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Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Titel: Der Teufel in dir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Entscheidungen war. Von Polizisten wurde erwartet, dass sie jede Situation, der sie gegenüberstanden, richtig beurteilten. Nicht selten standen dabei Menschenleben auf dem Spiel.
    Als sie zum Wagen zurückkehrten, entdeckte Jessica Loretta Palumbo auf dem Parkplatz. Sie war allein und sah verloren aus. Jessica warf Byrne einen kurzen Blick zu, worauf sie gemeinsam zu Loretta gingen, die den Kopf hob, als sie sich ihr näherten. Zuerst schien es, als wüsste sie nicht, wer die beiden waren, dann aber erkannte sie die Detectives, und ihr Gesicht hellte sich auf.
    »Hallo«, sagte sie. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    Obwohl sie sich flüchtig geschminkt hatte, sah sie fünf Jahre älter aus als bei ihrer ersten Begegnung vor wenigen Tagen. Jessica glaubte nicht, dass Loretta Palumbo oft Lippenstift und Rouge auflegte. Sie trug einen wadenlangen Kamelhaarmantel aus den Sechzigern oder Siebzigern. Vielleicht war es der Mantel ihrer Mutter. Jessica fiel auf, dass ein Knopf fehlte.
    Sie hat zur Beerdigung ihre beste Kleidung angezogen, ging es Jessica durch den Kopf. Der Gedanke, dass es wahrscheinlich Lorettas schönster Mantel war, zerriss ihr beinahe das Herz. Diese Frau hatte etwas Besseres verdient.
    Als niemand mehr in der Nähe war, sagte Byrne: »Es tut mir leid, aber wir sind mit unseren Ermittlungen noch nicht weitergekommen.«
    Loretta Palumbo nickte. Zögernd legte sie eine Hand auf den Türgriff ihres Wagens und zog sie dann wieder weg. »Man rechnet nicht damit, seine Kinder beerdigen zu müssen«, sagte sie. »Mein Mann war zehn Jahre älter als ich. Er hatte Probleme mit dem Herzen. Aber Danny … Man sollte seinen Sohn nicht beerdigen müssen.«
    Jessica empfand tiefes Mitleid mit dieser Frau. Sie dachte an Sophie und Carlos, ihre eigenen Kinder, und plötzlich erfasste sie Angst um deren Zukunft. In einer Stadt wie Philadelphia kam es viel zu häufig vor, dass Eltern ihre Kinder beerdigen mussten. »Nein, Ma’am«, war alles, was Jessica dazu sagen konnte.
    Lorettas Blick schweifte über den Friedhof und den Erdhügel auf dem frischen Grab ihres Sohnes.
    Der Wind wurde stärker und fegte über den Parkplatz. Weder Jessica noch Byrne hatten die Absicht, sich schnell aus dem Staub zu machen. Sie würden sich auf jeden Fall genügend Zeit nehmen, um mit Dannys Mutter zu sprechen.
    »Der Anzug seines Vaters«, sagte sie leise. »Der blaue Anzug.« Sie strich über ihren Mantel und zog die Handschuhe an den Handgelenken zusammen.
    Ein, zwei Minuten standen sie schweigend beieinander.
    »Haben Sie schon mit Dannys Freund gesprochen?«, fragte Loretta schließlich.
    »Mit seinem Freund?«, fragte Jessica.
    »Er ist heute nicht da gewesen. Ich dachte, er würde zur Beerdigung kommen.«
    Die Frage lenkte die Aufmerksamkeit der beiden Detectives wieder auf den Fall. »Sie meinen den Mann, den Sie erwähnt haben? Boise?«, fragte Byrne.
    »Ja.«
    »Nein, Ma’am. Wir haben ihn nicht gefunden.«
    Loretta Palumbo zog den Kragen enger um den Hals, um sich vor dem Wind zu schützen. »Danny hat mir mal erzählt, dass sie ab und zu im St. John’s etwas zu essen bekommen haben.«
    »Im St. John’s Hospice?«, fragte Jessica.
    Loretta nickte. »Kennen Sie es?«
    Jessica kannte es gut. Es war nur ein paar Straßen vom Roundhouse entfernt. »Ja.«
    »Es ist eine Suppenküche für Bedürftige.«
    Das war keine Frage. Jessica entging der beschämte, traurige Tonfall nicht. Diese stolze Frau betrachtete es sicherlich als Niederlage, dass es ihrem Sohn lieber gewesen war, in einer Suppenküche zu essen als bei ihr. Sie hatte eine eigene Küche, in der Daniel immer willkommen gewesen war.
    Ehe Jessica etwas sagen konnte, fuhr Loretta fort: »Da könnten Sie ihn finden. Es sei denn …«
    Sie brauchte den Satz nicht zu beenden. Jessica und Byrne wussten beide, was sie meinte.
    Es sei denn, er ist ebenfalls tot.

12.
    Das Saint John’s Hospice in der Race Street zwischen der Zwölften und Dreizehnten war Anfang der Sechzigerjahre eröffnet worden, um die Not der Obdachlosen in der Stadt zu lindern. Gleich nebenan befand sich die Mission G UTEN H IRTEN , die Eingliederungsprogramme für Männer mit gesundheitlichen Problemen anbot.
    Die Obdachlosen bekamen im Saint John’s Hospice Essen, Kleidung und Unterkunft. Im Winter war dieses Haus oft der einzige Rettungsanker für Bedürftige in der Innenstadt. Obwohl die meisten Obdachlosen vollkommen mittellos waren, bezogen einige kleine Einkünfte – Veteranenpensionen,

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