Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
arbeiten mussten wie Männer, wenn sie eine Uniform trugen. Das war eine unumstößliche Tatsache. Wenn sie in leitender Position tätig waren, mussten sie in noch stärkerem Maße zeigen, was in ihnen steckte. Jessica beneidete Dana Westbrook nicht um ihren Posten, den sie auch niemals anstreben würde. Die Arbeit als Detective war hart genug.
Jessica blätterte in ihrem Notizheft. »Der Anrufer hat ›ein Gott‹ gesagt, und dann irgendwas über ›sieben Kirchen‹.«
»Sieben Kirchen?«
»Ja.«
»Irgendeine Ahnung, was das bedeuten soll?«
»Nein.«
Westbrook dachte kurz nach und spielte mit ihrem Stift. »Kennen Sie die Kreuzung? Könnte es mit einer laufenden Ermittlung zu tun haben?«
Daran hatte Jessica natürlich auch schon gedacht, es aber nicht angesprochen, weil sie keine Lust hatte, der Sache nachzugehen. »Nicht, dass ich wüsste, Sergeant.«
»Und das andere, was er gesagt hat? Der ›Erste von den Toten‹?«
»›Der Erste von den Toten‹. Und dann: ›Wir werden nicht noch einmal miteinander sprechen.‹«
»›Wir werden nicht noch einmal miteinander sprechen‹. Hat er das genau so gesagt? Hat er nicht gesagt: ›Wir sprechen nicht noch einmal miteinander‹?«
Scheiße, dachte Jessica. Sie führte sich alle Fakten vor Augen und versuchte, die Sache aus der Perspektive ihrer Vorgesetzten zu betrachten. Es sah ganz so aus, als würde sie dem Anruf nachgehen müssen, ob es ihr gefiel oder nicht.
Westbrook schaute einen Moment aus dem Fenster, während sie den Stift zwischen den Fingern hielt und ihn von einer Seite auf die andere schwenkte. Jessica erinnerte diese Bewegung der Finger an eine Technik der Cheerleader. Sie hatte nie den Mut gehabt, Dana Westbrook – diese knallharte Frau, die in der Elitetruppe der Marines und bei der Operation Desert Storm gekämpft hatte –, zu fragen, ob sie jemals Cheerleader gewesen war.
»Überprüfen Sie die Sache«, sagte Westbrook. »Wenn nichts dahintersteckt, betrachten Sie es als kleinen Ausflug nach Kensington. Ich habe gehört, da soll es um diese Zeit sehr schön sein.«
Jessica lächelte. Westbrook war ihren Untergebenen gegenüber stets loyal und hatte immer einen Scherz auf den Lippen. »Alles klar, Sergeant.«
Zehn Minuten später verließ Jessica das Büro und nahm ihren Mantel, die Autoschlüssel und ein Funkgerät von der Ladestation. Am Schreibtisch der Sekretärin blieb sie kurz stehen. Sie schrieb den Ort und die Information über die Taube auf ein leeres Blatt ihres Notizhefts, riss es heraus und reichte es der Sekretärin. »Schicken Sie bitte einen Streifenwagen zu dieser Adresse«, sagte sie. »Könnte etwas sein.«
Auf dem Weg zum Aufzug lief sie Kevin Byrne in die Arme.
*
Als sie gemeinsam nach Kensington fuhren, informierte Jessica ihren Partner über die Einzelheiten des Anrufs.
»Hat es sich nach dem Hilferuf eines Selbstmörders angehört?«, fragte Byrne.
»Schon möglich. Aber warum ruft er bei der Mordkommission an? Warum nicht die Hotline für Suizidgefährdete?«
»Was ist so dramatisch daran, dass er die Polizei anruft?«
Da hatte er auch wieder recht.
»Aber er hat die direkte Durchwahl der Mordkommission gewählt«, gab Jessica zu bedenken.
»Nicht gut«, sagte Byrne.
»Gar nicht gut.«
Die Durchwahlnummern der Mordkommission waren nirgendwo veröffentlicht – in keiner Broschüre, keinem Branchenverzeichnis und mit Sicherheit in keinem Telefonbuch. Wenn jemand eine dieser Durchwahlnummern kannte, musste er eine Visitenkarte haben, auf der die Nummer stand. Normalerweise gingen alle Anrufe über die Zentrale.
»Und du hast die Stimme nicht erkannt?«, fragte Byrne.
»Nein. Allerdings habe ich auch nicht viel davon gehört. Der Anrufer hat geflüstert.«
»Und wie hat er sich ausgedrückt? ›Der Erste von den Toten‹?«
»Ja.«
»Auch nicht gut.«
»Wer zum Teufel sagt ›von den Toten‹?«
Es war eine rhetorische Frage. Keiner der beiden wollte es wirklich wissen.
»Hat der Anrufer deinen Namen genannt?«, fragte Byrne.
Jessica erinnerte sich nicht genau. Im Gegensatz zu Anrufen beim Notruf 911 wurden Telefonate mit der Mordkommission nicht automatisch aufgezeichnet und gespeichert. Deshalb hatten sie keinen Mitschnitt. »Nein. Ich glaube nicht.«
»Hast du Geräusche im Hintergrund gehört? Fernsehen? Radio? Irgendwelche Musik?«
»Nein«, sagte Jessica. »Ich habe auch nicht besonders darauf geachtet. Der Anruf kam wie aus heiterem Himmel.«
Byrne schwieg einen Augenblick, um die
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