Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Seite mit vielen traumhaften Fotos unter die Nase, Sandstrand, tiefblaues Wasser, antike Tempel, Rom und Neapel in der Nähe – und Andreas verspürte einen Hauch von Fernweh, der ihm sogar einen leisen Seufzer entlockte.
„Aber die Flüge müssen gebucht werden, das Hotel, eventuell ein Mietwagen, dazu fehlt mir die Zeit...und die Lust“, erklärte er entschieden.
„Also entschuldige mal, das kann ich doch alles machen.“
„Kannst du das? Willst du das?“
„Ob ich das kann? Willst du mich beleidigen? Meinst du, wir landen in Sibirien statt in Italien? Hältst du mich für blöd?“
„Nein, ich –“
„Eben, ich kann das, und ich mache das, aber nur, wenn du mir schriftlich gibst, dass du mitfährst!“
„Aber ich muss ja auch noch eine Liste machen von dem, was ich mitnehme.“
Sabine verdrehte die Augen. „Soll ich das vielleicht auch noch für dich machen? Komisch, dass du Polizist geworden bist, du hättest auch ’ne tolle Laufbahn als zwanghafter Serienmörder einschlagen können.“
„Das hat man mir schon oft gesagt. Willst du mich jetzt zurückbeleidigen oder mit mir in Urlaub fahren?“
„Du bist also auf den Geschmack gekommen?“
„Wenn ich mich tatsächlich um nichts kümmern muss und mich mit gepacktem Köfferchen in den Flieger setzen kann, dann würde ich glatt demnächst mal über diesen Vorschlag nachdenken.“
Sabine strich mit der Hand über ihre blonde Dauerwelle, stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und ihr Kinn auf die Hände. Mit liebevoll besorgter Verärgerung ließ sie ihren Blick über sein Gesicht wandern. War das nicht der Blick, mit dem sie im Heim renitente Senioren wieder auf Kurs brachte?
„Weißt du was? Du bist jemand, der eine klare Ansage braucht: Ich stelle dir hiermit ein Ultimatum! Wenn du dich bis Sonntag, den 18. Mai, nicht entschieden hast mitzukommen, fliege ich im Sommer mit einer Freundin nach Italien!“
Kapitel 7
Bonn, Polizeipräsidium - Sonntag, 11. Mai, 16.05 Uhr
Sascha versorgte sich im Büro mit neuen Papieren und stellte sich im Toilettenraum vor den Spiegel, in der Absicht, sich auch äußerlich mit einfachen Mitteln so weit wie möglich zu verändern.
Er setzte eine runde Harry-Potter-Brille mit Fensterglas auf. Um Himmelswillen! Gerade wollte er sich die Brille wieder von der Nase reißen, als ihm einfiel, dass es hier nicht um Schönheit ging. Also ließ er die Brille, wo sie war, stülpte sich noch einen schwarzen, breitkrempigen Hut auf den Kopf, hängte sich eine rote Krawatte offen um den Hals und wickelte ein paar dünne, bunte Lederriemchen um sein linkes Handgelenk.
Er hatte lange darüber nachgegrübelt, als wen oder was er sich ausgeben könnte, bis ihm schlagartig die Schuppen von den Augen fielen: wovon verstand er fast so viel wie von der Polizeiarbeit? Von Filmen.
Und so hatte er sich gerade in ,Arthur Stein‘ verwandelt, einen herausragend erfolglosen Filmemacher, der sich selbstredend für genial hielt. So gestylt marschierte er zurück ins Büro, wo Andreas auf ihn wartete. Der tat zunächst so, als erkenne er ihn nicht, händigte ihm dann alles an Informationen aus, was er brauchte, und gab ihm noch ein paar Anweisungen mit auf den Weg, um welche Personen er sich vorrangig zu kümmern habe.
„Holger Zorn wurde übrigens entlassen, er steht aber ab sofort unter Beobachtung“, teilte Andreas ihm mit, bevor er ihm viel Erfolg wünschte und ihn auf die ,Freie Gemeinde Glaube, Glück und Gerechtigkeit‘ losließ.
Sascha brauchte mit seinem Mietwagen nicht weit zu fahren: Die Mitglieder trafen sich an diesem Sonntag in einem Lokal mit Saal in Beuel. Um 17.00 Uhr.
Unterwegs tauchten in seinen Gedanken die Gesichter von Baby Gabriel und Annika auf, der er zu ihrem ersten Muttertag ein Paar Ohrringe geschenkt hatte, über die sie sich so sehr freute, dass sie weinen musste. Überhaupt hatte die Frau wegen der erneuten Hormonumstellung momentan sehr nah am Wasser gebaut. Da kamen harte Zeiten auf ihn zu.
Nachdem er fast den ganzen Tag in der Klinik verbracht hatte, hatte Annika nichts gegen seinen Einsatz einzuwenden. Vielleicht war es ihr sogar ganz recht, dass er nicht da war, wenn am Nachmittag ihre Freundinnen das Zimmer stürmten.
Ah, da war ja das Lokal. Sascha schaute auf die Uhr: 17.10 Uhr. Der Parkplatz neben dem Gebäude war übervoll, und Sascha musste den Wagen in einer Seitenstraße abstellen.
Kurz darauf betrat er den vorderen Wirtsraum, wo bereits einige Gestalten an der Theke
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