Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
Ungeheuer gesehen.
Auf ihrem Namensschild stand P/O A. M ARTINEZ .
»Guten Morgen«, sagte Byrne.
»Guten Morgen, Sir.«
»Was können Sie mir sagen?«
Police Officer Martinez atmete tief ein und aus. Kleine weiße Wölkchen bildeten sich in der frostigen Luft. Martinez zeigte auf das Haus hinter sich und erklärte, sie habe den Anruf entgegengenommen und die Gasse abgesucht, aber nichts gefunden. Erst als sie sich an die Information »unter der Taube« erinnerte, habe sie das Bild auf der Mauer entdeckt und festgestellt, dass die Tür einen Spalt offen stand.
»Im Keller habe ich einen Mann gefunden«, berichtete Martinez. »Ein Weißer, Mitte zwanzig.« Sie schauderte. »Da ist viel Blut geflossen, sehr viel Blut.«
Jessica und Byrne wechselten einen Blick. Also war der Anrufer doch kein Spinner gewesen.
»Der Mann war tot?«, fragte Byrne.
»Ja, Sir.«
»Haben Sie den Puls überprüft?«
Die Streifenbeamtin schaute überallhin, nur nicht zu Byrne. »Nein, Sir. Aber er ist …«
»Sie wissen nicht genau, ob der Mann tot ist?«
Martinez zögerte. »Nein, Sir. Aber da ist …«
»Haben Sie Verstärkung angefordert und das Gebäude überprüft?«
Martinez räusperte sich. »Ich habe den Keller überprüft.«
»Alleine?«
Die junge Frau sah aus, als wäre sie kurz davor, ihre Dienstmarke zurückzugeben. Byrne legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. »Schon okay. Wo genau liegt die Leiche?«
Martinez riss sich zusammen. »Unter der Treppe. Die Kellertreppe runter und dann rechts.«
Byrne zeigte auf die Tür. »Haben Sie das Haus durch diese Tür betreten?«
»Ja, Sir.« Martinez nickte.
»Haben Sie sich zu erkennen gegeben?«
»Ja.«
Byrne blickte zu dem Haus. Es war eines der typischen kleinen, zu einem Geschäftshaus umgebauten Gebäude mit einer Fläche von vermutlich knapp zweihundert Quadratmetern. »Rufen Sie zwei weitere Streifenwagen hierher, Officer«, wies er Martinez an. »Und machen Sie das Blaulicht aus.«
»Jawohl, Sir«, sagte Martinez verlegen, ging zu ihrem Streifenwagen und stellte das Blaulicht ab. Dann drückte sie auf das Mikro an ihrer Schulter. Wäre sie schon länger bei der Polizei gewesen, hätte sie sofort Verstärkung an den Tatort ihres vermutlich ersten Mordfalles gerufen.
Ein paar Minuten später traf der zweite Streifenwagen ein. Die Besatzung war seit Jahren dabei; Jessica und Byrne hatten schon mehrmals mit ihnen zusammengearbeitet. Byrne forderte die Beamten auf, das Erdgeschoss, den ersten Stock und den Turm des Gebäudes zu überprüfen.
Als die beiden Polizisten das Erdgeschoss gecheckt hatten und mit der Überprüfung des ersten Stocks und des Turms begannen, stiegen Jessica und Byrne die verfallene Betontreppe hinauf und betraten das Haus. Jessica ließ den Strahl ihrer Maglite über den Türrahmen gleiten. Das Holz um das Schloss herum war vor Kurzem abgesplittert. Wahrscheinlich hatte der Täter das Haus durch diese Tür betreten.
Das Erdgeschoss bestand aus einem großen, quadratischen Raum mit einer dilettantisch eingezogenen Trennwand in der Mitte. Die einst großen Fenster auf beiden Seiten waren schon vor langer Zeit zugemauert worden. Tageslicht fiel nur noch durch zwei kleine Fenster im oberen Teil der hinteren Wand. Auf die Zwischenwand in der Mitte hatte jemand ein mittlerweile verblasstes Bild gemalt, ein von Wolken umhülltes Kruzifix an einem unnatürlich blauen Himmel, das in einem himmlischen goldenen Licht erstrahlte, das sich von unten über das Kreuz ergoss.
Zwei alte Holzstühle standen sich in der Mitte des Raumes gegenüber. Auf dem umgedrehten Karton daneben lagen verbrannte Streichhölzer und kleine, verkohlte Kügelchen aus Aluminiumfolie.
Weitere Möbel gab es nicht, auch keine Lampen. Der Fußboden war mit moderigen Zeitschriften, Zeitungen und Fast-Food-Abfällen übersät. In einer Ecke lag ein alter tragbarer Fernseher mit einem zertrümmerten Bildschirm und heraushängenden Schaltern auf der Seite.
»Der erste Stock und der Turm sind sauber«, meldete einer der Streifenpolizisten, als er die Treppe herunterkam. »Sollen wir hier im Erdgeschoss bleiben?«
»Nein«, sagte Byrne. »Sichern Sie die Vorder- und Rückseite.«
»Ja, Sir.«
Die beiden Polizisten gingen an der Eingangs- und der Hintertür in Position. Officer Martinez übernahm die Aufgabe, das Tatortprotokoll zu führen.
Der dritte Streifenwagen war gerade eben angekommen. Die beiden Officer kümmerten sich bereits darum, die Schaulustigen vom Tatort
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