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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Modeassistentinnen von Runway auf dem Sprung zu Zigaretten, Cola Light und gemischtem Grünfutter, sprich: Mittagessen. Ein Gesicht schöner, jünger und entsetzter als das andere. Es fehlte nicht viel, und sie hätten sich gegenseitig niedergetrampelt, nur um Miranda nicht in die Quere zu kommen. Es war wie bei einer Polonaise: die Menge teilte sich in der Mitte, drei weg zur Linken, zwei weg zur Rechten, und Ihre Majestät schritt mitten hindurch. Man starrte ihr schweigend hinterher, und mangels Alternativen heftete ich mich an ihre Fersen. Bekommt es sowieso nicht mit, so mein Gedankengang. Schließlich hatten wir meinem Gefühl nach gerade eine komplette, von A bis Z grauenvolle Woche in einem Kasten von
den Ausmaßen eines Kindersargs miteinander durchgestanden, ohne dass sie meine Anwesenheit auch nur mit einem Wimpernzucken zur Kenntnis genommen hätte. Doch kaum war ich aus dem Aufzug heraus, drehte sie sich zu mir um.
    »Aan-dreh-aa?« Ihre Stimme zerraspelte das gespannte Schweigen im Raum. Rein rhetorisch, dachte ich und wartete ab. Falsch geraten.
    »Aan-dreh-aa?«
    »Ja, Miranda?«
    »Was sind das für Schuhe, die Sie da tragen?« Eine Hand leicht auf die tweedverkleidete Hüfte gestützt, fixierte sie mich. Der Aufzug war längst wieder abgezischt, und zwar ohne die Gänschen von der Moderedaktion, die immer noch total von der Rolle waren, weil sie Miranda Priestly endlich in Fleisch und Blut gesehen – und gehört! – hatten. Ich spürte sechs Augenpaare auf meinen Füßen, die sich gerade noch ganz gut angefühlt hatten, jetzt aber, unter den bohrenden Blicken von fünf Mode assistentinnen und einer Modezarin, wie der Teufel zu brennen und zu jucken begannen.
    Die Beklemmung infolge der unverhofften gemeinsamen Aufzugfahrt (eine Premiere) und all der starren Blicke, die nun auf mir ruhten, schlug mir aufs Hirn; deshalb missverstand ich Mirandas Frage, was das für Schuhe seien, die ich da trüge.
    »Äh, meine?«, gab ich zur Antwort und merkte erst, als es schon heraus war, dass es nicht nur respektlos, sondern schlicht giftig klang. Die Gänseschar verfiel in albernes Geschnatter und zog damit Mirandas Zorn auf sich.
    »Ich frage mich, wieso die er-drü-cken-de Mehrheit meiner Modeassistentinnen augenscheinlich nichts Besseres zu tun hat, als zu schwätzen wie kleine Schulmädchen.« Sie nahm sich jede einzeln vor, mit ausgestrecktem Finger: selbst mit der Pistole auf der Brust hätte sie nicht einen ihrer Namen zustande gebracht.
    »Sie!«, kühlte sie den Übermut einer Neuen, die Miranda vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben sah. »Haben wir Sie
dafür eingestellt oder für die Bestellung von Garderobe für die Kostümaufnahmen?« Das Mädchen ließ den Kopf hängen und wollte etwas zu ihrer Entschuldigung vorbringen, aber Miranda hatte schon die Nächste im Visier.
    »Und Sie!«, ging sie auf Jocelyn los, die Höchstrangige unter den versammelten Modeassistentinnen und den Liebling aller Redakteurinnen. »Meinen Sie nicht, dass es Millionen von Mädchen gibt, die Ihren Job wollen und ebenso viel von Mode verstehen wie Sie?« Sie trat einen Schritt zurück, musterte die vor ihr Stehenden sorgfältig von Kopf bis Fuß, eben lange genug, dass jede sich fett, hässlich und falsch angezogen vorkam, und jagte sie dann zurück an ihre Schreibtische. Tief gesenkte Köpfe, heftiges Nicken, etliche ehrlich betreten klingende, gemurmelte Entschuldigungen, dann stoben die Damen zurück in die Modeabteilung – und ließen mich allein zurück. Wieder allein, mit Miranda.
    »Aan-dreh-aa? Ich kann es nicht durchgehen lassen, dass meine Assistentin in diesem Ton mit mir spricht«, erklärte sie und steuerte dabei auf die Tür zum Flur zu. Sollte ich ihr folgen? Hoffentlich hatte Eduardo, Sophy oder eins von den Modegänschen Emily rechtzeitig gewarnt, dass Miranda im Anmarsch war.
    »Miranda, ich -«
    »Genug.« Sie blieb bei der Tür stehen und sah mich an. »Was sind das für Schuhe, die Sie da tragen?«, wiederholte sie ihre Frage. Ihre Stimme verhieß nichts Gutes.
    Ich sah ein zweites Mal prüfend auf meine schwarzen Sandaletten und überlegte, wie ich der elegantesten Frau der westlichen Hemisphäre beibringen sollte, dass ich ein Paar Schuhe von Ann Taylor Loft trug. Ein Blick auf ihre finstere Miene: Vergiss es.
    »Die habe ich in Spanien gekauft«, sagte ich rasch und sah weg. »In einer süßen Boutique in Barcelona direkt bei den Ramblas, wo es diese neue spanische Designerserie gab.« Wo zum

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