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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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und fasse den spontanen Entschluss, sie nicht einzuweihen. Nach allem, was ich weiß, schicken sie dann vielleicht R. Charles hin, den blondhaarigen Wunderknaben. »Im Peabody«, antworte ich und lasse zweckdienlicherweise den Teil mit der Bibliothek weg.
    »Rufen Sie im Fotoressort an«, befiehlt Cornelius mir im Kasernenton. »Wir brauchen auf beiden Seiten des Gebäudes einen Fotografen, das Parkhaus inbegriffen.«
    »Zunächst einmal haben wir gar nicht so viele Fotografen zur Verfügung«, sagt Watkins sanft.
    »Das stimmt, Cornelius«, fällt Merriwether ein.
    »Und außerdem wollen wir es doch nicht riskieren, eine einmalige Quelle zu verschrecken, indem wir ihr einen Pulk Fotografen auflauern lassen«, fährt Watkins fort. Ich verfolge das mit mini-malem Interesse.
    Endlich werde ich mich mit der Person treffen, die meinen Sommer, und in gewissem Maße mein ganzes Leben, auf den Kopf gestellt hat. Aber woher weiß sie, wie ich aussehe?
    Aufgeregt rufe ich Detective Phil Gardner an und rechne schon damit, dass er nicht im Büro ist. Doch er hält sich ausnahmsweise im Polizeipräsidium auf. »Deep Throat hat in ein Treffen mit mir eingewilligt«, singe ich ins Telefon.
    »Tatsächlich? Wo?«
    Ich schwenke in meinem Stuhl herum und sehe, dass Merriwether, Cornelius und Watkins sich in Watkins Büro verzogen haben und tief ins Gespräch vertieft sind.
    »Bevor ich es Ihnen sage, müssen Sie mir versprechen, nicht überall einen Haufen Cops zu postieren.«
    »Kein Problem, Darryl.«
    »Ich treffe sie in der Bibliothek des Peabody-Konservatoriums. Wissen Sie, wo das ist?«
    »Klar? Um welche Zeit?«
    »Um vier.«
    »Großartig. Ich werde da sein, an einem Tisch sitzen und in einem Buch lesen. Vielleicht bringe ich noch einen Kollegen zur Verstärkung mit, der heimlich Fotos machen wird, aber nicht mehr. Sie werden ihn nicht mal sehen.«
    Mit dem Anruf bei Gardner schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Selbstverständlich will ich dabei helfen, diejenigen zu schnappen, die hinter diesen wahnsinnigen, mörderischen Taten stehen. Doch falls die Androgyne mich in die Falle locken will, ist es beruhigend, die Polizei vor Ort zu haben.
    Als ich die Redaktion verlasse, beobachtet das doppelköpfige Tom-Merriwether/Cornelius-Lawrence-Monster verdrießlich meinen Abgang. Während ich meinem Schicksal entgegenstrebe – was auch immer es für mich bereithalten mag –, verspüre ich vor Anspannung ein unangenehmes Magendrücken.
    Die Bibliothek auf dem Gelände des Peabody-Konservatoriums ist ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben ist. Besucher sind tief beeindruckt von der atemberaubenden Innenarchitektur, von den Oberlichtern, die den weitläufigen zentralen Lesebereich wohltuend erhellen, der mit dunklem Holz, wunderschön gebundenen, jahrhundertealten Büchern und mit sechs Rängen aus gusseisernen Balkonen ausgestattet ist, die sich bis zur Decke sechs Stockwerke darüber erstrecken. Es ist, als ließe man die Straßen von Baltimore hinter sich und reise zurück ins Europa des neunzehnten Jahrhunderts.
    Gleich am ersten Lesetisch bietet sich mir ein beruhigender Anblick: Detective Phil Gardner trägt eine dunkelgrüne Sonnenbrille und blickt nicht mal von seinem Buch auf, als ich vorbeigehe. Wahrscheinlich weiß er nicht mal, wie der Titel lautet, denke ich, während auch ich so tue, als ignorierte ich ihn. Wo ist das für ihn typische Schulterholster? Er muss seine Handfeuerwaffe im Knöchelholster tragen.
    Ich spähe hinauf zu den Balkonen und frage mich, wo sich sein Partner versteckt. Hat er oder sie eine Kamera? Oder eine Schusswaffe, um die Frau zu erledigen, wenn die Sache aus dem Ruder läuft?
    Verdammt, ist das still hier. Und kälter als am Nordpol. Die Klimaanlage pumpt eine arktische Luftmasse heraus, um die unbezahlbaren Folianten zu erhalten.
    Mit klopfendem Herzen gehe ich auf meinen Gummisohlen leise weiter und sehe am Ende der Bibliothek, am allerletzten Tisch, eine zierliche Frau sitzen. Sie ist auffällig, weil sie nichts zu lesen vor sich hat – und weil sie mit der Regelmäßigkeit eines Leuchtturmsignals permanent den Kopf dreht. Auffälliger geht’s nicht mehr.
    Dieses paranoide, verlassene arme Ding soll mich dazu getrieben haben, meine Wohnung nach Butzemännern abzusuchen und bei jedem Telefonklingeln im Büro oder zu Hause zusammenzuzucken? Als sie mich sieht, winkt sie wie wild, als könnte ich sie nicht deutlich sehen. Sie und Gardner sind die einzigen Menschen, die in diesem

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