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Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Titel: Der Teufel in dir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Rentenzahlungen oder Sozialhilfe –, daher diente diese Hilfsorganisation auch als Poststelle.
    Als Jessica und Byrne an der Ecke Zwölfte und Race Street parkten, hatte sich dort eine lange Schlange gebildet, die fast bis zur Ecke der Dreizehnten Straße reichte. Es waren mindestens fünfzig Männer aller Hautfarben und Größen und jeden Alters. Sie unterschieden sich in vieler Hinsicht und trugen doch alle dieselbe Last der Hoffnungslosigkeit auf den Schultern. Die Obdachlosen standen nahe beieinander, um sich gegenseitig vor dem eisigen Wind zu schützen, und hielten Zigaretten in den hohlen Händen. Kaum waren Jessica und Byrne ausgestiegen und schlossen den Wagen ab, hatten sich schon wieder drei Männer an die Schlange angestellt.
    Jessica streifte Handschuhe über. Es gab zwei Möglichkeiten herauszufinden, ob einer dieser Männer Boise war oder ihn wenigstens kannte: Sie konnten sich trennen und jeweils an einem Ende der Schlange beginnen, jeden Mann einzeln befragen und einen Berg an Informationen sammeln. Vermutlich würden sie dann irgendwann feststellen, dass die Männer ihnen wirres Zeug erzählt hatten und die Informationen vollkommen nutzlos waren. Deshalb bevorzugten sie ein anderes Vorgehen, auch wenn es nicht ganz so systematisch war und in keiner Weise den Vorschriften entsprach.
    »Hi, Boise!«, rief Byrne.
    Ein paar Männer in der Schlange schauten zu ihnen. Jessica fiel auf, dass nur einer sich nervös umdrehte und auf diese Weise zu erkennen gab, dass er der Mann sein könnte, den sie suchten. Fettige Haare, schmutzige Jacke, fleckige Jeans. Er war in den Zwanzigern, doch bei den Obdachlosen musste man immer zehn oder zwanzig Prozent abziehen, wenn man bedachte, wie das Leben auf der Straße sich auf die äußere Erscheinung auswirkte. Als der Mann Jessica und Byrne auf der anderen Straßenseite stehen sah, erkannte er sofort, dass sie von der Polizei waren. Während sein Blick von dem Obdachlosen vor ihm zum Eingang der Suppenküche und wieder zurück schweifte, trat er von einem Fuß auf den anderen. Er drückte seine Zigarette an der Wand aus und steckte sie ein.
    Jessica warf Byrne einen Blick zu und wies mit dem Kopf auf den nervösen Mann am Ende der Schlange. Byrne ging langsam um einen parkenden Lieferwagen herum. Als er auf der anderen Seite auftauchte und noch knapp zehn Meter von dem Mann in der Schlange entfernt war, bemerkte der ihn. Er drehte sich um, rannte die Race Street hinunter und bog in die Dreizehnte ein. Während Byrne den Flüchtigen verfolgte, nahm Jessica die Abkürzung durch die North Carmac Street.
    Letztendlich war es eine gute Sache, dass Jessica hinter zwei Männern herlief, die beide nur wenig Kondition hatten. Als sie um die Ecke bog, entdeckte sie Byrne am Ende der Sackgasse. Auch der junge Mann stand da und lehnte sich ebenso wie Byrne gegen die Mauer. Beide rangen nach Atem. Der Mann sah aus wie ein Junkie, deshalb war es nicht weiter verwunderlich, dass er körperlich ziemlich am Ende war.
    Jessica ging zu den beiden und warf Byrne einen Blick zu, der besagte: Wann fängst du endlich mal an, ein bisschen Sport zu treiben? Aber sie schwieg.
    Als die beiden Männer sich ein wenig erholt hatten, stellte Jessica sich neben den Obdachlosen und fragte ihn: »Wie geht es Ihnen?«
    »Mir ging’s nie besser.«
    »Warum sind Sie weggerannt?«
    Der Mann richtete sich auf, noch immer nach Atem ringend. »Ich bin Gesundheitsfanatiker und laufe gerne zehn Meilen vor dem Mittagessen«, schnaufte er.
    Jessica glaubte ihm zwar, dass er ein bisschen verrückt war, aber sonst nichts. Byrne starrte den Mann an, bis dieser begriff, dass er die Frage beantworten musste.
    »Warum ich weggerannt bin? Sehen Sie mich doch an. Für Leute wie Sie bin ich das gefundene Fressen.«
    Damit hatte er nicht ganz unrecht.
    »Wie heißen Sie?«, fragte Jessica.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Hören Sie, Officer. Ich will keinen Ärger.«
    »Haben Sie jemanden umgebracht?«
    Der Mann wich zurück. »Jemanden umgebracht? Ich hab gar nichts gemacht!«
    »Dann kriegen Sie auch keinen Ärger«, sagte Jessica. »Wie heißen Sie?«
    Der Mann starrte auf seine Füße und schwieg.
    »Glauben Sie mir, das sind noch die einfachen Fragen, die schwierigen stellen wir Ihnen erst im Roundhouse. Genau neben den Zellen im Keller. Ich habe das Gefühl, Sie kennen das Gebäude, von dem ich spreche. Die Frage ist, ob Sie jemals einen Mann gesehen haben, nachdem er zweiundsiebzig Stunden dort verbracht hat.

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