Der Teufel kommt raus: Kriminalroman
unvorbereitet. Mein blaues Jeanshemd ist voll mit getrocknetem Blut. Die Hosentasche, in der normalerweise meine Geldbörse steckt, ist eingerissen, und am Knie ist ein Loch.
Zum Glück sind meine Auto- und Wohnungsschlüssel noch in der vorderen Hosentasche. Habe ich schon erwähnt, dass die Hose verschmutzt ist und nach getrocknetem Urin stinkt?
Um meinen Wagen vom Angestelltenparkplatz des
Herald
zu holen, muss ich in diese ekelhaften Klamotten schlüpfen. Dann lege ich die fünf Blocks zu Fuß zurück, weil ich kein Geld mehr habe.
Meine Kleider fühlen sich widerwärtig an, als ich sie mir rasch überstreife. In Nullkommanichts stinkt das ganze Zimmer wie eine New Yorker U-Bahn-Station.
In der Hoffnung, Yolanda nicht über den Weg zu laufen, stecke ich vorsichtig den Kopf durch die Tür. Bis auf zwei Krankenschwestern, die vor dem Schwesternzimmer lachen und schwatzen, ist der Flur leer. Gut.
Ich schleiche mich in den Flur und steuere zielstrebig auf das Ausgangsschild zu, das mir kilometerweit entfernt vorkommt.
»Hey! Was machen Sie hier?«
Als ich mich umdrehe, sehe ich eine der Schwestern zögernd auf mich zukommen, während die andere den Hörer vom Telefon abnimmt.
»Ich bin hier Patient«, erkläre ich verlegen. Wenn meine Inquisitorin eine Nase voll abkriegt, lässt sie mich vielleicht laufen. Doch die Krankenschwester, eine Weiße mittleren Alters, kommt weiter vorsichtig auf mich zu. Zum Glück tritt jetzt Dr. Norment samt Entourage hinter der Schwester aus einem Krankenzimmer.
»Könnten Sie ihr bitte sagen, wer ich bin?«, frage ich stirnrunzelnd.
Für den Bruchteil einer Sekunde hält Dr. Norment meinen Blick. Länger braucht sie nicht, um mir meine Verärgerung anzusehen und verständnisvoll zu nicken.
»Er ist soeben entlassen worden«, sagt Dr. Norment kurz angebunden. »Ihm ist ein kleines Malheur passiert, das seine Kleider in Mitleidenschaft gezogen hat.«
»Es tut mir sehr leid, Sir«, sagt die Schwester entschuldigend. »Haben Sie alles, was Sie für Ihre Abmeldung benötigen?«
Meine Antwort ist ein leichter Galopp bis zum Ende des Flures, wo ich eine Ausgangstür öffne, die in ein ruhiges, feuchtes Treppenhaus führt. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es hier überhaupt runter in die Eingangshalle geht, was mir im Grunde auch schnurzpiepegal ist, steige ich so schnell die Stufen hinab, wie es mein schmerzender Rücken zulässt.
Als ich im Erdgeschoss ankomme, starren mich die Leute in der Empfangshalle unverschämt an, als ich vorbeiflitze. Normalerweise wasche ich mir die Hände, wenn ich ein Krankenhaus verlasse, doch heute wiegt mein Wunsch nach Freiheit schwerer als mein Sauberkeitsfimmel.
Draußen fällt ein sanfter Regen, und der kräftige Geruch von feuchter Erde hängt in der Luft. Nachdem ich mehr als vierundzwanzig Stunden Krankenhausgerüche eingeatmet habe, kommt es mir vor, als hätte ich noch nie etwas so Wunderbares gerochen.
Ich gehe über den Fußweg zum Gehsteig, biege nach rechts ab und gehe mit dem Gesicht zum Himmel gewandt. Warme Regentropfen massieren und säubern meine Haut. Das ist fast so schön wie ein heißes Bad.
Andere Fußgänger schlagen einen weiten Bogen um mich, und diverse Frauen – schwarze wie weiße – halten ihre Handtaschen gut fest. Alle sind auf der Hut vor dem obdachlosen Schwarzen, der albern vor sich hin grinst, während ihm Regentropfen übers Gesicht rinnen.
Ich nehme sie überhaupt nicht wahr, sodass ich sogar fast eine vertraute Gestalt übersehe, die auf mich zukommt. Blinzelnd erkenne ich Evelyn Stewart, eine Exfreundin von mir.
Evelyn ist die Tochter eines der prominenteren schwarzen Anwälte in Baltimore, soeben einunddreißig geworden und Managerin bei einer ortsansässigen gemeinnützigen Organisation. Sie ist zierlich, hübsch und eine talentierte Klavierspielerin, und vor zwei Jahren waren wir fest zusammen und wollten sogar heiraten.
Bis sie plötzlich erkannte, dass ich ihr mit meinem Journalistengehalt niemals den Lebensstil finanzieren könnte, den sie anstrebt. Ihre Entscheidung, sich von mir zu trennen, hat uns beiden viel Schmerz bereitet.
Evelyns erbsengrüner Designer-Regenmantel flattert im Wind, als sie auf mich zu rennt, um mich zu begrüßen. In der rechten Hand hält sie einen grünschwarzen Designer-Regenschirm.
»Darryl! Was um Himmels willen ist dir denn passiert? Geht es dir gut?«
Ich grinse nur. »Du weißt ja, wie es ist, sich mit einem Reporter-gehalt durchzuschlagen«, antworte
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