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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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Liebesdienst – aber auch eine Qual. Dass sich das Heim in einem eher verwahrlosten Zustand befand, erschütterte Dillard jedes Mal von Neuem, aber etwas anderes konnte er sich auch zusammen mit Omas staatlicher Unterstützung nicht leisten. Als Dillard über den Flur zu Omas Zimmer lief, registrierte er stirnrunzelnd die Staubmäuse, die unter den Betten der Patienten wuchsen und gediehen. Der Geruch nach Einreibemittel, getrocknetem Urinund fettigem Essen, der in der Luft hing, war bedrückend. Und wie immer irrten viele alte Menschen tattrig ohne jede Aufsicht umher. Das war alles sehr trostlos, deprimierend und zweitklassig. Oma hatte etwas Besseres verdient.
    »Hast du Feuer, mein Sohn?«
    Neben Dillard erschien ein gebückter Schwarzer, der keinen Tag älter als hundertfünfzig aussah, und lächelte schwach.
    »Tut mir leid. Rauche nicht.«
    Der alte Mann blieb abrupt stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand geknallt. Er hatte die letzte Bemerkung als rüpelhafte Aufforderung aufgefasst, statt als unschuldige Erklärung, Nichtraucher zu sein. »Gottverdammtes hochnäsiges Käsegesicht«, brummelte er, als Dillard fast außer Hörweite war. »Ich tret dich in deinen schlauen Proletenarsch.«
    Dillard, der den Zwischenfall schon vergessen hatte, lief weiter den Flur entlang.
    Er war noch gut drei Türen von Omas Zimmer entfernt, als er zum ersten Mal ihr Keuchen hörte. Wenig überraschend, wenn man bedachte, dass sie jahrzehntelang anderthalb Schachteln filterlose Zigaretten pro Tag inhaliert hatte.
    Aber dass Omas Gedächtnis nachzulassen schien, bereitete Dillard Sorgen. An manchen Tagen saß sie da und sprach über die alten Zeiten, als wäre das alles vor Minuten geschehen. Doch an schlechten Tagen, die immer öfter kamen, starrte sie Dillard ausdrucklos an wie einen Fremden.
    Dillard fragte sich, welche Oma sich ihm heute präsentieren würde, und spazierte langsam durch die Tür, um seine Großmutter nicht zu erschrecken.
    »Tagchen, Oma«, sagte er leise.
    Sekundenlang starrte sie ihn mit Augen, die durch ihre Brille zu großen, milchigen Murmeln vergrößert waren, an. Ihre langen Haare hatten den vergilbten Ton einer alten Zeitung. Ihre runzeligen Füße, die entzündete Ballen hatten und voller Schwielen waren, reichten kaum bis zum Boden, während sie auf der Bettkante saß.
    »Markie, bist du’s? Komm her, Junge.«
    Lächelnd lief Dillard zu seiner Großmutter und schloss sie vorsichtig in die Arme, wobei er durch ihre Pergamentpapier-Haut ihre spitze Wirbelsäule und ihre Rippen spürte. In ihrem alten einteiligen, blauweißen Hauskleid hing der klassische Alte-Leute-Geruch, eine Mischung aus Einreibemittel und Schimmel.
    »Wie geht’s dir, Oma?«
    »Nicht schlecht für ein Weib, das seit fünfzig Jahren keinen Kerl mehr hatte und kein Bier seit neunundvierzig«, gab Nana zurück und ließ ihre verfaulten Zähne aufblitzen. Dillard lachte und wusste, was als Nächstes käme. Mit Oma war alles in Ordnung. Jedenfalls heute.
    »Kannst du mir ’n Bier besorgen, Schatz?«, fragte sie, jetzt nicht mehr lächelnd, sondern todernst.
    »Tjaaa, Oma, du kennst doch die Vorschriften –«
    »Scheiß auf die Vorschriften«, kreischte Oma, deren winziger Körper vor Empörung zitterte. »Ich hab gefragt, ob du mir ein gottverdammtes Bier beschaffen kannst!«
    Dillard war klar, dass man nicht so einfach Bier in ein Altenheim schmuggeln durfte. Ihm war aber auch klar, dass Oma kein Nein akzeptieren würde. Sie fing an zu hyperventilieren und atmete mit einem kurzen Keuchen.
    Dillard griff ruhig nach einer kleinen Sprühdose mit Inhalationsmittel und reichte sie seiner Großmutter.
    Pfffft, pffffft, pfffffft.
    »Warum regst du dich so auf?«, schalt Dillard sie. »Du weißt doch, was dann immer passiert.« Er hatte schon Hustenanfälle erlebt, die so schlimm waren, dass sie blau angelaufen war und die Kontrolle über ihre Blase verloren hatte.
    Doch Oma hob bloß ihre knotige Hand und gebot ihm zu schweigen, bis sie sich wieder fing.
    »Ich mach dir einen Vorschlag. Ich seh mal, was sich machen lässt, okay?«
    »Das ist mein Junge«, keuchte sie und griff mit einer kalten, wachsartigen Hand nach Dillard. »Ich wusste doch, wenn mich hier einer besucht, dann isses mein Markie.«
    Ihre Brille vergrößerte die Tränen, die ihr in die Augen stiegen. Dillard, dessen Augen ebenfalls feucht wurden, wandte den Blick ab.
    »Jetzt werd nicht sentimental«, brummte er. Aber Omas Tränen flossen nun reichlich,

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