Der Teufel in uns - Mord in Bonn
stieg in ihm auf. Was sollte das? Was hatte das Arschloch vor? Was -
„Halt still“, befahl die Stimme, und jemand setzte sich rittlings auf seine Oberschenkel. Jetzt zappelte Manfred erst recht. Er brummte Hilfeschreie, die natürlich niemand hören konnte, während der Irre sein Hemd auseinander schob.
Dann war es soweit: Etwas Eckiges, kaum größer als eine Männerhand, wurde auf Manfreds Brust gedrückt. Im ersten Augenblick merkte er gar nichts, aber plötzlich brannte sich etwas Glühendheißes in seine Haut, so dass er sich wand und krümmte und vor Schmerzen hätte brüllen können. Eine halbe Ewigkeit später nahm der Wahnsinnige das, was immer es war, von seinem Körper, stand auf und räumte etwas beiseite.
Manfred stöhnte und ächzte so laut hinter seinem Knebel, dass er kaum noch mitbekam, was um ihn herum vorging. Sein ganzes Bewusstsein konzentrierte sich auf dieses unerträgliche Brennen auf seiner Haut. Das tat so unfassbar weh! Das würde er keine Sekunde länger aus-
Jemand packte ihn an der Schulter, drehte ihn unsanft auf den Bauch und zog ihn hoch, bis er kniete. Was kam jetzt?
Manfreds Bewusstsein legte die Schmerzen auf der Brust kurzfristig beiseite und verbiss sich in die Frage, was dieser Psychopath vorhatte! Was würde er ihm jetzt antun?!
Manfred spürte zwei Hände auf seinem Hinterkopf, der noch von dem Schlag vorhin wehtat. Die Hände drückten seinen Kopf nach vorne, nach unten. Er stemmte sich in Panik dagegen, versuchte sich zu wehren und hätte es fast geschafft, zur Seite auszuweichen.
Doch der Kerl war stärker, drückte mit Gewalt Manfreds Kopf nach unten, mitten hinein in ein Gefäß mit Wasser. Manfred hatte keine Gelegenheit, vorher tief Luft zu holen: Automatisch hörte er auf zu atmen, automatisch zappelte und wand er sich. Er wurde ertränkt!
Das Bedürfnis zu atmen wurde überwältigend. Langsam ließ er die Luft, die noch in seinen Lungen war, durch die Nase entweichen, und dann...dann musste er einatmen.
Mit letzter Kraft bäumte er sich auf, versuchte, den Kopf aus dem Wasser zu heben, denn er musste ja atmen, Luft atmen... Luft! Aber dann zog er doch Wasser durch die Nase hoch, und es gab nur Chaos und Panik in seinem Gehirn – und dann Dunkelheit.
Kapitel 3
Bonn, Schwarzrheindorf - Montag, 5. Mai, 6.25 Uhr
Sascha und Andreas erreichten die katholische Kirche in Schwarzrheindorf kurz vor halb sieben. Sie lag zwischen hohen, alten Bäumen neben einem kleinen, idyllischen Friedhof, war weiß gestrichen und ebenfalls ziemlich alt.
Peer und zwei Spurensucher waren bereits bei der Arbeit.
„Was haben wir denn hier?“, fragte Sascha und trat näher. Direkt vor der Kirchentür lag, auf dem Rücken ausgestreckt, ein Mann, Mitte 40, Jeans, weiß-blau gestreiftes Hemd, blaugraue, sportliche, offenstehende Jacke. Er hatte die Hände auf dem Bauch gefaltet, Augen und Mund geschlossen. Lag da, als ob er friedlich schliefe. Oder wie aufgebahrt in einem Sarg.
„Ist er wirklich tot?“, Sascha beugte sich über den Körper und ließ seinen Blick von unten nach oben wandern. „Der sieht ja total unverletzt aus. Dreht ihn doch mal um.“
„Nun mal langsam, junger Mann“, mahnte Peer, der an diesem frühen Montagmorgen in einem royalblauen T-Shirt angetreten war, das kräftig durch den dünnen, weißen Overall hindurchstrahlte. „Jetzt geh mal von den Platten hier weg, mit denen sind wir noch gar nicht fertig!“
Andreas schaute sich um. Wilfried mit der dicken Brille war mit einem Fahrrad beschäftigt, das an einem Baum ein paar Meter weiter lehnte. Auf dem Gepäckträger war eine schwarz-türkis gemusterte Sporttasche, aus der der Griff eines Tennisschlägers herausragte.
„Wissen wir, wer der Mann ist?“, fragte Andreas und hörte, wie sein Magen knurrte.
„Ja, er hatte netterweise eine Brieftasche dabei“, erklärte Peer, während er die Steinplatten um die Leiche unter die Lupe nahm. „Ein gewisser Manfred Baum, 46 Jahre, wohnhaft hier in Schwarzrheindorf, praktisch gleich um die Ecke.“
Walter kam hinzu, stellte sich dicht neben Sascha und blätterte in seinem Notizblöckchen. „Seine Frau rief gestern Abend kurz vor zwölf an, weil ihr Mann seit einer Stunde überfällig war. Zwei Kollegen sind die Strecke abgefahren, sie haben aber keinen verunfallten Radfahrer gefunden.“
„Welche Strecke?“, wollte Andreas wissen.
„Na die zwischen Tennisanlage und Wohnung.“
„Der Mann hat also gestern Abend Tennis
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