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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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sich bei den granitgesichtigen Kriminalbeamten ziemlich beliebt gemacht, die in Baltimore nirgendwo sonst einen Parkplatz zu finden schienen als direkt vor seinem Haus.
    Sie sahen ihn an, als wäre er von einer Kotschaufel geplumpst, und ihre Blicke warnten ihn, dass ihm die Misshandlung Rodney Kings wie das harmlose Einführungsritual einer Studentenverbindung vorkommen würde, wenn sie mit ihm fertig wären.
    Zwei Tage nach Sherman Browns Verschwinden führte ein Kader aus muskelbepackten Polizisten mit Sturmgewehren und kugelsicheren Westen eine mitternächtliche Durchsuchung in Dillards Haus durch. Sie schwenkten ihn durch die Luft wie einen Sack Kartoffeln, warfen ihn in einen Mannschaftswagen und karrten ihn ins Präsidium.
    Er wurde beschuldigt, einen Lieferwagen mit gestohlenem Dynamit gefahren und auf einen Beamten der U.S. Park Police namens John Burke geschossen zu haben. Sein Pflichtverteidiger schaffte es unglaublicherweise nicht nur, dass die Anklage fallen gelassen wurde, sondern auch, dass Dillard nach Hause durfte. Der Durchsuchungsbeschluss war unsachgemäß ausgestellt worden; zudem war nichts von Beweiskraft gefunden worden.
    Diese Begebenheit stärkte Dillards Entschlossenheit nur noch. Er wollte lieber sterben, als wieder in Haft genommen zu werden.
    Da er zu Recht vermutete, dass seine Telefonanschlüsse daheim und am Arbeitsplatz in Polizei-Sammelanschlüsse umgewandelt worden waren, hatte Dillard sich angewöhnt, sich nur noch spontan mit Harry Boyles und Bob Simmes zu treffen, gewöhnlich in Boyles’ Lieferwagen, während dieser über Stadtautobahnen und Nebenstraßen trudelte. Zu dem Zweck rief Dillard seine Gefolgsleute von Münztelefonen aus an, und zwar jedes Mal von einem anderen.
    Mit jedem Tag, der verging, legte Boyles ein weiteres Stück seiner Zurückhaltung ab und wurde mehr ein Teil der
Bruderschaft
. Zuerst hatte er mit unverblümten Mahnungen in seine Rolle bei Sheldon Blumbergs Ermordung gezwungen werden müssen. Dillard hatte Boyles genötigt, den Fluchtwagen aus Sheldon Blumbergs Wohngegend zu fahren. Danach hatte er Boyles gezwungen, Dillards 9 mm in den See in Druid Hill Park zu werfen.
    Aber etwas Merkwürdiges geschah: Mit Boyles’ Mitschuld wuchs auch sein Eifer. Die Treffen zwischen ihm, Dillard und Simmes, dessen gebrochenes Schlüsselbein noch am Heilen war, wurden jetzt normalerweise von ihm angeregt.
    Simmes’ rasche Auffassungsgabe und sein Humor hingegen waren nicht mehr so präsent wie früher. Dillard hoffte, dass diese Veränderung nur den Schmerzen des Ex-Marines zuzuschreiben war, da er ihr Sprengstoff-Guru war und sie ihn in Bestform brauchten.
    Obwohl er nicht darüber sprach, hatte Dillard wegen Blumbergs Erschießung große Bedenken. Nicht, weil er mithilfe eines Dietrichs in Blumbergs Volvo eingebrochen war oder weil er zwanzig Minuten auf dem Rücksitz gewartet hatte, um eine Kugel in den kahl werdenden Kopf des nichtsahnenden Geschäftsmanns zu jagen. Nein, Dillard bereute es, den Propagandawert der Erschießung übersehen zu haben. Er hätte beim Fernsehen anrufen sollen – oder wenigstens beim
Herald
 –, um darauf hinzuweisen, dass zwischen Blumbergs Tod und einer rechtsextremen, milizähnlichen Vereinigung eine Verbindung bestand.
    Dass niemand davon wusste, als er endlich zu Baltimores Mann der Stunde wurde, ärgerte ihn. Im Grunde seines Herzens argwöhnte er nämlich, dass die meisten Menschen ihn als armes weißes Pack abqualifizierten.
    Doch das hatte ihn nicht davon abgehalten, Simmes und Boyles zu überreden, eine Rohrbombe in dem Gebäude des städtischen Müllabfuhrbezirks zu legen, von dem Boyles gerade versetzt worden war und wo der schwarze Kollege Boyles die Beförderung weggeschnappt hatte. Boyles hatte sich bereit erklärt, an seinen alten Arbeitsplatz zurückzukehren, die Bombe in einem der Müllfahrzeuge zu platzieren und wieder zu gehen, bevor eine Zeitschaltuhr die Explosion auslöste. Simmes’ Aufgabe bestand darin, die Bombe zusammenzubauen, was es Dillard ermöglichen würde, schon mal zu sehen, was er so drauf hatte.
    Die Männer glaubten allen Ernstes, durch ihre prinzipientreue Gesetzlosigkeit die Welt verbessern zu können. Dass sie eine Gesellschaft ohne Anspruchsdenken einleiteten, in der der Schwerpunkt auf Eigenverantwortung und der unumstrittenen Herrschaft der Weißen lag.
    Alle drei Männer hatten schon mehrfach
Die Turner-Tagebücher
gelesen und bezeichneten das rassistische Manifest als ihre inoffizielle

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