Der Teufel in uns - Mord in Bonn
gespielt.“
„Genau.“
Mittlerweile war Peer mit der Untersuchung der Steinplatten fertig. „Sascha, hilfst du mir mal eben, den Mann umzudrehen?“
„Na klar. Welche Ehre.“
Gemeinsam rollten sie Manfred Baum auf den Bauch, und Peer nahm sich zielsicher den Hinterkopf vor.
„Der Mann ist niedergeschlagen worden, die Wunde ist aber nicht so massiv, dass er daran gestorben sein könnte.“
Er fuhr dem Toten ein paar Mal mit der Hand durchs kurze, braune Haar. „Komisch, die Haare sehen irgendwie feucht aus.“ Er zog einen Handschuh aus und tastete vorsichtig über den Kopf. „Hat es heute Nacht geregnet?“
„Müsste dann nicht auch seine Kleidung feucht sein? Wenigstens auf der Vorderseite?“, vermutete Sascha, und zusammen drehten sie die Leiche wieder auf den Rücken.
Zwischenzeitlich hatte sich auf Baums Brust ein seltsames Phänomen ereignet: das weiße Oberhemd mit den blauen Streifen schien in Höhe des Brustbeins am Körper zu kleben.
„Die Kleidung wirkt ziemlich trocken.“ Peer zog den Handschuh wieder an und griff nach einem Hemdknopf. „Aber das hier guck ich mir mal an.“
Andreas ging ein bisschen näher heran, und auch Walter und Wilfried streckten die Köpfe vor. Peer öffnete die obersten Knöpfe und löste dann millimeterweise, ganz behutsam, den Stoff von Baums Körper. Die Haut, die zum Vorschein kam, war teilweise hochrot mit massiver Blasenbildung, teilweise schwarz verkohlt. Als Peer schließlich das Hemd rechts und links zur Seite schob, wurde eine sehr hässliche Brandwunde sichtbar, in Form eines ca. 12 Zentimeter langen und 8 Zentimeter breiten Kreuzes.
„Na, das ist aber eine schöne Scheiße“, bemerkte Sascha treffend und fügte hinzu: „Kreuz – Brandzeichen – Ritualmord? Der Anfang einer Mordserie?“
Glitzerte nicht ganz kurz Begeisterung in seinen Augen auf? Auch Peer schien es bemerkt zu haben. „Ja, Sascha, dein großer Tag scheint gekommen zu sein. Übrigens ist dieses Brandmal garantiert auch nicht die Todesursache.“
„Vielleicht ist er vor Schreck oder vor Entsetzen gestorben“, bot Sascha an.
„Das kann nicht sein“, behauptete Peer. „Er war schon tot, als du dich über ihn gebeugt hast.“
Andreas verdrehte die Augen und wartete darauf, dass Sascha zurückschoss. Aber der blieb stumm, als habe er zurzeit keinen Kopf für solche Reibereien. Andreas sah auf seine Uhr: kurz nach sieben, und das ohne Frühstück!
Er wandte sich an seine Kollegen: „Peer, du wirst die Todesursache schon rausfinden. Walter, du bringst bitte Frau Baum zur Identifizierung hierher und kümmerst dich anschließend ein bisschen um sie. In etwa einer Stunde vernehmen wir sie bei sich zu Hause. Ich muss jetzt was essen, wer kommt mit?“
Wilfried meldete sich, und zu dritt machten sie sich auf die Suche nach einem Café oder Schnellrestaurant, das so früh geöffnet hatte. Sie frühstückten und waren gegen halb acht zurück in Schwarzrheindorf. Obwohl die Leiche bereits abtransportiert worden war, wurde der Tatort inzwischen von Neugierigen und den Medien belagert.
Wilfried stieg dort aus, während Sascha und Andreas zu Frau Baum nach Hause fuhren. Sie wohnte in einem sehr ordentlich wirkenden Mehrfamilienhaus und öffnete auch sofort die Tür. Sascha und Andreas stiegen in den ersten Stock, wo sich Kollege Thomas gerade um die seelische Betreuung von Frau Baum kümmerte, die anscheinend noch nicht nach einem Arzt verlangt hatte.
„Wir sind Piel und Montenar von der Bonner Kripo. Unser herzliches Beileid, Frau Baum. Wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen, erzählen Sie uns doch mal, was gestern Abend los war.“
Frau Baum, mittelgroß, mit leicht herben, ungeschminkten Gesichtszügen, legte bereitwillig los, wie so mancher, der mit Gewalt, Katastrophen und Schicksalsschlägen konfrontiert worden war. Während sie vom Telefonat und dem Nicht-Eintreffen ihres Gatten erzählte, schaute sich Andreas, der neben Sascha auf einem Sofa Platz genommen hatte, das fantasielose, im Möbelhausdesign eingerichtete Wohnzimmer an. Sascha machte sich Notizen.
Als die Baum fertig berichtet hatte, fragte Andreas: „Ging ihr Mann regelmäßig zum Tennisspielen?“
„Eigentlich schon. Er hat mal ’ne Pause gemacht wegen einer Verletzung, aber seit vier oder fünf Wochen ist er jeden Sonntagabend auf dem Platz gewesen.“
„Und er spielte immer zur gleichen Zeit und mit demselben Partner?“
„Ja, immer um 20.30 Uhr mit Gerd. Ich geb Ihnen gleich Adresse und
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