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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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sie leise. Während sie mit einer Hand mein Frühstück balanciert und mit der anderen das Tischchen am Spind ausklappt, fällt mir auf, dass sie eine billig aussehende goldene Halskette trägt. »Tut mir leid, wenn ich unverschämt war.«
    »Nein, ich bin derjenige, der sich entschuldigen muss«, sagte ich mit meiner schönsten Denzel-Washington-Stimme. Ein erstaunter Ausdruck huscht über ihr schönes Gesicht und ist schon wieder verschwunden.
    Mir wird klar, dass ich alles über diese Frau wissen will. Was albern ist, weil ich bislang nicht mal sechzig Sekunden mit ihr verbracht habe.
    Bedauerlicherweise beruht das Interesse nicht auf Gegenseitigkeit. Yolandas Hauptaugenmerk liegt darauf, möglichst rasch ihre Arbeit zu erledigen, damit sie Feierabend machen und zum Frisör gehen kann. Ich interessiere sie nicht die Bohne. Zu dem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass sie mich schon mit einem abschätzigen Urteil versehen und in eine Schublade gesteckt hat.
    Ich bin auf dem Müllhaufen gelandet, der Möchtegern-Weißen der Mittelschicht vorbehalten ist, die zwar im Stadtzentrum arbeiten, aber noch vor Sonnenuntergang in die Vororte fliehen.
    Wie viele schwarze Frauen, die den Mangel an anständigen schwarzen Kerlen beklagen und sich dann zielsicher zu narzisstischen hübschen Jungs und frauenverachtenden Machos hingezogen fühlen, sucht wahrscheinlich auch Yolanda eine Mann »mit dem gewissen Etwas« und nicht nach einem guten Mann, der sich bemüht, sich ihr gegenüber anständig zu verhalten, und sie mit Respekt behandelt. Männer von der Sorte – so wie ich – sind ihr zu langweilig. Zu berechenbar. Ungefährlich.
    Yolanda stellt behutsam mein Frühstück ab und wendet sich ab, um zur Tür hinauszugehen.
    Ich hab da andere Vorstellungen.
    »Nicht so schnell«, schreie ich fast. »Wie wär’s, wenn Sie mal die Pflege in Pflege geben?« Bäh, das war abgeschmackt.
    Immer noch zur Tür gewandt, verdreht Yolanda die Augen bis zum Anschlag. »Mit Zimmer 1107 hab ich echt das große Los gezogen«, murmelt sie sarkastisch.
    »Lassen Sie einen Kranken nicht so schreien«, sage ich lässig. »Kommen Sie ein Stückchen näher, damit ich nicht brüllen muss.« Mein Ton ist selbstbewusst, fast arrogant.
    Da sie wegen ihrer Schroffheit am Tag zuvor Schuldgefühle hat, beschließt Yolanda, mir den Gefallen zu tun. Ihr Tablettwagen steht vor meiner Tür und verbreitet den Duft von kanadischem Bacon über den ganzen Flur.
    »Ich schulde Ihnen auch eine Entschuldigung«, sage ich cool. »Zwei sogar. Zunächst einmal war ich gestern selbst ein wenig unverschämt, deshalb hoffe ich, dass Sie meine Entschuldigung diesbezüglich annehmen.«
    Yolanda registriert meine Ausdrucksweise und die Leichtigkeit, mit der ich mich des Englischen bediene, bleibt aber unbeeindruckt.
    »Und zweitens hoffe ich, dass Sie mir nicht übel nehmen, was ich Ihnen jetzt sage, aber Sie sind eine sehr bemerkenswerte junge Frau, und wenn ich hier raus bin, würde ich gern mit Ihnen essen gehen.« Ich hatte zwar nicht vor, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, aber verdammt – wozu lange rumeiern?
    Yolanda verschränkt die Arme vor der Brust. Ein schlechtes Zeichen. »Hey, jeder hat mal einen schlechten Tag«, sagt sie mit niederschmetternd gleichgültiger Stimme. »Und gestern hatte ich einen. Wie ich schon sagte, es tut mir leid, aber nach Ihrer Etage muss ich noch drei weitere abfertigen. Also immer schön locker bleiben.«
    »Das mach ich ganz bestimmt«, versichere ich ihr. »Aber ich würde sicher schneller gesund, wenn ich mich nach meiner Entlassung mal mit Ihnen treffen könnte. Wie heißen Sie überhaupt?«
    »Yolanda. Yolanda Winslow. Machen Sie’s gut, Mr. Billups.« Wie mein Name aus ihrem Mund klingt, ist Musik in meinen Ohren.
    Zeit für einen kühnen Schachzug.
    »Wenn ich wieder an die Arbeit gehe, schreibe ich einen Artikel über eine hingebungsvolle Krankenhaushelferin namens Yolanda Winslow.«
    Yolanda sieht mich neugierig an und fängt an zu lächeln.
    »Sie sind Reporter?«, fragt sie aufgeregt. »Arbeiten Sie für den
Black Chronicle
? Ich hab mich schon immer für Journalismus interessiert.« Wenn Yolanda sich nicht mehr wie ein Satan aufführt, hat sie etwas Gewinnendes, Mädchenhaftes.
    »Nee, ich arbeite für den
Herald
. Warum hat es mit dem Journalismus nicht geklappt?«
    »Ich, ähm, bin irgendwie davon abgekommen, denke ich«, sagt Yolanda, und ein trauriger Ausdruck huscht über ihr Gesicht. »Vielleicht sollte es

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