Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
jungen Mann neues Selbstbewusstsein. »Ich höre mich mal um. Mein Bekanntenkreis besteht aus gebildeten, intelligenten Leuten. Man weiß nie.«
»Man weiß nie.« Jessica wiederholte die letzten Worte des Obdachlosen und starrte ihn an.
Thomas L. Boyce hob die Plastiktüten auf, in denen seine Habseligkeiten steckten, und entfernte sich rückwärts ein paar Schritte von Jessica und Byrne, um sich zuerst zu vergewissern, ob er jetzt gehen durfte. Dann drehte er sich um und stiefelte die Gasse hinunter.
»In unserem Job lernt man interessante Leute kennen«, sagte Jessica.
Als Boyce verschwunden war, kehrten sie und Byrne zum Wagen zurück. Die Schlange vor dem St. John’s hatte sich aufgelöst. Jetzt standen nur noch ein paar Männer auf dem Hof. Die anderen waren im Gebäude verschwunden.
Jessica zog den Reißverschluss des Rucksacks auf und legte den Inhalt auf die Motorhaube des Dienstwagens. Was sie und Byrne sahen, waren die traurigen Überreste eines armseligen Lebens – eine dreckstarrende Jeans, ein Knäuel aus zusammengeknüllten Sweatshirts und T-Shirts. Die Klamotten stanken nach Schweiß und Desinfektionsmitteln. Dann kam eine Zahnbürste mit grauen Borsten und einem abgebrochenen Griff zum Vorschein. Ein kleines Stück Seife, in ein Papierhandtuch gewickelt. Ein paar Broschüren von Obdachlosenheimen und Ambulanzen, die kostenlose medizinische Versorgung anboten. Leider fanden sie keinen Hinweis darauf, dass Daniel Palumbo einen Grund gehabt haben könnte, sich im Keller der Kirche aufzuhalten.
Während Jessica die Taschen der Jeans kontrollierte, die leer waren, warf sie Byrne einen Blick zu. Er stand neben dem Kofferraum des Taurus und blickte in die Ferne. Bei Byrne bedeutete das allerdings eher, dass er nach innen schaute.
Er zog sein Handy aus der Tasche, wählte eine Nummer und schaltete den Lautsprecher ein, sodass sie mithören konnte. Kurz darauf hörte Jessica ein Klicken.
»Hi, Kevin«, sagte Bontrager.
»Wo bist du, Josh?«, fragte Byrne.
»In der St. Adelaide Church. Wir packen gerade alles zusammen.«
»Habt ihr das ganze Gebäude durchsucht?«
»Alles.«
»Warst du im Glockenturm?«
»Ja«, sagte Bontrager. »Da ist nichts.«
»Könntest du noch mal nachsehen?«
Stille. Kein Detective hörte gern, dass er seine Arbeit vielleicht nicht gründlich genug gemacht hatte, doch Josh Bontrager schätzte Byrne sehr, deshalb sagte er nur: »In Ordnung. Wonach soll ich suchen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Bin schon unterwegs.«
Durch den winzigen Lautsprecher des Handys hörten sie beide, dass Josh Bontrager die kleine Kirche durchquerte und die Treppe hinaufstieg. Das Knarren der Tür war zu vernehmen, als Bontrager sie aufstieß. »Okay«, sagte er. »Ich bin im Glockenturm.«
»Was siehst du?«
Wieder Stille. »Hier ist wirklich nichts. Ein paar Strohhalme und kleine Zweige liegen auf dem Boden. Vielleicht ein altes Vogelnest.«
»Sonst noch was?«
»Sonst nichts, nein. Tut mir leid.«
Byrne schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder. »Siehst du irgendwelche Graffitis von Straßengangs? Oder wurde irgendwo etwas in die Wände geritzt?«
»Keine Graffiti. Ich sehe mal nach, ob etwas in die Steine geritzt wurde.«
Ungefähr eine Minute verging.
»Nein«, meldete Bontrager sich schließlich. »Ich sehe jedenfalls nichts. Die Wände sind ziemlich dreckig. Sieht nicht so aus, als hätte kürzlich jemand etwas in die Steine geritzt. Möchtest du, dass die Kriminaltechniker hier oben Fotos machen?«
»Noch nicht. Wie sieht’s mit losen Steinen aus?«, fragte Byrne. »Ist irgendein Stein locker?«
»Ich schau mal nach. Ich lege das Handy solange auf den Boden.«
Sie hörten, wie Bontrager das Handy weglegte und in dem kleinen Glockenturm auf und ab ging. Eine Minute später meldete er sich wieder. »Keine losen Steine.«
»Überprüf mal die Steine ganz oben. Die Steine in der Wölbung.«
»Dazu muss ich auf die Fensterbank klettern«, sagte Bontrager. »Wenn du einen Schrei hörst, der in der Ferne verhallt, bin ich aus dem Fenster gefallen.«
Jessica und Byrne lächelten.
Wieder hörten sie, wie Bontrager das Handy auf den Boden legte und seine Atmung sich beschleunigte, als er auf die Fensterbank kletterte. Dann dreißig Sekunden Stille.
»Sieh mal einer an«, hörten sie dann Bontragers Stimme.
Jessica musterte Byrne verdutzt. Er war wie erstarrt. Kurz darauf meldete Josh Bontrager sich erneut.
»Leute? Ich hab einen lockeren Stein entdeckt.«
»Hast du
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