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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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liebte.
    Ein x-beliebiger Donnerstag, kein Feiertag stand an – trotzdem war die Türsteherbrigade hinter den Abstand heischenden Samtkordeln vollzählig versammelt. Wir drei kamen zwar problemlos hinein, aber dafür wollten sie den vollen Preis: zwanzig Piepen, bloß für den Eintritt.
    Bevor ich meine Barschaft loswerden konnte, fischte Christian ein dickes Bündel Geldscheine aus der Tasche, pellte drei Zwanziger davon ab und drückte sie dem Kassierer wortlos in die Hand.
    Ich wollte protestieren, aber Christian legte mir zwei Finger auf die Lippen. »Andy, Schätzchen, zerbrechen Sie sich deswegen doch nicht Ihr hübsches Köpfchen.« Und bevor ich mich seiner Berührung entziehen konnte, umschloss er mit beiden Händen mein Gesicht. Irgendwo im hintersten Winkel meines vollständig benebelten Hirns feuerten die Synapsen Warnschüsse ab, dass ein Kuss bevorstand. Ich wusste es, fühlte es kommen, und konnte mich doch nicht rühren. Er nahm die Hundertstelsekunde Zögern als Zustimmung, beugte sich vor und berührte mit den Lippen meinen Hals. Streifte ihn eigentlich nur, ganz kurz, züngelte vielleicht eine Spur, irgendwo zwischen Kinn und Ohr, aber letztlich war es, ganz klar, ein Kuss auf den Hals; dann griff er nach meiner Hand und zog mich nach drinnen.
    »Christian, warten Sie! Ich, äh, ich muss Ihnen etwas sagen«, fing ich an und war mir dabei nicht ganz sicher, ob so ein völlig unerwarteter, minimaler Zungenkuss tatsächlich eine langatmige Erklärung von wegen »habe einen Freund« und »möchte keine missverständlichen Signale aussenden« erforderlich machte. Christian war offenbar nicht dieser Meinung, denn er hatte
mich schon zu einer Couch in einem dunklen Eck bugsiert, wo ich Platz nehmen sollte. Was ich auch brav tat.
    »Ich hole uns was zu trinken, okay? Nun schauen Sie doch nicht so bedenklich. Ich beiße nicht.« Er lachte, und ich spürte, wie ich rot wurde. »Oder wenn doch, wird es Ihnen gefallen, das verspreche ich.« Damit ließ er mich sitzen und steuerte die Bar an.
    Um nicht umzukippen oder ernsthaft darüber nachdenken zu müssen, was da soeben vorgefallen war, suchte ich den finsteren, höhlenartigen Raum nach Lily ab. Wir waren noch keine drei Minuten da, und schon hatte sie einen baumlangen Schwarzen in ein intensives Gespräch verwickelt, hing förmlich an seinen Lippen und warf übermütig den Kopf zurück. Ich schlängelte mich durch die trinkfreudige Meute aus aller Herren Länder. Woher wussten die bloß, dass das hier der angesagte Schuppen für alle war, die keinen amerikanischen Pass ihr eigen nannten? Eine Gruppe männlicher Mittdreißiger plärrte irgendwas, das sich für mein Gefühl nach Japanisch anhörte, zwei Frauen führten wild gestikulierend eine hitzige Unterhaltung auf Arabisch, und ein junges, offensichtlich nicht sehr glückliches Pärchen bepfefferte sich gegenseitig mit finsteren Blicken und zornigem Gezischel, das mir Spanisch vorkam, genauso gut aber auch Portugiesisch hätte sein können. Lilys Typ hatte seine Hand schon gefährlich nahe an ihrem Hintern und war offenbar völlig hin und weg von ihr. Ich beschloss, mir den üblichen Eingangsschmus zu sparen. Schließlich hatte Christian Collinsworth meinem Hals gerade eine Mundmassage verpasst. Ohne den Typ weiter zu beachten, packte ich Lily am rechten Arm und wollte sie Richtung Couch ziehen.
    »Andy! Lass das«, fauchte sie und machte sich los, lächelte den Kerl dabei aber unverwandt weiter an. »Was bist du denn so grob. Darf ich dich meinem Freund vorstellen? William, das ist meine beste Freundin Andrea. Normalerweise führt sie sich nicht so auf. Andy, das ist William.«

    »Nun, darf ich fragen, warum Sie mir Ihre Freundin entführen wollen, Aan-dreh-aa?« Williams Bass brach sich an den Wänden des unterirdischen Gewölbes. An einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit oder in anderer Begleitung wäre mir vielleicht sein warmes Lächeln aufgefallen, oder wie galant er sofort aufstand und mir seinen Stuhl anbot, aber hier und jetzt war das Einzige, was ich voll und ganz wahrnahm, sein britischer Akzent. Und es war völlig egal, dass er einem Mann gehörte, einem großen, schwarzen Mann, der weder in Form, Farbe noch Format auch nur die geringste Ähnlichkeit mit Miranda Priestly hatte. Ich hörte den Akzent, hörte den Mann meinen Namen aussprechen, genauso wie sie , und sofort schlug mein Puls schneller.
    »William, entschuldigen Sie, es hat nichts mit Ihnen zu tun. Es gibt da bloß ein kleines

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