Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
ausgeschieden ist?«
»Das hatte wohl mehrere Gründe«, erwiderte Hyland. »Aber es gab da einen Vorfall, der wahrscheinlich den Ausschlag gab.«
Jessica und Byrne hörten aufmerksam zu. Hylands gequälter Gesichtsausdruck zeugte von der Freundschaft, die einst zwischen ihm und Danny Palumbo bestanden hatte.
»Wir hatten Tagesdienst. Es war Sommer und glühend heiß. Wir sollten nach einem Typen Ausschau halten, der beobachtet worden war, als er in der Nähe des Parkplatzes hinter der Holy Spirit School Mädchen angefasst hat. Deshalb sind wir in der Gegend verstärkt Streife gefahren. An diesem Morgen kamen wir um die Ecke und sahen, dass ein Mann vor einem kleinen Mädchen auf dem Boden kniete. Dem Mädchen stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Der Mann entsprach der Beschreibung. Also haben wir den Wagen abgestellt und sind ausgestiegen. Danny ging auf den Mann zu, befahl ihm, das Mädchen in Ruhe zu lassen, und fragte ihn nach seinem Ausweis. Der Typ sprang blitzschnell auf, als wollte er weglaufen. Als Danny eine Hand auf seinen Arm legte, drehte er sich um und boxte Danny gegen die Schulter. Es ist nichts weiter passiert. Trotzdem warfen wir den Mann zu Boden und verhafteten ihn. Wir schrieben unseren Bericht und setzten den Streifendienst fort.«
Hyland fingerte nervös an seiner Mütze herum.
»Zwei Tage später wurde der wahre Täter auf frischer Tat ertappt. Er stand hinter den Wohnhäusern in der Achtzehnten mit offener Hose vor einem kleinen Mädchen. Der Mann, den wir wegen des tätlichen Angriffs auf einen Polizisten verhaftet hatten und der nicht auf Kaution freikam, hat sich in der Nacht in seiner Zelle erhängt. Es stellte sich heraus, dass er in seiner Entwicklung zurückgeblieben war und oft mit den Kindern auf dem Spielplatz spielte.«
Ein wahrer Albtraum für einen Cop, dachte Jessica. Einer der schlimmsten Albträume.
»Für Danny war das ein furchtbarer Schlag«, sagte Hyland. »Nach diesem Vorfall war er nicht mehr derselbe. Natürlich war es nicht seine Schuld, aber das schien ihm egal zu sein. Die Medien fielen über ihn her, vor allem dieser Scheißreporter, der sich richtig in den Fall verbissen hatte. Danny begann zu trinken und erschien zu spät zum Dienst. Schließlich hängte er den Job an den Nagel. Dann wurde er wegen Rauschgiftbesitz verhaftet. Von da an ging es richtig bergab mit ihm.«
»Wussten Sie, dass er Rauschgift nahm?«, fragte Byrne.
»Ich habe nie gesehen, dass er was genommen hat.«
Jessica wusste ebenso wie Byrne und Greg Hyland selbst, dass Hyland die Frage nicht beantwortet hatte. Dennoch gaben sie sich vorerst damit zufrieden.
Hyland fuhr fort: »Sie wollen wissen, ob er in seiner Zeit als Polizist Rauschgift genommen hat? Ich kann Ihnen nur das sagen, was ich weiß. Danny hätte seine Uniform niemals auf diese Weise in den Dreck gezogen. Er war ein netter Kerl und ein guter Polizist.«
»Sind Sie mit ihm in Verbindung geblieben, nachdem er ausgeschieden war?«, fragte Jessica.
Hyland starrte zu Boden. Wahrscheinlich war es ihm unangenehm. »Nicht in dem Maße, wie ich es hätte tun können … wie ich es hätte tun sollen . Sie wissen, wie das ist. Man ist so mit sich selbst und seinem Job beschäftigt, dass alles andere in den Hintergrund tritt.«
»Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
»Vor ungefähr sechs Monaten. Er stand an der Ecke Broad und C. B. Moor. Ich bin im Streifenwagen an ihm vorbeigefahren und habe ihn auf den ersten Blick gar nicht erkannt. Ich habe angehalten, saß fast fünf Minuten im Wagen und habe überlegt, ob ich aussteigen und mit ihm sprechen soll, habe mich dann aber dagegen entschieden. Ich hatte das Gefühl, es würde mehr Schaden als Nutzen bringen. Es wäre ihm bestimmt peinlich gewesen.« Hyland setzte seine Mütze auf. »Jetzt wünschte ich, ich wäre zu ihm gegangen. Vielleicht hätte ich etwas für ihn tun können.«
»Sie haben getan, was Sie für richtig hielten«, sagte Byrne. »Das tun wir alle jeden Tag.«
Hyland zuckte mit den Schultern und schwieg.
Byrne reichte ihm die Hand, und Hyland ergriff sie. »Danke, dass Sie mit uns gesprochen haben, Officer.«
»Gern geschehen.« Er wandte sich Jessica zu, tippte mit dem Finger an den Schirm seiner Mütze und sagte: »Ma’am.«
»Ich wünsche Ihnen eine gute Schicht«, sagte Byrne.
»Wünsche ich Ihnen auch.«
Sie schauten Hyland nach, als er zu seinem Wagen ging. Jessica musste daran denken, wie schmal der Grat zwischen richtigen und falschen
Weitere Kostenlose Bücher