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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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wissen genau, wohin sie sich gewandt hat. Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir die beiden haben.“
    Renate Wolferts Gesicht wurde weiß, sie sank am Tisch in sich zusammen und verbarg das Gesicht in ihren Händen.
    Walther ließ ihr Zeit, ehe er fast liebevoll zu ihr sagte:
    „Ich weiß, daß Sie ihn wirklich lieben, Renate. Das hatte ich schon bei meinem ersten Besuch gemerkt. Aber er hat Sie nur für dieses Alibi gebraucht — das wissen Sie doch. In Wirklichkeit wird er jetzt, vielleicht schon heute nacht, wieder ein Ding drehen, natürlich mit der Urban, aber es wird ihm nicht mehr gelingen, wir fassen ihn vorher. Fräulein Wolfert, Sie sind noch zu jung, um sich in eine Mordsache verwickeln zu lassen, mit der Sie gar nichts zu tun haben. Nur aus Liebe zu einem Burschen, der es nicht wert ist. Und der eine andere liebt.“
    Sie starrte ihn mit leeren Augen an, dann schüttelte sie den Kopf.
    „Es ist nicht wahr, was Sie da sagen. Kein Wort ist wahr.“
    Walther beugte sich vor.
    „Hören Sie mir mal gut zu, Renate: Wir haben Conegas Wagen, es lag ein Mantel drin, ein Damenmantel. Wir wissen, daß er der Urban gehört. Also war sie beim Überfall auf die Bank mit von der Partie, und Ihr Alibi war falsch. Wir haben außerdem einen Zeugen, der hat das Mädchen nachts auf der Straße nicht nur gesehen, sondern sogar mit ihr gesprochen. Wir haben ihm inzwischen ein Bild von der Urban gezeigt — er hat sie einwandfrei erkannt. Renate, wenn Sie mir jetzt sagen, Conega habe Sie unter Androhung von Gewalt gezwungen, der Polizei ein falsches Alibi anzugeben, so kann ich Ihnen damit aus der Patsche helfen. Oder wollen Sie unbedingt eine Vorstrafe haben — nur um den Freddy und die Gabriele Urban zu decken?“
    Eine Weile war es ganz still in dem Zimmer, dann endlich sagte das Mädchen:
    „Er... hat mir nicht gedroht. Ich dachte, ich könnte ihn für mich zurückgewinnen, wenn ich ihm helfe und die... die andere läßt ihn in der Not im Stich. Ich... hätte es nicht tun sollen.“
    Walther stand auf und legte ihr die Hand auf die zuckende Schulter.
    „Nicht weinen, Renate — die Liebe macht manche blind, manche hellsichtig, niemand kann etwas dafür. Er war also mit der Urban zusammen?“
    „Mit wem denn sonst?“
    „Ja, das frage ich mich auch. Also mit der Urban. Und dann hat er Ihnen gesagt, was Sie mir zu sagen haben?“
    Sie nickte stumm.
    „Gut“, fuhr Walther fort. „Und als er heute nachmittag verschwand, da sagte er Ihnen auch, Sie sollten mich hinhalten, damit er Zeit gewinnen könne?“
    Sie nickte wieder, dann fragte sie zögernd:
    „Wird er wirklich... ist Gaby... ist er wieder mit ihr zusammen?“
    „Es deutet alles darauf hin“, erklärte Walther. „Und es gilt jetzt nur noch, ein weiteres schweres Verbrechen zu verhüten. Er weiß, daß er den Polizisten ermordet hat — folglich wird er nochmal töten, wenn ihm jemand in den Weg kommt. Es fragt sich nur: wann und wo wird das sein. Und wer ist das nächste Opfer. Gibt es noch irgendeinen Unterschlupf, wo man ihn finden könnte?“
    Renate schüttelte den Kopf, aber plötzlich schaute sie Walther entsetzt an.
    „Sie... fragen mich? Also wissen Sie gar nichts? Sie verfolgen die Urban überhaupt nicht? Sie haben mich hereingelegt?“
    Walther stand auf.
    „Ich habe Sie nicht hereingelegt, Renate, ich habe Ihnen nur die Möglichkeit gegeben, sich aus einem für Sie sehr unangenehmen Mordprozeß herauszuhalten. Und ich hoffe sehr, daß Sie klug genug sind, Ihre Chance zu erkennen.“
    Er verließ das Mädchen, ohne sich noch einmal umzusehen.

    *

    Frau Mercker bereitete das Abendessen vor. Seit der Aussprache vor zwei Stunden, beim Tee, war ihr Gabriele unheimlich.
    Gabriele war auch nicht sehr wohl, so weit hatte sie sich nicht vorwagen wollen, deshalb hatte sie auch sofort einen Rückzieher gemacht: sie tat, als sei sie zutiefst erschrocken, beschwor, daß sie es nicht so gemeint habe — es seien doch nur allgemeine Annahmen gewesen, wie man sie jeder langjährigen Ehe zugrunde legen könne —, und schließlich war es ihrem unwahrscheinlichen Schauspieltalent gelungen, Frau Ingrid zu beruhigen. Ja, Ingrid entschuldigte sich sogar noch bei ihr.
    Und doch, während sie nun in der Küche stand und alles nochmals überdachte — kam es denn nicht oft vor, daß die ganze Umgebung von einem Ehebruch etwas wußte, nur die betrogene Ehefrau hatte keine Ahnung? Warum, beispielsweise, hatte ihr Mann nicht vorher gesagt, daß er vielleicht über

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