Errichtet von dem rätselhaften Reich, das viele Jahre vor unserem eigenen in diesen Landen zu finden war.
    Aber an diesem bestimmten Tempel war etwas merkwürdig. Er war durch einen großen Felsbrocken versiegelt. Und auf diesem Brocken waren viele Bilder und Zeichen eingraviert, die nicht einmal unsere heiligsten Männer entziffern konnten.«
    »Was ist dann geschehen, Onkel?«, fragte Renco.
    Vilcafor senkte den Blick. »Jemand sagte, dass dies vielleicht der sagenhafte Tempel von Solon sei, und wenn das stimme, dann liege darin der berühmte Schatz an Smaragden und Jade.«
    »Was hast du getan, Onkel?« , fragte Renco ernst.
    »Ich habe den Befehl erteilt, den Tempel zu öffnen«, erwiderte Vilcafor und senkte den Kopf. »Dadurch ließ ich ein Übel von der Leine wie keines, das ich je zuvor zu Gesicht bekommen habe. Ich befreite die Rapas.«

    ***

    Die Nacht

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