Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Telefonnummer.“ Frau Baum wirkte sehr gefasst, auch wenn ihr Blick ab und zu ins Leere driftete.
„Was war Ihr Mann von Beruf?“
Sie schaute auf ihre Hände, an denen kein Schmuck, nicht einmal ein Ehering zu sehen war. „Er arbeitete bei der ARGE Bonn.“
Andreas wartete auf eine Bemerkung Saschas, die auch prompt kam. „Dann hatte Ihr Mann also theoretisch ein paar tausend Feinde.“
„Darüber reden Sie besser mit seinen Kollegen“, presste sie schmallippig hervor.
Andreas übernahm wieder. „Fällt Ihnen jemand ein, der Ihrem Mann so was angetan haben könnte?“
Anscheinend ließ sie in Gedanken ein paar Leute Revue passieren, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich kenne zwar jemanden, mit dem Manfred schon ein paarmal heftig Krach hatte, aber ich glaube, der hat mit Religion nicht viel am Hut.“
„Sie meinen, wegen dem Kreuz und der Kirche? Das kann ein Täuschungsmanöver sein. Wer ist diese Person?“
„Der ist Schweißer in irgendeiner Firma. Ein richtiger Prolet. Und ein Choleriker.“ Frau Baum machte ein angewidertes Gesicht. „Er hat Manfred Anfang letzten Jahres einen Wagen abgekauft. Und da ging’s los: Er fand an dem Wagen einen Mangel nach dem anderen, die mein Mann angeblich alle verschwiegen hat. Der Kerl stand fast jeden Monat bei uns auf der Matte und wollte Geld für die Reparaturen. Die beiden sind dann im Februar vor Gericht gelandet.“
„Wer hat gewonnen?“
„Manfred. Er hat erzählt, dass der andere ihn schwer beschimpft hat. Ob er ihn auch bedroht hat, weiß ich nicht.“
Sascha hob fragend die Augenbrauen. „Haben Sie einen Namen oder eine Adresse für uns?“
Frau Baum stand auf, kramte in einer Schublade des Wohnzimmerschranks und reichte Sascha schließlich einen Rechtsanwaltsbrief, in dem Name und Adresse des ,Cholerikers‘ verzeichnet waren: Werner Heinemann, wohnhaft in Bonn-Buschdorf.
„Gut, Frau Baum, fällt Ihnen sonst noch ein potentieller Täter ein?“
Sie schüttelte den Kopf und zog ein Taschentuch aus der Hosentasche, was vielleicht ein Zeichen sein sollte, dass sie jetzt erst einmal genug hatte von der Fragerei und sich ausgiebig ihrer Trauer hingeben wollte.
Andreas stand auf. Die anderen taten es ihm nach. „Frau Baum, haben Sie was dagegen, wenn sich nachher ein paar Kollegen von uns in Ihrer Wohnung umsehen? Vielleicht finden wir einen Hinweis.“
Ganz kurz zögerte sie, dann war sie einverstanden. Nicht viel später raste Sascha auf die A 565 und war genauso schnell beim Thema ,religiös-fanatischer Serienmörder‘.
Andreas bremste ihn ab. „Erst mal ist ein Mord noch keine Serie. Aber mir wär’s auch lieber, wenn wir hier einen Täter mit religiösem Wahn vor uns hätten, als einen, der das nur vortäuscht. Echte Fanatiker sind nämlich selten und deswegen vielleicht eher aufzuspüren.“
„Dann hoffen wir also, dass unser Mörder ein waschechter Irrer ist, und dass er noch ein paar Leute umbringt und dabei gute Spuren hinterlässt.“
„Sascha!“
„Du weißt schon, wie ich das meine!“ Sascha zog nach links in eine Lücke und überholte ein paar Lastwagen. „Aber wo findet man einen komplett wahnsinnigen Katholiken?“
„Darüber zerbrechen wir uns den Kopf, wenn wir mit diesem Heinemann gesprochen haben.“
*
Bonn-Buschdorf - 8.10 Uhr
Sascha ergatterte in der Wohnsiedlung im Nordosten von Buschdorf einen Parkplatz, als einer der Anwohner wegfuhr.
„Glaubst du wirklich, der Kerl ist noch nicht zur Arbeit?“, fragte Sascha und schaute sich die zweistöckigen Wohnblocks an. Hier würde er auch nicht unbedingt wohnen wollen.
„Werden wir ja sehen.“
Fünf Minuten später klingelten sie an Heinemanns Wohnungstür im Erdgeschoss. Ein mittelgroßer, stämmiger Mann mit grau meliertem Haar öffnete. Schwarze Hose, weißes Hemd, schwarze Krawatte.
Andreas zeigte ihm seinen Ausweis, stellte sich und Sascha vor und meinte: „Herr Heinemann? Können wir kurz mit Ihnen reden?“
Das gerötete Gesicht des Mannes drückte Missmut im Quadrat aus. „Ich muss gleich weg, mein Vater wird beerdigt.“ Er dachte nach. „Aber meine Frau ist noch im Bad, ich hab also noch ein bisschen Zeit. Kommen Sie rein. Was ist denn los?“
Heinemann führte sie durch einen dunklen, muffigen Flur ins Wohnzimmer, das groß und hell und mit Dingen dekoriert war, dass Sascha nur noch denken konnte: VOLLTREFFER!
Überall Kruzifixe, Christusfiguren, biblische Bilder an den Wänden!
Auch Andreas wirkte überrascht, und
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