Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
Vom Netzwerk:
auf den Bauch und robbte über das Stoppelfeld davon. Wrede hob erneut die Faust.
    „Hören Sie auf!“, schrie Erik.
    Wrede warf ihm einen zornigen Blick zu. Er ließ von Lucy ab, baute sich vor Erik auf und stieß ihm die flache Hand vor die Brust. Erik taumelte nach hinten. Er starrte Wrede wutentbrannt an.
    Wrede erwiderte seinen Blick ohne zu blinzeln. „Kommen Sie nicht zwischen mich und meinen Hund, Lehrer“, zischte er.
    „Meine Herren, ich muss mich doch sehr wundern!“, rief der Pfarrer und trat zwischen sie. „Xaver, ich habe dir schon tausend Mal gesagt, dass du die Hunde nicht schlagen sollst. Den armen Arco hast du damals fast totgeprügelt, ich habe es nicht vergessen. Nimmst du dir meinen Rat denn gar nicht zu Herzen?“
    „Natürlich tue ich das!“ Xaver Wredes Kiefer mahlten aufeinander.
    „Du bist zu streng mit den Hunden. Mach einen guten Wachhund aus Lucy, aber schlag sie nicht vorher tot, hast du verstanden?“
    „Ja, Thomas.“ Wrede verschränkte die Arme vor der Brust.
    Der Pfarrer nickte. „Alles in Ordnung bei Ihnen, Erik?“
    „Alles bestens.“ Erik blickte finster zu Xaver Wrede hinüber. Wrede starrte ungerührt zurück.
    „Xaver, mein Lieber, hör mir zu.“ Der Pfarrer legte Wrede eine Hand auf den Arm. „Der Klassenraum auf dem Pfarrsitz ist in einem furchtbar schlechten Zustand.“
    Wrede sah ihn la nge an, ohne ein Wort zu sagen.
    „Du wirst ihn renovieren müssen. Wir werden den Beginn des Unterrichts um zwei Wochen nach hinten verlegen. Das gibt dir die nötige Zeit, um den Raum in einen akzeptablen Zustand zu bringen. Mit Eriks Hilfe.“
    Xaver Wrede blickte zu Boden und stieß einen Fuß in die weiche Erde. Es wirkte auf Erik wie die Trotzreaktion eines Kindes. „Der Herbst ist da, und der Regen kommt.“ Wredes Stimme klang wie Donnergrollen. „Bald wird es schneien, du weißt, das dauert nicht mehr lange. Alle wollen etwas von mir. Neue Türen, neue Fensterrahmen, neue Dächer. Das Übliche.“ Er richtete den ausgestreckten Zeigefinger auf Erik. „Kann er das nicht selbst machen? Er sieht aus, als könnte ihm etwas körperliche Arbeit zur Abwechslung nicht schaden.“
    „Das war keine Bitte, Xaver.“ Der Tonfall des Pfarrers war fast unmerklich schärfer geworden.
    „Na dann.“ Wrede gab sich keine Mühe, seinen Widerwillen zu ve rbergen.
    „ Ihr werdet morgen anfangen. So früh wie möglich.“ Er blickte kurz zu Erik hinüber. „Erik, passt es Ihnen gegen sieben Uhr? Xaver?“
    Erik nickte. Er warf einen schnellen Blick auf Lucy. Der Hund lag auf dem Feld und fixierte ihn aus einigen Metern Entfernung.
    Wrede presste die schmalen Lippen aufeinander. „Ich werde da sein. Keine Sorge.“
    „Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.“ Der Pfarrer tätschelte Wredes Arm. „Sehen wir uns gleich noch bei Benedikt?“
    Xaver Wrede zog missmutig die Augenbrauen zusammen. Eine Zornesfalte erschien dort, die im Laufe der Jahre zu einer unförmigen Wulst gewachsen war. „Keine Zeit. Vielleicht werde ich kurz zum Essen vorbei schauen.“
    „Wunderbar, dann also bis später.“ Der Pfarrer hakte sich bei Erik unter, und sie gingen über das Stoppelfeld zur Hauptstraße zurück. Sie verließen den sonnenbeschienen Teil des Feldes und traten zurück in den Schatten des Großen Kirchners. Von einem Moment auf den anderen wurde es merklich kühler. Als sie an Xaver Wredes Haus vorbeiliefen, bemerkte Erik die Frau, die im Türrahmen stand und sie beobachtete. Sie trug eine schlichte Schürze. Ihr Haar war zu einem Zopf geflochten und von grauen Strähnen durchzogen.
    „Guten Tag, Andrea“, sagte der Pfarrer. „Andrea, das hier ist Erik Strauss, der neue Lehrer.“
    „Guten Tag“, sagte Erik.
    Andrea sagte nichts.
    Der Pfarrer warf Erik ein entschuldigendes Lächeln zu. „Wie geht es der kleinen Julia?“, fragte er dann.
    Andreas Hände waren fest ineinander verschränkt. „Wie soll es ihr denn gehen, Thomas?“, sagte sie leise. „Es geht ihr so, wie es ihr immer geht.“
    „Tut mir leid, das zu hören.“ Plötzlich wurde der Pfarrer von einem Hustenanfall geschüttelt. Er stützte sich auf seinen Stock und beugte sich nach vorne. Der Husten rasselte in seiner Brust wie Würfel in einem Becher. „Ich hoffe, wir sehen uns gleich bei Benedikt“, keuchte der Pfarrer, nachdem er sich beruhigt hatte.
    Andrea sah ihn ausdruckslos an.
    „Wie schade“, murmelte der Pfarrer. Als sie über die Wiese zurück zur Straße gingen, spürte Erik Andreas

Weitere Kostenlose Bücher