Der Teufel kommt raus: Kriminalroman
echt
geiiiiiil
. Teufel, sucht ihre Mama vielleicht jemanden?«
Ich schwenke mit meinem Stuhl herum und drehe Dawg den Rücken zu. »Ich muss jetzt arbeiten, Mann. Lass mich in Ruhe. Du weißt doch, die belauern mich.«
Und tatsächlich, jemand muss den »Zwei männliche Schwarze in der Redaktion«-Alarm ausgelöst haben. An meinem Schreibtisch steht ein finster dreinblickender Cornelius mit einem Stapel Papiere und fürchtet zweifelsohne eine offene Zurschaustellung negroiden Verhaltens von mir und Dawg.
»Wie geht’s Ihnen, John?«, sagt Cornelius kurz angebunden zu Mad Dawg. Er weigert sich konsequent, Dawg mit dem Spitznamen anzureden, unter dem ihn jeder andere schwarze Journalist kennt.
»Ich kann nicht klagen, Cornelius«, antwortet Dawg mit übertrieben präziser Ausdrucksweise und einem ulkig nasalen Ton. »Und wie geht es Ihnen an diesem schönen Nachmittag, guterMann? Ich vermute, alles läuft wie am Schnürchen? Und dass Sie sich permanent nach Storys umtun, die uns Afroamerikaner begeistern und uns in positivem Licht zeigen?«, höhnt Dawg jetzt.
»John, haben Sie im Sportressort nichts zu tun?«, fragt Cornelius barsch.
Dawg schüttelt nur mitleidig mit dem Kopf und verzieht sich. Am liebsten würde ich schreien: »Nimm mich mit!«
Ich bin hoch erfreut, mit einem mürrischen, unübersehbar aufgewühlten Cornelius allein gelassen zu werden, der zufällig mein Vorgesetzter ist.
Ich drehe mich um und sehe auf meinen Computerbildschirm statt zu Cornelius, der sich bemüht hat, die Situation zu entspannen, seit er mich in Merriwethers Büro überrumpelt hat. Ich tadele mich insgeheim selbst, weil ich ständig davon rede, weitere Bewerbungen loszuschicken, aber nie dazu komme.
»Darryl, ich habe hier etwas, das Sie vielleicht ein wenig anspruchsvoller finden als die tagtäglichen Killerspiele, über die Sie sonst so berichten.« Er lässt einen Haufen Papierkram auf meinen Schreibtisch plumpsen. »Ich will Sie eine Woche oder auch zwei vom Polizeiressort abziehen und Ihnen ein vielschichtiges Projekt geben, an dem Sie sich so richtig festbeißen können.«
Als ich aufblicke, ist seine Miene ernst und aufrichtig.
»Ach wirklich? Was schwebt Ihnen da vor?«, entgegne ich ohne große Begeisterung. Die Sache muss einen Haken haben. Außerdem stecke ich mitten in den Recherchen über die Blumberg-Mordsache, die Ermittlungen über das Müllabfuhr-Attentat und die Bombendrohung gegen das NAACP, die größten Storys, die einem Polizeireporter seit Langem vergönnt waren.
»Es ist uns gelungen, einige Unterlagen aus unserer Bibliothek und von der Polizei zusammenzustellen, die einen interessanten Zusammenhang zwischen angeblichen polizeilichen Übergriffen und der sozialen Herkunft der vermeintlichen Opfer aufzeigen.« Er hält inne, um zu sehen, ob ich ihm folge.
»Warum kann sich das Spezialthemen-Team nicht damit befassen?«
»Die sind schon an was anderem dran. Und außerdem, Darryl«, fügt Cornelius fast entschuldigend hinzu, »will Merriwether, dass Sie das machen.«
In dem Moment wird mir klar, dass ich Cornelius bemitleiden sollte, statt ihn zu verachten.
»Wie bald wollten Sie mich denn vom Polizeiressort abziehen, damit ich damit anfangen kann?«
»Da wir das Ding möglichst schnell raushauen wollen, halten wir es für eine gute Idee, so bald wie möglich damit anzufangen. Zum Beispiel heute.«
Ich schnelle aus meinem Stuhl hoch wie ein Schachtelmännchen. »Aber ich bin gerade an zwei der größten Storys dran, die ich hatte, seit ich hier Polizeireporter bin. Die Brutalitätsstudie scheint mir nicht annähernd so dringend. Wieso muss das jetzt sofort gemacht werden?«
Meine Reaktion wird mit Sicherheit in meiner Akte vermerkt, aber das ist mir scheißegal.
»Wen setzen Sie denn als Polizeireporter ein?«, stoße ich hervor. »Wer schreibt die Storys fertig, für die ich mir in den letzten fünf Jahren ein Bein ausgerissen habe?«
»R. Charles Covington.«
»R. Charles?« Ich werde jetzt laut und bin fuchsteufelswild. Cornelius hat seinen Posten erst seit zwei oder drei Tagen und hat es schon geschafft, mich effektiver in Rage zu bringen als Merriwether in fünf Jahren.
»R. Charles sollte über das Bürgermeisteramt berichten – befinden wir uns nicht mitten in einer Bürgermeisterwahl? Wie will er das schaffen und zusätzlich auch noch mein Ressort abdecken? Hm?« Noch während ich diese Frage stelle, dämmert mir, dass Merriwether und Cornelius keinerlei Absicht haben, mir das
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