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Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Titel: Der Teufel in dir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Gonsalves riss eine zweite und dritte auf und drückte sie auf die Wunde, während seine Kollegin eine Spritze aus ihrer Tasche nahm und aufzog.
    »Mach jetzt nicht schlapp«, sagte Gonsalves leise zu dem halb bewusstlosen Mann.
    Die beiden Sanitäter machten ihren Job seit Jahren und hatten ebenso wie Jessica und Byrne schon vieles gesehen. Sie hatten Schuss- und Stichwunden behandelt und Opfer versorgt, die mit Fäusten und den unterschiedlichsten Waffen verprügelt worden waren, von Klauenhämmern bis hin zu Baseballschlägern. Die Möglichkeiten, einem anderen Menschen Schaden zuzufügen, schienen unbegrenzt zu sein, und die beiden Sanitäter kannten die gesamte Palette. In diesen Minuten aber hätte man in dem düsteren Kellerraum den Eindruck gewinnen können, als hätten alle Anwesenden neues Terrain betreten, das für jemanden reserviert war, der keine Gefühle kannte, nicht einmal Wut.
    Während Gonsalves versuchte, die Blutung zu stillen, legte Christian, seine Kollegin, zwei venöse Zugänge und schloss die Infusionen an. Dann schob sie behutsam den Bolzenschneider unter den Stacheldraht, mit dem die Brust des Mannes umwickelt war, und schnitt den Draht vorsichtig durch. Der Oberkörper des Mannes dehnte sich sofort aus. Er atmete ein, und der Atem, vermischt mit Blut und Speichel, schoss durch Mund und Nase heraus.
    Gonsalves beugte sich vor, wischte dem Mann das Blut aus dem Gesicht und hielt ein Ohr an seinen Mund. Das Opfer murmelte etwas. Gonsalves richtete sich auf. Während Christian neue Mullkompressen auspackte, begann Gonsalves mit der Herzdruckmassage.
    »Komm schon«, sagte er. »Mach jetzt bloß nicht schlapp.«
    Er schloss den Mann an das EKG-Gerät an und blickte auf die Anzeige. Der Zustand des Mannes war mehr als bedrohlich. Sie mussten ihn sofort ins nächste Traumazentrum bringen, sonst hatte er keine Chance.
    »Atme, Mann, atme!«, drängte Gonsalves. »Stirb mir nicht unter den Händen weg. Ich hab heute Geburtstag, Mann. Ich will nicht, dass an meinem Geburtstag jemand die Löffel abgibt, verdammt.«
    Während sich auf dem schmutzigen Betonboden die Blutlache ausbreitete, bemühten die beiden Sanitäter sich fieberhaft, den Patienten zu stabilisieren. Eine Minute später las Christian die Werte vom EKG-Gerät ab. Ihr Blick schweifte in die Ferne, ehe sie Jessica in die Augen schaute und den Kopf schüttelte.
    Der Mann war tot.
    »Verdammter Mist!«, rief Gonsalves. »Verdammt!«
    Er stand auf, drehte sich einmal um sich selbst, hockte sich wieder hin und versuchte noch einmal, das Opfer zu reanimieren. Sie wussten alle, dass es zwecklos war, vor allem Gonsalves selbst, doch niemand hielt ihn davon ab.
    Schließlich gab er seine Bemühungen auf, kniete sich ein paar Minuten hin – vielleicht, um zu beten –, stand auf und trat in eine dunkle Ecke des Kellers. Es roch abscheulich nach Blut und Fäkalien.
    Es war vorbei.
    Gonsalves schaute Jessica an, Tränen in den Augen. Er wischte sie weg und rang um Fassung. »An meinem Geburtstag.«
    Sanitäter und Feuerwehrmänner hatten viel häufiger mit solchen Situationen zu tun als Detectives der Mordkommission. Sie waren diejenigen, die zuerst an Unfall- und Tatorten eintrafen und alles gaben, um die Opfer zu retten. Jessicas Arbeit begann erst viel später, manchmal erst nach Monaten oder Jahren. Wenn es um Gewalttaten und deren Folgen ging, standen die Streifenbeamten, Feuerwehrleute und Sanitäter an vorderster Front. Jessica war froh, dass sie schon lange keine Uniform mehr trug.
    Umso mehr Bewunderung und Mitgefühl brachte sie Männern wie Gonsalves entgegen. Einen härteren Job konnte sie sich kaum vorstellen. Sogar Unfallchirurgen hatten es leichter. Sie gingen in einer sterilen Umgebung mit modernsten Geräten ihrer Arbeit nach. Und dabei konnten sie sicher sein, dass derjenige, der das Opfer so zugerichtet hatte, nicht mit einem Messer oder einem Knüppel in der Hand um die Ecke spähte.
    Jessica starrte auf das Opfer. Seine Arme waren ausgestreckt, die Füße lagen nebeneinander. Auf makabere Weise erinnerte sein Anblick an den Gekreuzigten.
    Plötzlich fiel Jessicas Blick auf das kleine weiße Buch, das rechts neben dem Toten auf dem Boden lag.
    Hatte der Mann es in Händen gehalten?
    Jessica kniete sich hin, richtete ihre Taschenlampe auf das Buch. Es war fleckig von Blut, frischem und getrocknetem. Trotz des Blutes konnte sie den Titel lesen.
    MEIN MESSBUCH
    Später würde sie an diesen Augenblick zurückdenken, als sie in dem

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