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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Sie auch, warum?“
    Mit der linken Hand griff sie in ihre dunklen Locken und riss sie sich ruckartig vom Kopf. Was dann zum Vorschein kam, erschreckte selbst Sascha. Dass es so schlimm war, hatte er nicht erwartet: Zu sehen war ein Schädel, der rechts von sehr kurz geschnittenen Haaren und links mit großflächigen, rotweißlichen Narben bedeckt war, auf denen nichts mehr wuchs. Diese Narben zogen sich in breitem Streifen die linke Halsseite hinunter und verschwanden unter ihrem T-Shirt.
    Alles, was Sascha dazu einfiel, war: „Kann man das nicht operieren?“
    „Hah!“ Ein bitteres Lachen. „Das ist schon fünfmal operiert worden! Und irgendwann zahlt die Kasse nicht mehr, und irgendwann hatte ich auch die Schnauze voll von dieser ganzen Krankenhaus-Scheiße!“
    „Wie ist das passiert?“
    „Passiert? So was passiert nicht einfach!“, regte sich Bruschinsky auf, und in ihren Augen funkelten Wut und Hass. „Das war meine eigene Mutter, diese gemeingefährliche Wahnsinnige! Sie musste ein Opfer bringen, damit uns nicht der Teufel holt! Was meinen Sie wohl, wer das Opfer war?!“ Sie schlug tatsächlich ihr bandagiertes Handgelenk gegen die Schreibtischkante. Ohne mit der Wimper zu zucken. „Und es war niemand da, der eine Sechsjährige vor so einer Irren beschützt! Wo waren Sie?“
    Sie bohrte Ihren Blick in Saschas Augen, der aber eindeutig keine Lust auf solche Spielchen hatte. „Ich schätze, ich war zu der Zeit im Kindergarten.“ Er erwiderte ihren Blick mit der gebotenen Härte.
    „Sie brauchen sich gar nicht lustig darüber zu machen!“
    Andreas mischte sich ein, möglichst sachlich. „Lebt Ihre Mutter noch?“
    „Sie verrottet im LKH!“
    „Merken Sie eigentlich nicht, wie sehr der Hass Ihnen selbst schadet?“
    Sascha stimmte mit ein. „Genau, das sagt Jonas auch immer.“ Als sie ihn giftig anschaute, fügte er hinzu: „Hat Frau Esser Sie irgendwie an Ihre Mutter erinnert?“
    Tina öffnete den Mund, die Augen voller Wut, doch im letzten Moment besann sie sich, riss sich zusammen, schloss den Mund, guckte betont uninteressiert und stülpte sich mit schnellen, geübten Bewegungen die Perücke wieder auf den Kopf.
    Andreas lehnte sich zurück und berichtete: „Unsere Kollegen haben in Ihrer Wohnung einen hellen Trenchcoat sowie eine Brille mit roter Fassung und eine Tasche mit rund 15.000 €  gefunden. Wir werden selbstverständlich jeden einzelnen Schein nach Fingerabdrücken von Frau Bach, Frau Degen und Frau Esser absuchen. Es sieht nicht gut für Sie aus, Frau Bruschinsky.“
    „Ich will einen Anwalt!“, verkündete sie in feindseligem Tonfall.
    „Natürlich, den kriegen Sie“, versicherte ihr Andreas. „Da fällt mir ein – vielleicht können Sie mir noch was über das Verhältnis von Marcel Jaeger zu Ramona Linke erzählen.“
    „Wieso sollte ich?“
    Jetzt guckte Andreas überrascht. „Wissen Sie etwa nicht, dass Herr Jaeger gestern Abend ermordet wurde?“
    Zuerst Unglaube, dann Misstrauen, dann Gehässigkeit auf ihrem Gesicht. „Na, das freut mich aber!“
    „Woher kennen Sie ihn? Waren Sie auch im Heim?“
    „Nein, leider nicht“, teilte sie ihm mit kühler Miene mit. „Ich hatte das große Vergnügen, ihm später über den Weg zu laufen.“
    „Und was hat Jaeger Ihnen und Frau Linke getan, dass Sie beide so begeistert über seine Ermordung sind?“, bohrte Andreas nach.
    „Darüber rede ich nicht!“
    „In Ordnung. Schlafen Sie mal eine Nacht über alles, vielleicht möchten Sie uns morgen mehr erzählen.“
    Tina ließ sich ohne viel Theater von Manfred zurück in die Zelle bringen.
    Sascha wollte eben gähnend verkünden, dass er nun nach Hause zu fahren gedachte, als jemand an die Bürotür klopfte und einfach eintrat. Und wer war es? Der vollbärtige Gottfried, in schwarzer Hose und schwarzem Hemd, was ihm nicht einmal schlecht stand.
    Als sein Blick auf Sascha fiel, blieb er stehen, die Hand auf der Klinke, und sein Gesichtsausdruck wechselte von überrascht zu grimmig.
    „Arthur?“, brummte er unsicher.
    „Nein, das ist Kommissar Piel von der Mordkommission“, informierte ihn Andreas.
    Dafür hatte Gottfried nur ein verächtliches „War ja klar!“ übrig. Er schloss die Tür und kam gleich zum Punkt: „Wo ist meine Freundin Tina?“
    „Wir haben sie gut untergebracht“, versicherte Sascha. „Woher wissen Sie überhaupt, dass sie hier ist?“
    Gottfried lächelte finster „Ich wollte sie zu Hause besuchen, traf aber nur auf Ihre netten Kollegen.

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